Woran es genau liegt, dass Antonio Perrino mit seinem Testalonga Rossese di Dolceacqua Welten zu öffnen versteht, weiß vermutlich nur er allein – und Antonio ist diesbezüglich nicht besonders gesprächig. Also stellen wir ein paar Vermutungen an und hoffen, dass ein paar davon ins Schwarze treffen. Da ist zuallererst der Winzer selbst. 2021 steht seine 60. Lese an, man kann also davon ausgehen, dass er weiß, was er tut. Trends und Moden interessieren ihn nicht, er macht seit jeher ganz einfach das, was er für richtig hält. Nachdem er gerade einmal über einen Hektar verfügt, erledigt er alles per Hand. Er arbeitet biologisch, wobei er sich nie zertifizieren hat lassen. Sein Weingarten ist steil und baut auf einem Gestein, das er selbst sgruttu nennt, während Geologen Flysch dazu sagen. Das Meer ist nah, das Gebirge ebenfalls und die Thermik beider trägt mit Sicherheit zur Eleganz bei. Im Keller, der in Wirklichkeit seine Garage ist, lässt er den Wein in aller Ruhe werden. Die Vergärung ist spontan, der Ausbau in kleinen, gebrauchten Holzfässern. Geschönt und gefiltert wuird nicht, geschwefelt nur dann, wenn er es für notwendig hält.
Stil
Transparent und hell, ein Wein, wie unter einem roten Schleier. Wilde Erdbeeren, Rosen, Macchia und Salz setzen die Geruchs- und Geschmacksnoten. Das Tannin ist samtig und weich, die Säure pulsiert, drängt sich jedoch nie in den Vordergrund. Die Textur wirkt geschmeidig und dabei doch erhaben, der Körper ist elegant. Trinkfluss kombiniert sich mit Substanz und Tiefe, das Finale ist kräuterbetont und nachhaltig.