Mit ein Grund, warum sich Goethe in Sizilien so wohl fühlte, ist neben den Zitronen (kennst du das Land, wo die Zitronen blühn…) und Orangen (… im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn…) eventuell dem Inzolia zuzuschreiben.
Angeblich war der Dichterfürst der Rebsorte während seiner sizilianischen Episode alles andere als abgeneigt, in welcher Version er sie auch getrunken haben mag – zur Auswahl standen damals klassisch weiße Versionen und Marsala, dessen Geburtsstunde 1773 schlug und in dem Inzolia einen nicht unbedeutenden Part spielt. Inzolia ist ein Kind Siziliens, doch hat sich die Rebsorte unter anderem Namen auch über andere Inseln Italiens ausgebreitet – zuerst in Sardinien (Ansonica), später dann auf Elba (Ansonica) und Giglio, wo heute die vermutlich spektakulärste Version eines „Ansonaco“ gekeltert wird (Altura-Carfagna).
Auch an der toskanischen Küste hat Ansonica/Inzolia eine zweite Heimat gefunden, wobei sich speziell im Val di Cornia ein paar exzellente, maischevergorene Beispiele finden. Die Rebsorte hat generell wenig Säure und muss – um sie frisch und lebendig in die Flasche zu kriegen – meistens vor der physiologischen Reife gelesen werden. Mazeriert man den Wein schafft man ein zusätzliches strukturgebendes Element und kann folglich auf die perfekte Reife der Sorte warten. Tut man das, entsteht ein Potpourri aus verschiedensten Aromen (von Kräuter über Mandeln bis Steinobst) und Weine, denen es weder an Körper noch an Trinkfluss und Struktur mangelt.