Guttarolo

„Der Grund liegt im Boden“, meint Cristiano Guttarolo und löst damit die Frage auf, warum sein vitaler und strukturierter Primitivo einen solchen Kontrapunkt zu den normalerweise recht fetten, weichen und oft erschlagenden Versionen der wichtigsten apulischen Rebsorte darstellt.

Der Boden also – das ewige Argument. Meistens steht man dann in der Gegend rum, nickt bejahend und verständnisvoll den Kopf und vermutlich ist das auch das Beste, was man tun kann. Wirklich verstehen kann man den Einfluss von Böden vermutlich nur dann, wenn man wie Cristiano Guttarolo jeden Tag darauf steht, mit ihm arbeitet und sukzessive seine Eigenheiten wahrnimmt. Bei Cristiano haben wir Terra Rossa zu unseren Füßen, wobei sich nur wenige Zentimeter darunter dicke Kalkschichten breitmachen, die ähnlich wie bei den Winzern im Roussillon (Gauby, Matassa…) dafür sorgen, dass die pH-Werte niedrig und die Textur der Weine straff bleibt.

Cristianos Weingärten befinden sich auf der Hochebene der apulischen Murgia, wobei hoch hier ca. 400 Meter bedeutet. Die etwas kühleren Temperaturen und das bisschen Wind sind ähnlich wichtig wie die kalkigen Böden und tragen mit dazu bei, die Rebsorte in ein straffes Korsett zu schnüren. Ein ordentlicher Rausch geht sich dabei trotzdem recht problemlos aus, denn unter 14% Alkohol kriegt auch Cristiano seine Primitivointerpretationen (drei + gelegentliche Experimente) nicht in die Flasche.

Was auch nicht verwundert. In Apulien brennt die Sonne nicht nur zwei Wochen im Jahr in die Weingärten. Im Grunde, meint Cristiano, regnet es im Sommer so gut wie nie und heiß ist es noch dazu. Das sieht man. Die Böden sind ocker, das Gras, das noch im Frühling zwischen Primitivo-, Negroamaro- und Verdecastöcken wucherte, ist vertrocknet. Bewässert wird trotzdem nicht.

2004 übernahm Cristiano 2,2 Hektar alte, in alberello erzogene Primitivo-Weingärten von seinem Opa und machte sich auf den steinigen Weg der Rebsorte ein neues Gesicht zu verleihen. Dafür schaffte er sich erstaunlicherweise gleichmal ein paar umbrische Amphoren an (die Arbeit eines Freundes) und probierte aus.

Holz, meinte er, hätte dem ohnehin wuchtigen Primitivo noch mehr Gewicht verliehen, er wollte allerdings Leichtigkeit, Eleganz und Frische. Stahltanks wären eine Möglichkeit gewesen (er verwendet sie für seine Basisweine), der Ausbau in der Amphore war eine andere. Heute stehen gut und gerne 25 Amphoren in seinem Keller herum und darin wird nicht nur Primitivo gekeltert, sondern auch Verdeca. Ausgebaut werden Rot- wie auch Weißweine übrigens über 12 Monate, manchmal auch länger, je nachdem, ob er die Amphoren für den Folgejahrgang braucht oder nicht.

Weine – eine Auswahl

Struktur und Vitalität sind die herausragenden Komponenten der Weine von Guttarolo, ganz egal ob es sich um den Lamie delle Vigne (einen reinsortigen Primitivo) oder den JOHA dreht, eine Cuvée aus Negroamaro und Primitivo, der seine 14% bestens hinter dunklen, kühlen Fruchtnoten und mächtig Pfeffer versteckt.

Der Kracher des Sortiments ist jedoch der Rosso Amphora, der – lang, saftig, vielschichtig und lebendig – Primitivo auf eine völlig neue Ebene hebt. Er ist gleichzeitig gehaltvoll und filigran, geradlinig und tiefgründig, komplex und doch einladend und zumindest meiner Ansicht nach einer der großen Rotweine Süditaliens.

Auch in Weiß legt Cristiano die Messlatte für die anderen apulischen Winzer hoch. Der Bianco ist eine geradlinige, filigrane und elegante Cuvée aus Verdeca, Malvasia und Fiano d’Avellino, die ebenfalls in der Amphore vinifiziert wird und mit mediterranen Aromen (Kräutern, Zitrusfrüchten) beeindruckt. Der Bianco Amphora (Verdeca, Chardonnay) ist dem einfachen Bianco nicht unähnlich, ist aber aufgrund einer einwöchigen Mazeration vor dem Ausbau in der Amphora etwas gerbstoffreicher und eher für die Zukunft konzipiert.

Seit Kurzem beschäftigt sich Cristiano Guttarolo auch mit Rosato, von denen es meines Wissens zwei gibt, die ich allerdings nicht kenne.

Kontakt

Cristiano Guttarolo
Adresse: Via Lamie di Fatalone km 2,385, 70023 Gioia del Colle (BA)
Email: info@cantineguttarolo.it
Webseite: www.cantineguttarolo.it


Rebsorten: Primitivo, Negroamaro, Verdeca, Fiano, Chardonnay
Rebfläche: 6 Hektar
Pflanzenschutz: Kupfer, Schwefel
Biologisch: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: decanto.it

AT/DE/CH: –