SANGIOVESE

Sangiovese ist die quantitativ wichtigste Rebsorte Italiens und liefert im richtigen Terroir und in den richtigen Händen auch qualitativ spektakuläre Ergebnisse.

Italien verfügt zwar über ein fast unerschöpfliches Reservoir an Rebsorten, es gibt allerdings schon Gründe, warum manche kaum noch vorhanden, andere dagegen omnipräsent sind. Sangiovese war und ist die am häufigsten angebaute Rebsorte in Italien – ca. 70000 Hektar sind mit ihr bestockt – und auch wenn sie ursprünglich möglicherweise aus der Romagna stammt, steht sie doch quasi synonym für die besten Weine der Toskana. Jenseits ihrer eminenten regionalen Unterschiede gibt es einige Attribute, die der Sorte immanent sind. Sangiovese ist sensibel. Zu viel Hitze mag sie nicht, regnen sollte es allerdings ebenfalls möglichst wenig. Sie wurzelt am liebsten in der Höhe und in Kalk. Sie treibt früh aus, ist folglich spätfrostgefährdet und trägt generell, wenn man nicht entscheidende vitikulturelle Maßnahmen setzt, viel zu viele Trauben.

Das dürfte wohl auch der ganz wesentliche Grund gewesen sein, warum Sangiovese erst sehr spät in der Riege der besten Sorten akzeptiert wurde. Lange wurde – anstatt die Quantitäten runterzufahren – zudem versucht, die unreifen Ecken und grünen Kanten durch die Beigabe anderer Rebsorten zu glätten. Erst hatte man die verwegene Idee, dass mit dem weißen Trebbiano hinzubekommen, später dann sollten Cabernet Sauvignon und vor allem Merlot der Sorte ihre Rustikalität austreiben. Die rührte jenseits der gerade erwähnten Ertragsexplosionen oft auch von dem Umstand her, dass Sangiovese zuckermäßig genau dann perfekte Reife erreicht, wenn sie in Sachen Phenole noch nicht so weit ist.

Eine weitere Grundkonstante ist die grundsätzlich forsche Säure, die – hat man sie denn im Griff – ein grundlegend positives Charakteristikum der Sorte ist. Sie trägt idealerweise die Aromen weit über den Gaumen und sorgt dafür, dass sich Sangiovese nicht nur in kleinen Schlucken trinken lässt. Sie puffert die fette Küche der Toskana und sorgt zuguterletzt im Verbund mit den nicht zu knappen Gerbstoffen dafür, dass Sangiovese in guten Jahren blendend reift. Zumindest meistens. Das Terroir spielt schon auch noch eine Rolle und das ist in der Toskana beim besten Willen nicht überall gleich.

Am schwierigsten sind die Bedingungen in der Maremma. In der Gegend um Scansano und Bolgheri tendiert Sangiovese dazu, zuviel Zucker und folglich auch zuviel Alkohol zu akkumulieren. Die Tatsache, dass man ihn gerade in diesen beiden Ecken gerne cuvetiert (Merlot) und dabei auch noch ins kleine Holzfass steckt, macht die Sache nicht leichtfüßiger und radiert zudem die subtilen Aromend der Rebsorte aus. Sangiovese ist bringt ihre besten Ergebnisse in großen Fässern hervor. Essentiell sind zudem möglichst kühle Nächte und ein langer Herbst, der die Feinheiten der Aromen und die Lebendigkeit der Säure betont. Montalcino ist prinzipiell eine solche Ecke und die Tatsache, dass man die Brunelli erstmal vier Jahre ins Fass (möglichst groß) steckt, fördert zusätzlich die Eleganz. Auch in den Hügeln und Tälern, die sich vom Tyrrhenischen Meer in Richtung Osten ziehen, passen die Bedingungen meist, während im Chianti viel von den Expositionen und vom Mikroklima abhängt.

Eine Auswahl

Le Boncie: Le Trame (Chianti)
Le Chiuse: Brunello di Montalcino
Massavecchia: La Querciola (Maremma)
Fabbrica di San Martino: Rosso (Colli Lucchesi)
I Mandorli: Vigna del Sughero (Suvereto)
Bacchereto: Terre a Mano (Carmignano)
Campi Nuovi: Montecucco Sangiovese (Montecucco)
La Busattina: Tettereetee (Maremma)
Stella di Campalto: Rosso di Montalcino
Montesecondo: Tin – Rosso Anfora (Chianti)
Il Paradiso di Manfredi: Brunello di Montalcino