Nino Barraco

In Italien finden an den unterschiedlichsten Standorten kleine bis größere Renaissancen und Revolutionen in Sachen Wein statt. Im Chianti Classico beispielsweise, wo sich immer mehr Winzer dem glattgebügelten Stil der letzten Jahrzehnte widersetzen und diesem mit vitaleren, kantigeren aber eben auch wesentlich spannenderen Weinen kontern. Oder aber in Marsala, der westsizilianischen Hochburg des sich im Sinkflug befindlichen gleichnamigen Weins. Dort werkt eine Handvoll Winzer an einer Neudefinition der Region und bringt dabei Weine in die Flasche, die sich viel mehr Aufmerksamkeit verdienen würden.

Federführend verantwortlich für die Aufbruchsstimmung in Marsala ist Nino Barraco, der im Jahr 2004 das Weingut seiner Eltern und Schwiegereltern vereinte und im Laufe der Jahre auf insgesamt 10 Hektar erweiterte. Alle Weingärten atmen die Luft des Südens, sind vom Meer, der Sonne und dem Scirocco, dem oft über die Reben fegenden Wind aus der Sahara geprägt. Barraco hatte kein Interesse am Niedergang des klassischen Weinstils mitzuarbeiten und beschloss mit trockenen Weiß- und Rotweinen Neuland zu betreten. Das größte Problem stellte dabei die oft zu niedrige Säure in den Trauben und in der Folge im Wein dar.

Anstatt auf das prinzipiell legale Mittel der Aufsäuerung zurückzugreifen, beschloss Barraco, die Bewirtschaftung im Weingarten umzustellen. Er reduzierte den Ertrag drastisch, erhöhte die Blattoberfläche der Reben, stellte dort, wo er es für sinnvoll erachtete, von Kopf- auf Drahterziehung um und sorgte durch kompromisslos biologische Bewirtschaftung für vitale Böden. All diese Maßnahmen sorgten auf natürliche Weise für eine höhere Säure in den Trauben.

Verarbeitet werden diese auf handwerkliche Art und Weise, wobei Barraco dort, wo es im sinnvoll erscheint, auf die Mitteln der önologischen Moderne zurückgreift. Da es in Marsala während der Lese oft noch weit über 30° haben kann, reguliert er beispielsweise während der Mazeration seiner weißen (3-4 Tage) und roten Trauben (ca. 14 Tage) die Temperatur. Die Gärung startet spontan mit wilden Hefen, der Ausbau findet durch die Bank in Zement oder Stahltanks statt, gefüllt werden die Weine ungefiltert und gelegentlich auch ungeschwefelt.

Weine – eine Auswahl

Nino Barraco hat mittlerweile ein Portfolio aus gut 10 Weinen, von denen sich eigentlich alle lohnen. Hier nicht besprochen aber absolut empfehlenswert sind seine beiden Süßweine und sein Pre-British (dazu ein andermal mehr).

Zibibbo: Einer der Klassiker des Hauses Barraco. Wurzelt in sandigem, von Kalk durchsetztem Terrain. Wurde über ca. 5 Tage mazeriert und über ein Jahr in Zement ausgebaut. Riecht nach Zitrusfrüchten, mediterranen Kräutern und Ingwer. Ist elegant und lebendig, fein aromatisch und perfekt ausbalanciert. Endet saftig und lang.

Grillo: Ein weiterer Klassiker, diesmal aus der paradigmatischen weißen Rebsorte Marsalas. Wird ebenfalls ein paar Tage mazeriert und danach in Zement ausgebaut. Ist gewichtiger als der Zibibbo. Bleibt dabei aber stets druckvoll und vital. Punktet mit nussigen Noten, Mandeln und reifen gelbfruchtigen Aromen. Säure und Gerbstoff sorgen für Struktur und straffen den Körper. Sehr gut.

Catarratto: Die dritte wichtige weiße Rebsorte Marsalas. Wird wie auch Grillo und Zibibbo kurz mazeriert und in Zement gereift. Wirkt frischer und lebendiger aber auch weniger komplex als der Grillo. Eignet sich mit seinen delikaten floralen und fruchtigen Noten bestens als Terrassenwein und Begleiter zu Fischgerichten. 

Nero d’Avola: Über gut sechs Monate im Stahltank und danach noch weitere 18 Monate in der Flasche gereift. Riecht und schmeckt nach Brombeeren, schwarzen Oliven, Pfeffer und süßen Gewürzen. Hat Kraft und nicht zu knapp Gerbstoff. Wirkt dennoch frisch und hat Trinkfluss. Endet dunkelfruchtig und saftig. 

Kontakt

Nino Barraco
Adresse: Contrada Bausa, Marsala
Telefon: +39 389 7955357
E-mail: info@vinibarraco.it
Webseite: vinibarraco.it


Rebsorten: Grillo, Catarratto, Zibibbo, Nero d’Avola, Pignatello
Rebfläche: 10 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: decanto.it; vinidudshop.com

AT/DE/CH: vinifero.at;