Miau!
Ah, italienische Katze. Miao.
Ciao, deutsche Katze.
Ein Kätzchenwein?
Schon auch.
Besser als ein Gänsewein.
Oder ein Machowein.
Oder ein Mädchenwein.
Oder ein Oligarchenwein.
Oder ein postmoderner Wein.
Also ein Kätzchenwein. Allerdings mit Tradition. Martin Gojers „Miau!“ ist ein nach der metodo ancestrale vergorener Rosato frizzante. Die metodo ancestrale ist derzeit unter dem Namen Pét-Nat (kurz für pétillant naturel) in aller Munde aber eigentlich eine alte Methode der Schaumweinherstellung.

Martin Gojer verwendet dafür die Trauben 50-Jahre alter Vernatschreben, die er eineinhalb Tage lang mazeriert und in Stahltanks bis zu einem natürlichen Restzuckergehalt von 14 g vergärt. Danach füllt er den Wein in Flaschen ab, wo eine Zweitgärung stattfindet und die Kohlensäure im Miau! entsteht.

Nach einigen Monaten auf der Hefe degorgiert er den Wein und füllt ihn ohne Dosage mit etwas Miau!-Stillwein wieder auf.

STIL – MIAU PRANZEGG

Animierend, einladend, lebendig und rotbeerig. Schießt einem schlagartig Lebensenergie in die Adern. Macht Spaß und soll das auch tun. Unkompliziert, unbeschwert und zudem ein verlässlicher Begleiter, wenn es um den Verzehr deftiger Jausen geht.

Datenblatt

Rebsorte: Vernatsch
Bewirtschaftungsart: biodynamisch
Weingarten: unterschiedliche Weingärten, die alle auf vulkanischem Muttergestein und sandigen Verwitterungsböden basieren.

Vergärung: Martin Gojer verwendet dafür die Trauben 50-Jahre alter Vernatschreben, die er eineinhalb Tage lang mazeriert und in Stahltanks bis zu einem natürlichen Restzuckergehalt von 14 g vergärt. Danach füllt er den Wein in Flaschen ab, wo eine Zweitgärung stattfindet und die Kohlensäure im Miao entsteht.
Nach einigen Monaten auf der Hefe degorgiert Martin Gojer den Wein und füllt ihn ohne Dosage mit etwas Miao-Stillwein wieder auf.
Filtration: nein
SO:< 30 mg/l
Verschluss: Kronenkorken
Trinktemperatur: 8-10°C
Perfekte Trinkreife: ab sofort

Teran ist eine jener autochthonen Rebsorten, die man im lokalen Kontext und mit der kulinarischen Tradition Istriens denken sollte: mit Prosciutto und Gulasch, Jota (dem Eintopf) und Musetto (der Kochwurst), mit der Osmiza (dem Heurigen), der Bora (dem Wind) und dem Winter im Karst. Für sich alleine, auf einem Balkontischchen am Prenzlauer Berg, wäre Teran völlig verloren. Teran braucht Atmosphäre und eine fundierte Begleitung. Schafft man es ihm diese zu geben, wird man ihn nicht nur langsam zu verstehen beginnen, sondern zunehmend Freude an ihm haben. Teran hat immense Energie und eine zupackende, lebhafte Säure. Seine Farbe ist so dunkel, dass er im Karst über lange Zeit das Allheilmittel gegen Blutarmut war. Mit einer ordentlichen Portion önologischer Hilfsmittel könnte man ihm seiner Ecken und Kanten berauben und ihn wie McMurphy in „Einer flog über das Kuckucksnest“ gesellschaftskompatibel machen. Doch das würde ihm auch seines Charakters, seiner Identität und seiner Lebensgeister berauben.

Branko und Vasja Čotar spülen nicht weich. Nie. Nicht bei ihren maischevergorenen Versionen weißer Trauben und erst recht nicht bei ihren beiden Teraninterpretationen.

TERAN 2011

Der stille Teran wird in offenen Holzbottichen für 10 Tage auf den Schalen vergoren und landet danach für 4 Jahre in 1500 Liter Holzfässern, ehe er ungefiltert gefüllt wird.

STIL

Vasja Čotar bezeichnet seinen Teran als nervös und sehr typisch. Das trifft es dann auch schon gut. Hinzu kommen Aromen, die einen Bogen durch den Karst spannen und Kräuter, Steine, Beeren und das Meer suggerieren. Windgegerbt und sehnig beschreibt seinen Körper wohl besser als elegant und muskulös. Gemeinsam mit fetten Würsten verwandelt sich die Nervosität in Ruhe und Gelassenheit.

