In Baone, dort wo die Vulkanhänge der Colli Euganei langsam in die Pianura Padana übergehen, befindet sich Ca’Orologio. Es ist Agriturismo und Weingut in einem.

Der Agriturismo befindet sich in einer wunderschönen venezianischen Villa, von denen es in den Colli mehr gibt als Casinos in Las Vegas. Alles perfekt restauriert und mit einem ausladenden Garten als Hinterhof, der von einem Weingarten abgeschlossen wird, über den man hinüber zum Monte Cecilia sieht. In dessen Kalkböden wurzeln die Reben für einige der besten Weine der Hügel und auch Ca’Orologio bewirtschaftet an seinen Hängen ein paar Parzellen.

Ca’Orologio, das ist vor allem Maria Gioia Rossellini. Eigentlich aus Treviso stammend, entwickelte sie schon in jungen Jahren eine Leidenschaft für das Landleben. Sie zog in den 1990er Jahren in die Hügel und nachdem sie die Villa renoviert und den Agriturismo etabliert hatte, begann sie sich zunehmend mit Weinbau zu befassen. Von der erste Sekunde an biologisch wirtschaftend, erschloss sie sich sukzessive die Welt des Weins und setzte sich immer höhere Ziele. Heute träumt sie vom idealen Wein, aus dem man ihre Ideen, das mediterrane Klima, die Vulkane, den Kalk & die Sorte schmecken kann, kurz all das, was sie umgibt und beschäftigt.

Dafür stehen ihr eine Handvoll Rebsorten zur Verfügung, die zwar allesamt seit Jahrhunderten in den Colli Euganei eine Heimat haben, deren Herkunft allerdings – mit einer Ausnahme – mit völlig anderen Weinbauregionen gleichgesetzt wird. Der Relogio, mit dem sie seit Jahren an ihrem Traum kratzt und der sich längst als einer der bester Rotweine der Colli Euganei und des Veneto etabliert hat, besteht  aus gut 80% Carmenere und knapp 20% Cabernet Franc, der Calaone ist eine Cuvée aus Merlot, Cabernet Sauvignon und einem Schuss Barbera.

Über die Gründe für die Omnipräsenz französischer Sorte scheiden sich die Geister. Die einen meinen, sie wären vor 150 Jahren von italienischen Landarbeitern aus dem Bordeaux mitgebracht worden, andere meinen, dass sie auf die Freundschaft der Conti Corinaldi, den einstigen Besitzern des Castello di Lispida, mit Bordelaiser Gutsbesitzern zurückgehen. Fakt ist, dass Merlot heute mit über 500 Hektar Rebfläche, eindeutig den Ton in den Hügeln angibt.

Zu den internationalen Sorten gesellen sich auch noch Moscato Giallo, die klassische weiße Sorte in den Hügeln und als regionales Aushängeschild die rote Raboso, deren Etymologie schon das andeutet, was die Sorte ausmacht. Raboso leitet sich vom Wort rabbioso ab, was übersetzt wütend, zornig und ungezügelt bedeutet. Grund dafür sind wirklich zupackendes Tannin und eine Säure, die den weißen Sorten der Region gut stehen würde.

Vergoren wird spontan und abgesehen vom Salarola, der weißen Cuvée, die im Edelstahltank ausgebaut wird, landen alle anderen Weine über Jahre hinweg in Holzfässern. Geschönt und gefiltert wird nie, geschwefelt erst am Ende vor der Abfüllung. Gelagert wird übrigens direkt im Agriturismo, in einem Raum der bis obenhin mit Holzfässern angefüllt ist und dessen Organisation eine logistische Meisterleistung darstellt.

Salaróla: Moscato Giallo & Pinot Bianco. Im Stahltank ausgebaut. Ein spannender Gegenentwurf zu den Weinen, die man sonst mit Gelbem Muskateller verbindet. Saftig, druckvoll, dicht. Kraftvoller Körper. Steinig und duftig. Weiße Fruchtaromen.

Cao: Raboso. Reift über zwei Jahre im Barrique und danach noch ein Jahr in der Flasche. Blütennoten, rotbeerig, Zitrus. Hat normalerweise eine nicht zu unterschätzende Säure, allerdings auch einen profunden Körper. Eigenwillig und nicht ganz einfach.

Calaone: Merlot, Cabernet Sauvignon & Barbera. Über zwei Jahre gereift, ein Jahr davon im Barrique. Dunkelfruchtig, konzentriert, mediterran und würzig. Ausgewogen, tief und lang.

Relogio: Carmenere & Cabernet Franc – spannende Rebsortenkombination.  Dunkle Fruchtnoten, Kräuter und Pfeffer. Dicht, vollmundig aber dank ausbalancierter Tannine und Säure auch fokussiert. Hat Trinkfluss, Potenzial und macht Lust auf mehr. Sehr gut.

Mezzo: Ein metodo classico aus Raboso – genau das, was man aus der Rebsorte machen sollte. Leider noch nie getrunken.