Cenatiempo steht exemplarisch für die lange und völlig eigenständige Weinbaugeschichte Ischias. Die begann bereits in der Antike (die Römer nannten Ischia Aenaria „Land des Weins“) und dauerte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ununterbrochen an. Erst als das touristische Potenzial der Insel sukzessive ausgeschöpft wurde, verlor der Weinbau an Bedeutung, verschwand aber nie. 

Francesco Cenatiempo legte 1945 den Grundstein für sein Weingut in den Hügeln von Kalimera. Über Jahrzehnte setzte er alte Weingärten wieder instand und pflanzte neue aus – und zwar bisweilen in Lagen, die man ihrer Steilheit wegen eher im Hochgebirge als direkt am Meer vermuten würde. Er vertraute dabei auf Rebsorten, die schon immer auf Ischia angebaut wurden und die man sonst so gut wie nirgendwo auf der Welt findet: Biancolella, Forastera, Uva Rilla, San Lunardo und Cannamella, ergänzt von Piedirosso und Aglianico, den beiden roten Klassikern Kampaniens.

Heute umfasst das Weingut rund sechs Hektar Weingärten, die sich von 50 auf 450 Meter hochziehen, ausnahmslos auf vulkanischem Gestein basieren und von Francescos Sohn Pasquale bewirtschaftet werden. Auf Pflanzenschutzmittel und Herbizide wird grundsätzlich verzichtet. Der Ausbau im Keller könnte allerdings einen Tick mutiger sein. Zwar verzichtet Pasquale auf Reinzuchthefen, er vergärt allerdings relativ kühl, schönt und filtert.

Ischia Biancolella: Aus der gleichnamigen Rebsorte gekeltert. Weiße Blüten, Zitrusaromen, Kräuter und Steinobst. Ein wenig verschlossen. Frisch und geradlinig. Honignoten am Gaumen.

Ischia Forastera: 100% Forastera. In Stahl ausgebaut. Forastera akkumuliert selbst bei hohen Temperaturen relativ wenig Zucker und behält ihre Säure. Folglich hat auch Cenatiempos Version verhältnismäßig wenig Alkohol und eine frische Textur. In der Nase Minze, Salbei und Apfelaromen. Passt gut zu Fisch. 

Kalimera: 100% Biancolella. Cenatiempos ambitionierteste Version der Rebsorte. Dicht, stoffig und elegant. Mineralisch. Blüten und Pfirsichnoten. Ein langer ruhiger Fluss. Ausgewogen und lang.

Mavros: Piedirosso und Guarnaccia. In Zement ausgebaut. Ungefiltert. Reife rote Fruchtaromen, Pfeffer, süße Gewürze, guter Trinkfluss, kraftvoll, erfreulich elegant.