Datenblatt

Rebsorte: Teran
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Terra rossa, auf ca. 100 Meter in Meernähe, 7000 Stöcke am Hektar
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen, 10-tägige Meischegärung in 2000 Liter großen offenen Holzbottichen
Ausbau: 48 Monate in 1500 Liter Holzfässern,
Filtration: nein
SO: ungeschwefelt
Alkoholgehalt: 11,50 % vol
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2030

ČRNA 2009

Der Črna  ist ein, nach der Mèthode traditionelle hergestellter Schaumwein und eine logische Antwort auf die, der Rebsorte innewohnenden Eigenschaften. Auch wenn sich Vater & Sohn Čotar bei der Weinwerdung an Herangehensweisen aus der Champagne orientieren, machen sie doch vieles anders als gemeinhin üblich. Sie lesen spät und bei voller Reife, keltern einen klassischen Rotwein und lassen ihn für fünf Jahre in Holzfässern reifen. Erst dann wird etwas Süßmost (aus Teran) hinzugefügt und die Zweitgärung in der Flasche gestartet, wo sich in den folgenden 12 Monaten eine feine und lebhafte Perlage entwickelt.

STIL

Fleischig, saftig und dunkel. Hat die Power eines wichtigen Rotweins und die Frische und Lebendigkeit eines großen Schaumweins. Wald, Erde und Beeren. Druckvoll, geradlinig, zieht wie eine Rakete seine Bahn in Richtung Gaumen, kompromisslos, einmalig, wie auch der stille Teran eine sichere Nummer mit Prosciutto, Salami und anderen Schweinereien.

Datenblatt

Rebsorte: Teran
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Terra rossa auf Kalk, auf ca. 100 Meter, in unmittelbarer Nähe zum Meer und zu den Bergen, 7000 Stöcke am Hektar
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen, 10-tägige Maischegärung in 2000 Liter großen offenen Holzbottichen, nach fünfjährigem Ausbau im Holzfass Zweitgärung über 12 Monate in der Flasche.
Ausbau: 60 Monate in 1500 Liter Holzfässern, 12 Monate in der Flasche
Filtration: nein
SO: ungeschwefelt
Alkoholgehalt: 11,50 % vol
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2030

Manche Rebsorten schaffen den Sprung über die lokalen Grenzen hinaus, anderen gelingt das nicht, wobei nicht immer klar ist, woran das liegen mag. Spergola hat eine feine Aromatik, die klassisch vergoren an weiße Blüten erinnert. Vinifiziert man auf der Maische kommen oft noch Orangenschalen und Gewürznelkenaromen dazu. Dazu hat sie eine animierende und lebendige Säure, die sie vor allem für Schaum- und Süßweine prädestiniert. Die Grenze der Emilia hat die Sorte trotzdem nie èberschritten – und eigentlich gibt es sie nur rund um Scandiano. Daran hat auch die Tatsache nichts geändert, dass – laut Ian d’Agata – Bianca Capello, einst Großfürstin der Toskana ein bekennender Fan war und auch nicht, dass Matilde von Canossa einst Papst Gregor VII eine Flasche vermachte. All das ist ein wenig schade und macht doch nicht allzu viel aus, denn immerhin gibt es mit Ca’de Noci (die Riserva dei Fratelli gehört definitiv zu den ganz großen Schaumweinen Italiens) und Cinque Campi ein Gespann an Winzern, die seit Jahren das ganze Potenzial der Rebsorte offenlegen – und so viel man hört, auch dafür gesorgt haben, dass die Rebsorte von einer neuen Generation an Winzern wieder zunehmend ausgepflanzt wird (u.a. Denny Bini von La Cipolla)

Best of Spergola

Ca’de Noci: Querciole (frizzante)
Ca’de Noci: Riserva dei Fratelli (spumante)
Ca’de Noci: Notte di Luna (still – Cuvèe aus Moscato, Malvasia & Spergola)
Cinque Campi: Bora Lunga
Cinque Campi: L’Artiglio (spumante)

Maurizio Donadi war einmal ein junger talentierter Önologe. Heute ist er noch immer ziemlich jung, talentiert sowieso, nur den Önologen hat er über Bord geworfen. Es hat einige Zeit gedauert, um sich der Dogmen zu entledigen, die man ihm über Jahre hinweg eingetrichtert hat. Auslöser für seine Metamorphose war ein halbtägiger Lehrgang  über biodynamische Landwirtschaft, ein weiteres Schlüsselerlebnis seine konsultative Tätigkeit für Alessandro Sgaravatti vom Castello di Lispida, wo biodynamischer Weinbau mit den Methoden Masanobu Fukuokas kombiniert wird, was in wenigen Worten darauf hinausläuft, dass der Natur das erste und letzte Wort überlassen wird.

