Aglianicone und Aglianico sind eigentlich zwei unterschiedliche Rebsorten, mit unterschiedlicher DNA. Angeblich sind sie nicht einmal miteinander verwandt. Aber dann lässt das anfängliche „eigentlich“ schon vermuten, dass die Dinge nicht ganz so einfach sind. Was vor allem damit zu tun hat, dass Aglianicone stets in der Nähe von Aglianico wuchs und über lange Zeit einfach als Variation von Letzterem angesehen wurde. Darauf verweisen auch andere Namen des Aglianicone, der in frühen Aufzeichnungen auch „Aglianico femmina“, Aglianico bastardo und Aglianico di Caiazzo genannt wurde.
Wobei speziell die beiden ersten Synonyme auch deutlich auf Differenzen hinweisen. Das Wort „bastardo“ steht naturgemäß für eine Abweichung von der Norm, während die Beifügung „femmina“ auf kleinere Trauben und ein eleganteres, weniger mächtiges Endresultat verweist. Tatsächlich sind die Beeren des Aglianicone nicht ganz so groß wie die des Aglianico und der Zuckergehalt bei der Reife ist generell ein wenig niedriger.
Was nicht heißt, dass man aus Aglianicone nicht intensive und kraftvolle Weine keltern kann. Im Gegenteil. Guter Aglianicone hat Power, tiefe Frucht und Energie.
Aglianicone findet sich rund um Avellino und Benevento, wo auch Aglianico sein Epizentrum hat. Den größten Rebflächenanteil hat er allerdings rund um Salerno und im Cilento, wo sich auch die besten mir bekannten Produzenten befinden (de Conciliis und Silva Plantarium).
Wer sich genauer mit der Rebsorte und ihren Winzern beschäftigen möchte, dem sei die Webseite „Terra del Aglianicone“ empfohlen.