Vespolina
Vespolina, meint Ian d’Agata, dessen Buch über italienische Rebsorten jedem Weinliebhaber ans Herz gelegt sei, ist eine der besten Rebsorten Italiens, „a thing of beauty“. Das sind große Worte für eine Rebsorte, die kaum jemand kennt.
Die rote Vespolina stammt aus dem Norden des Piemonts und wird quasi ausschließlich dort angebaut. Die Gegend im Schlagschatten der Alpen zeigt mittlerweile wieder, was in ihr steckt, hatte allerdings nach den Vernichtungsfeldzügen der Reblaus eine schwere Identitätskrise zu durchleben. Weinbau, und mit ihr Vespolina, war nicht mehr, wie einst, Zugpferd unter den Wirtschaftszweigen, sondern die Nebenbeschäftigung von Menschen, die tagsüber in den Industrien piemontesischer Großstädte oder in den Reisfeldern der Ebene um Vercelli arbeiteten.
Vespolina hat es auch sonst nicht leicht. Die Rebsorte stand seit jeher im Schatten des Nebbiolo. Der ist auch im nördlichen Piemont, in Bramaterra, Lessona, Ghemme usw., die unumschränkte Nummer eins unter den Rebsorten und auch wenn ihm Vespolina dort in fast allen Weinen beigemischt wird, kommt sie normalerweise nicht über eine Nebenrolle hinaus.
Was zum einen schade, zum anderen aber auch gut so ist. Denn dank der Vespolina gewinnen die im Norden gekelterten Nebbiolo-Cuvées an Finesse und Aromen, werden vielschichtiger und anspruchsvoller, expressiver und runder.
Andererseits zeigen seit Kurzem auch ein paar Winzer wie spannend Vespolina ganz für sich alleine ist. Vom Körper her in der Mittelgewichtsklasse anzusiedeln, besticht sie mit Aromen, die denen von Nebbiolo recht ähnlich sind (Rosen, rote Beeren, balsamische Noten…), jedoch noch Kräuter und pfeffrige Noten dazuaddieren. Vespolina hat zupackende Tannine, weshalb die meisten Winzer dazu tendieren, mit eher kurzen Maischestandzeiten (6-8 Tage) und nicht allzu hohen Gärtemperaturen (ca. 28°C) zu arbeiten. Kleines Holz behagt ihr nicht, weshalb sie vorwiegend in größeren Holzgebinden oder in Stahltanks ausgebaut wird.
Eine Auswahl
Reinsortig finden sich wenig interessante Beispiele, doch sollte sich das in Zukunft ändern.
Colombera & Garella: Vispavola (vinonudo.at)
Mit Nebbiolo & Co. als Partner
Centovigne: Coste della Sesia
Antoniotti: Bramaterra
Cantine del Castello Conte: Boca „Il Rosso delle Donne
Colombera & Garella: Coste delle Sesia (vinonudo.at)
Colombera & Garella: Bramaterra (vinonudo.at)