Er adaptierte diese Methoden auf eine Handvoll alter Familien-Weingärten, deren Überreste er in San Polo di Piave langsam wieder rekultivierte und begann dort Weine zu keltern, die zwar jeder Lehrmeinung widersprechen (er nennt sie önologische Katastrophen), dafür extrem gut schmecken. Ein paar Kilometer südlich des Prosecco-Kernlandes gelegen, nahm er sich eines Weinstils an, bei dem Lehrmeinungen ohnehin schonungslos demonstieren, was passiert, wenn man ihnen blind folgt, und interpretierte ihn völlig neu.

Sein erster Wein war naheliegenderweise ein Prosecco, Methode ancestral, und wie der Name schon andeutet, meilenweit von den Autoenklaven der regionalen Industrieproduktion entfernt. Das führt – da der Wein nicht degorgiert wird und sich die Hefen letzten Endes am Flaschengrund wiederfinden (colfòndo) – zwar zu einer für alle sichtbaren Trübung, doch eben auch zu einem einladenden Aromaprofil (Äpfel, weiße Blüten) , das man in den gängigen Prosecchi der Region lange suchen kann.

Maurizios großes Meisterwerk und der zurzeit vielleicht beste Prosecco überhaupt ist sein Prosecco Anfora, den er in kleinen Mengen in großen Flaschen abfüllt – es gibt ihn nur in Magnums, was dezent darauf verweist, dass man ihn reifen lassen sollte. 15 Tage auf der Maische in einer 4000 Liter Amphore bilden die Basis, danach wird gepresst und in kleinen Amphoren ausgebaut. Der Rest läuft wie schoon beim Prosecco colfòndo ab, das Resultat ist allerdings um einiges profunder: neben Blüten, Salz, Brot und Zitrusfrüchten hat man es vor allem mit einer Textur zu tun, die dicht, konzentriert und saftig ist und mächtig Druck in Richtung Gaumen macht.

Neben den beiden weißen Schaumweinen, gibt es auch noch – der Tradition des Piave folgend – eine rote Version, die zu hundert Prozent auf Raboso beruht. Blüten und rote Frucht kontern dabei einer der Rebsorte immanenten Säure, die sie für Schaumweine prädestiniert und sie zudem zu einem exzellenten Essensbegleiter rustikaler Gerichte macht. Abgerundet wird das sprudelnde Repertoire von einem simplen Rosso, der dank fünfzigprozentigem Cabernet Sauvignon Anteil Kräuter- und Johannisbeeren in den Aromatalon beisteuert, der zudem von den klassischen Blütennoten des Raboso geprägt ist (die anderen fünfzig Prozent).

Neun Generationen haben den Weg vorgezeichnet, auf dem auch Gianluigi Bera durch sein Leben schreitet. Er ist genau wie seine Vorfahren Weinbauer, hoch oben in den Hügeln bei Asti, genauer in Canelli, einer Zone, die vor allem für seinen Moscato berühmt ist. Seit 1758 pflanzen die Beras dort Reben aus. Heute sind es insgesamt 12 Hektar die damit bestockt sind. Vor allem Moscato (mit Abstand der beste den ich jemals getrunken habe) aber auch Favorita, Arneis und Vermentino für den Arcese, einem brillanten sprudelnden allerdings trockenen Gegenentwurf zum Moscato sowie Barbera und Dolcetto für die drei Rotweine.

