Gueli

Schonmal vorab. Calogero, Giuseppe und Davide Gueli keltern exzellente Weine. Nicht aus Nerello Mascalese und folglich nicht vom Ätna, sondern – man mag es kaum glauben – aus Nero d’Avola, einer Sorte, die einen im Normalfall eher zu Wasser als zum Wein greifen lässt.

Gründe dafür gibt es gleich einige: drei talentierte Winzer – die Söhne von Vincenzo Gueli, der 1986 das Weingut in Grotte, in der Nähe von Agrigento gründete – die im Weingarten wie im Keller eine Menge richtiger Entscheidungen getroffen haben und treffen. Und ein Terrain, das offensichtlich wie gemacht für Nero d’Avola zu sein scheint. Zwischen 450 und 550 Meter gelegen – angesichts dessen, dass sich das Meer in unmittelbarer Nähe befindet, also mitten in den Bergen – baut man auf ein kühles Klima und zwei unterschiedliche Bodenstrukturen, Kalk (Calcareaus) und Talk (Erbatino), die zwei sich deutlich voneinander unterscheidende Weine hervorbringen.

In den Weingärten, die sich in Hängen über das Weingut hochziehen, wird biologisch gearbeitet. Die Reben – eine jener durchdachten Entscheidungen, für die schon Vincenzo verantwortlich war – werden in Tendone, einer Pergolavariante erzogen, was angesichts der Sonneneinstrahlung und Sommertemperaturen im Süden Siziliens definitiv Sinn macht (die Leute, die einem in den diversen Wein-Fortbildungskursen immer wieder eintrichtern wollen, dass man in Pergolen keine ordentlichen Weine machen kann, sollten sich mal mit dem Calcareaus von Gueli auseinandersetzen – oder aber, nur um die Ausnahme der Regel zu bestätigen, mit dem Amarone von Ca‘ la Bionda). Eine weitere, ganz wesentliche Entscheidung, war und ist die Wahl diverser Nero d’Avola Biotypen im Weingarten, die keine einheitlichen sondern höchst unterschiedliche Rebstöcke und Beeren hervorbringen und folglich für eine entsprechende Diversität innerhalb des Rebmaterials sorgen – das bringt natürlich nur dann was, wenn man seine Rebstöcke bestens kennt.

Im Keller setzt man anfangs auf Zement und wilde Hefen. Nach der Gärung bleiben die Schalen weitere 2-3 Wochen mit dem Wein in Kontakt, ehe bei einem ersten Umzug in kleine Holzfässer das erste und einzige Mal geschwefelt wird. Zwei bis drei Jahre bleiben die Weine im Holz, danach wird ungefiltert und ohne weitere Schwefelzugabe gefüllt.

Weine – eine Auswahl

U‘ Carusu: Rosato aus Nero d’Avola. Die Trauben stammen aus Vorlesen für den Calcareus und den Erbatino. In Zement vergoren und ausgebaut. Der Carusu betont die leichtfüßige Seite der Nero d’Avola, setzt auf Frische und Vitalität und möchte im Grunde nichts anderes sein als ein animierender und leicht zu trinkender rosato – was er auch ist.

U‘ Russu: Nero d’Avola aus diversen Weingärten rund um das Weingut in Grotte. Wird per Hand gelesen und über 6-8 Tage spontan in 2000 Liter großen Zementzisternen vergoren. Danach wird der U’Russu in kleinere Zementbehältnissen umgezogen, wo er bis zum darauffolgenden Mai lagert, ehe er ungefiltert und ungeschwefelt gefüllt wird und für ein halbes Jahr in der Flasche weiterreift. Mediterran, erdig und dunkelfruchtig. Die Textur ist dicht und stoffig, das Tannin ist samtig, die Säure animierend aber bestens eingebunden.

Calcareus: Nero d’Avola. Wird über 6-8 Tage spontan in Zementzisternen vergoren und danach noch für weitere 40-50 Tage auf den Schalen belassen. Der Ausbau erfolgt in gebrauchten 220-Liter Fässern über 24-30 Monate. Ist elegant, kühl und präzis. Wer auf die Hitze des sizilianischen Südens hofft, sollte zu einer anderen Flasche greifen. Der Calcareus ist ein Kind seines Terroirs und das vereint Kalk und der Höhe geschuldete Tag-Nacht-Unterschiede, die dazu führen, dass der Wein nicht nur profund und dicht ist, sondern auch noch stringent und kompakt.

Erbatino: Der Erbatino wird wie der Calcareaus über 6-8 Tage spontan in Zementzisternen vergoren und danach noch für weitere 40-50 Tage auf den Schalen belassen. Der Ausbau erfolgt in gebrauchten 220-Liter Fässern über 24-30 Monate. Er ist saftig, kraftvoll und dynamisch und weit entfernt von den plumpen und oft überreifen Assoziationen, die man mit der Sorte verbindet. In der Nase öffnen sich frische Kirschnoten und vermengen sich mit maritimen Kräutern und balsamischen Aromen. Eingebettet sind sie in eine dichte und engmaschige Textur, der es weder an Gerbstoff noch an Säure mangelt.

Kontakt

Davide Gueli
Adresse: Via G. Di Vittorio 22, 92020 Grotte (AG) – Italia
Telefon: Davide Gueli +39 320 2633268, Giuseppe Gueli +39 328 3420183
Webseite: www.gueli.it


Rebsorten: Nero d’Avola
Rebfläche: 10 ha
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: decanto.it; callmewine.com

AT/DE/CH: vinonudo.at