Hintergrund

Montepulciano ist die rote Königin unter den Rebsorten der Abruzzen. Meinen die Abruzzesen. Viele andere haben ihr gegenüber eher gemischte Gefühle. In den Weingärten am Meer, sagen sie, ist sie meist zu alkoholisch, plump und erschlagend, in den Weingärten hoch oben in den Bergen dünn, mager und grün. Die besten Grundvoraussetzungen hat sie zweifellos in den Hügeln dazwischen, doch braucht es auch dort die entsprechende Erfahrung und Pflege, um das Beste aus ihr herauszuholen. Denn Montepulciano ist keine einfache Sorte und gibt seine Vorzüge nur ungern preis. Ihre Trauben reifen asynchron, was zwar hübsch aussieht, die Winzer jedoch oft vor schwierige Aufgaben stellt.

Obwohl sich Montepulciano d’Abruzzo (der Wein) gerne üppig und muskulös präsentiert, ist Montepulciano (die Pflanze) extrem sensibel und fäulnisanfällig. Da sie generell spät reift und es in den Abruzzen im Herbst auch gerne mal regnet, können Pilzkrankheiten folglich schnell zum Problem werden.

Emidio Pepe ist zwar vor den Launen des Wetters nicht gefeit, er weiß allerdings damit umzugehen. Seit 54 Jahren keltert er nunmehr Montepulciano d’Abruzzo und auch wenn seine kompromisslos jede Mode ignorierende Herangehensweise über viele Jahre belächelt wurde, sind seine Weine doch längst Kult. Er erzieht seine Reben in Tendone, der zentralitalienischen Variante der Pergola, und setzt im Weingarten wie im Keller konsequent auf physische Arbeit. Die Pflege der Rebstöcke und die Lese erfolgen per Hand, das Quetschen der Trauben wird mit den Füßen, das Rebeln durch einen Gitterrost wiederum mit den Händen erledigt.

Die komplette Vinifikation, also Gärung und Ausbau, erfolgt in – innen verglastem – Zement, was bisweilen zu stark reduktiven Aromen in seinen Weinen führen kann. Man macht also keinen Fehler, wenn man ihnen entweder Zeit gibt oder sie rechtzeitig dekantiert.

Stil (2015): Ausgewogen, kraftvoll und dynamisch. Die Aromen spannen sich von Lavendel über Kirschen bis zu süßen Gewürzen, Fleisch und Pfeffer. Balsamische Noten ergänzen. Im Mund packt das Tannin zu, der Körper ist muskulös und saftig, das sensorische Gefühl dunkel aber animierend. Das Finish ist lang und fruchtunterlegt.

Datenblatt

Rebsorte: Montepulciano
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Ton, im Durchschnitt 30 Jahre alte Reben in Pergolaerziehung
Lese: per Hand
Vergärung: spontan| wilde Hefen, in Zement
Ausbau: in Zement
Filtration: nein
SO₂:40mg/l
Alkoholgehalt:  13,5 % vol
Verschluss: Naturkork
Trinktemperatur: 16-18 °C
Perfekte Trinkreife: 2020 – 2040