Im äußersten Norden Kampaniens, an der Grenze zu Lazio, führt Diana Iannacone ein Projekt fort, das ihre Familie bereits vor 400 Jahren begonnen hat und das folglich ausreichend Zeit hatte, um sich zu einem biodiversen Paradies zu entwickeln, in dem sich neben neun Hektar Weingärten auch ein Olivenhain, Nuss- und Kastanienbäume, Hülsenfrüchte, Getreide und Obst finden – insgesamt 35 Hektar, die vom fruchtbaren Terrain des längst erloschenen Vulkans Roccomanfina profitieren.

Diana zur Seite steht ihr Partner Mario Basco, eine Fundgrube an vitikulturellem Wissen.

Die beiden pflegen seit nunmehr 15 Jahren ausschließlich autochthone Sorten (Fiano, Falanghina, Piedirosso, Aglianico und Pallagrello nero) in biodynamischer Bewirtschaftung. Die Weingärten befinden sich zwischen 200-300 Metern und sind generell dicht bestockt. Der Ertrag ist niedrig, die Arbeiten sind fast ausschließlich per Hand und ganz auf die Ansprüche der jeweiligen Weingärten und Rebsorten abgestimmt.

Im Keller hat man 2012 eine Entscheidung getroffen, die so mutig wie spannend ist. Damals wurden fast alle Stahltanks und Holzfässer durch Tonamphoren in unterschiedlicher Größe ersetzt. Heute wird mit drei Ausnahmen das komplette Sortiment darin vinifiziert. Das hat gleich mehrere Konsequenzen. Zum einen ist jeder Wein (weiß wie rot) über relativ lange Zeit in Kontakt mit seinen Schalen. Zum anderen ist durch die lange Zeit auf der Vollhefe und dem sich dadurch ganz natürlich einstellenden Oxidationsschutz kein Einsatz von Zusatzstoffen jedweder Art notwendig.

Die Weine sind durch die Bank elegant, straff und äußerst präzise. Wie so oft bei in Amphoren ausgebauten Weinen empfiehlt es sich, sie ein paar Stunden vor dem Konsum zu öffnen oder zu dekantieren.

Aorivola: 100% Falanghina. Einer der wenigen Weine, der nicht in einer Amphore, sondern in einer Zementzisterne ausgebaut wurde. Ist trotzdem gut. Ist trotz meist nicht geringen Alkohols stets frisch und einladend. Vereint Blüten, knackige Frucht und eine delikate mineralische Note. Ein schöner Einstieg.

Zagreo: Ein anderes Kaliber als der Aorivola. 100% Fiano, in der Amphore ausgebaut. Eine der besten Interpretationen der Rebsorte. Saftig, kraftvoll, dynamisch. Kühl, präzis und steinig-kräuterig in der Nase. Macht am Gaumen von der ersten Sekunde weg Dampf. Ist straff, nervös und bis zum Schluss animierend. 

Pellerosa: 100% Aglianico, in der Amphore gereift. Einer der besseren Rosati. Kein belangloser Sommerwein, vielmehr intensiv, gehaltvoll und vielschichtig.  

Phos: 100% Aglianico, über acht Monate in der Amphore ausgebaut. Reife dunkle Frucht, tiefe Würze. Ist bestens strukturiert, straff, mit ordentlich Power, die allerdings von Gerbstoffen gebündelt wird. Macht ordentlich Druck und haftet lang und dunkelwürzig am Gaumen. Steht erst am Anfang einer potenziell langen Karriere.