Die Weingärten spannen sich über gut zwei Hektar rund um das Weingut und decken alle möglichen Expositionen ab – die Parzellen spannen sich von Süden nach Norden und steuern damit ihren Part zur Persönlichkeit der Wein bei. Ein weiterer Stein im komplexen Mosaik des Bera’schen Terroirs sind die steil abfallenden, kalkdurchzogenen Böden, die seit 1964 (!) biologisch bewirtschaftet werden. Wobei in den späten 90er Jahren, die natürliche Herangehensweisen zusätzlich vertieft wurde. Wesentlich verantwortlich dafür war der Besuch einer Handvoll Winzer aus dem Beaujolais, die – angeführt vom großen Marcel Lapierre – inmitten der Moscato-Industrie auf der Suche nach einem Handwerker alten Schlages war. Gianluigi muss damals knapp über 20 gewesen sein, alt genug, um zum alten Schlag zu gehören und den vinologischen Traditionen der Regionen verbunden zu sein. Und jung genug, um die Ideen und Methoden der französischen Naturweincombo zu verinnerlichen und umzusetzen.

Im Weingarten wird weiterhin rigoros biologisch gearbeitet, wobei er seit ewigen Zeiten nicht mehr düngt und letztlich auf den sukzessiven Humusaufbau vertraut, der sich durch die jahrzehntelange Begrünung ergeben hat. Im Keller arbeitet er konsequent ohne den Einsatz von Chemikalien (ausnahme Schwefel vor der Füllung) oder hochgezüchteter Hefen. Vergoren und ausgebaut wird in Stahl und Zement, wobei er den Weinen , die erforderliche Zeit gibt, um ihr natürliches Gleichgewicht zu finden. Seine fünf Weine zahlen ihm diese Sorgfalt auf filigrane, lebendige, originelle, unaufdringliche und doch extrem nachhaltige Art und Weise zurück. Jenseits der Welten des Nebbiolo (neben denen fast alles verblasst) gehört Gianluigi Bera definitiv zu den ganz großen Winzern des Piemont.

Denny Binis Weine

Denny Binis Weine

Die Weine von Denny Bini stammen aus biologisch bewirtschafteten Weingärten. Die Erstgärung bei seinen vier Schaumweinen setzt spontan ein und da die Zweitgärung nicht degorgiert wird, finden sich naturgemäß ein paar Trubstoffe. Der totale Sulfitgehalt liegt generell bei ca. 30mg/l, der Alkoholgehalt der Schaumweine liegt selten über 12%.

Der Levante 90 (Malvasia) ist knackig, lebendig, aromatisch und so frisch und druckvoll, dass man endlich glaubt die Alternative zum Nachmittagsbierchen gefunden zu haben. Der Rosato (Rosa dei Venti – Malbo Gentile/ Grasparossa) – wie schon der von Luciano Saetti – ist geschmeidig und saftig und die Alternative zum zweiten Krügel. Danach wird es profunder: der Grasparossa (Ponente 270) kombiniert sich bestens mit einer Zigarre und selbst wenn die fehlt, hat man ein wenig Tabak in Nase und Mund, der Fuso 21 (die Lambruscosorten) ist weich, dicht und rund, der stille Malbo (Maestrale 315) dagegen erdig, ledrig, substantiell, würzig und dicht. Alles total beeindruckend.

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Maestrale 315: Malbo Gentile ist eine der großen Unbekannten in der roten Ampelographie Italiens. Sie wächst einzig zwischen Modena und Reggio Emilia und ergibt Weine, die besser in den Winter als in den Sommer passen.

Dennys Version stammt von kalkdurchsetzten Tonböden, die nach 40 Zentimeter von einer steinigen Schicht abgelöst werden. Die Rebstöcke wurden 2003 gepflanzt und tragen knapp 7000 Kilo am Hektar – das mag viel erscheinen, ist jedoch für die fruchtbaren Verhältnisse der Lambuscoregion am untersten Ende. Vergoren wird spontan, die Mazeration beträgt ca. 3 Wochen, wobei diesbezüglich der Jahrgang sein Wort mitzureden hat. Ausgebaut wird in gebrauchten Barriques, es wird weder gefiltert noch geschönt, geschwefelt wird vor der Füllung (Gesamt ca. 30mg/l). All das ergibt einen Wein, der dunkel wie Teer, Lakritze und Zwetschken ist und auch ein wenig so schmeckt. Da die Malbo Schale dick wie Baumrinde hat, legt sich ganz ordentlich Gerbstoff auf den Gaumen, zu dem sich aber auch noch kräftige Würze, saftige Frucht und ledrige Noten gesellen. In guten Jahren entwickelt er sich locker über 8-10 Jahre.


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