Praesidium
Praesidium, das war früher das Weingut von Enzo und Lucia Pasquale, die es 1988 gründeten; heute bewirtschaften ihre Kinder Ottaviano und Antonia die insgesamt 5 Hektar in Prezza im Valle Peligna, einer Ecke, die selbst für die ohnehin ruhigen Abruzzen entschleunigt wirkt.
Links und rechts steigen die Montagne del Morrone und die Montagne del Maiella auf, zwei Bergmassive, die beim Giro d’Italia oft die Spreu vom Weizen trennen und auf dessen Kuppen und Kämmen auch im Juni noch Schnee liegt. Praesidiums Montepulciano wurzelt im ebenen Talgrund auf 400 Metern Höhe, ist aber doch eminent von seiner Umgebung beeinflusst. Blüte und Lese sind spät. Der Boden ist zwar vom Schwemmland des durch das Tal fließenden Sagittario geprägt, das darunter liegende Gestein ist allerdings felsig und stark kalkhaltig. Obwohl die Bedingungen alles andere als einfach scheinen, weisen schon Chroniken aus dem 18. Jahrhundert Prezza und das benachbarte Bugnara als ideale Standorte für die Rebsorte aus.
Enzo Pasquale wusste jedenfalls genau, was er tat, als er vor dreißig Jahren die Weingärten kaufte und damit die Rebfläche seiner Eltern und Großeltern um ein paar Hektar aufstockte. Er beschäftigt sich nunmehr seit über 60 Jahren mit der Sorte und die Leidenschaft und Sorgfalt, die er dafür aufbringt, hat er auch an seine beiden Kinder weitergegeben.
Der Ansatz ist dabei sowohl im Weingarten wie auch im Keller ein handwerklicher und, was schön ist, einer, in dem zumindest im Wortschatz von Ottaviano immer wieder das Wort Kultur auftaucht – er sieht Wein als das, was er ist, nämlich als ein Produkt, das aus der Interaktion zwischen Mensch und Natur entsteht – Naturwein und Kulturwein zu gleichen Teilen.
Im Keller, der sich in einer in den Berg getriebenen Höhle am höchsten Punkt von Prezza befindet, wird dann versucht, genau das, was die Weine draußen beeinflusst, auch im Wein erfahrbar zu machen. Dafür setzen sie auf spontane Vergärung im Stahltank und einen zweijährigen Ausbau in gebrauchter französischer und slawonischer Eiche. Danach wird ungefiltert und mit einer minimalen Dosis SO₂ gefüllt und weitere sechs Monate gewartet bis der Wein auf den Markt kommt.
Weine – eine Auswahl
Montepulciano d’Abruzzo Riserva: Über zwei Jahre in gebrauchter französischer und slawonischer Eiche ausgebaut. Saftig, konzentriert und engmaschig, hat Tannin, das man spürt und Säure, die den Wein recht schnörkellos in Richtung Gaumen lenkt. Er ist gewichtig, aber auch, sofern man das jemals über einen Montepulciano sagen kann, einigermaßen elegant. Die Frucht ist dunkel aber frisch, der Abgang lang und kompakt.
Cerasuolo d’Abruzzo: Hat eine Farbe, über die sich jeder Pinot freuen würde und von dem die Alten in Prezza sagen, dass man ihn früher immer so gemacht hat – ein Mittelding zwischen Rotwein und Rosato, rotbeerig, saftig, druckvoll, animierend und fleischig.
Ratafìa: Ein Likör aus Montepulciano und Kirschschnaps, der zur Bergwelt der Abbruzzen gehört wie Kutteln zu Rom oder Tortellini zu Bologna. Ratafia schmeckt fantastisch und wer in die Abruzzen und zu Praesidium kommt, sollte sich unbedingt eine Flasche davon besorgen.
Kontakt
Ottaviano Pasquale
Via Giovannucci, 24, 67030 Prezza (AQ)
Ottaviano: +39 349 1760737
Antonia: +39 349 4125167
email: info@vinipraesidium.it
www.vinipraesidium.it
Rebsorten: Montepulciano
Rebfläche: 5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein
Bezugsquellen:
Ab Hof: ja, nach Voranmeldung
Aus Italien online: –
AT/DE/CH: –