Boccella

Man schrieb das Jahr 1961 als Giuseppe Boccella sich entschloss, sein Glück in Venezuela zu suchen. Er packte seine sieben Sachen zusammen, zog nach Südamerika, fand dort Arbeit und sparte Geld. Nach einigen Jahren hatte er genug zusammen, um wieder den Rückweg anzutreten und sich in Castelfranci, in der Nähe von Avellino, einen kleinen Bauernhof zu kaufen. 

Er pflanzte Obst- und Olivenbäume, Gemüse und etwas Getreide, seine große Liebe galt allerdings von Beginn an den Aglianico- und Fianoreben, die auf den kalkdurchsetzten Böden auf 600 Metern Höhe zwar kühle, aber auch exzellente Bedingungen vorfanden.

Giuseppe produzierte hauptsächlich für seine Familie und Freunde und auch wenn die Weine allen gut schmeckten, vermarktete er sie nicht weiter. Das passierte erst in der darauffolgenden Generation mit Raffaele und Angela, die 2005 begannen, die vom Vater geerbte Leidenschaft auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Ihr Ansatz ist dabei zum einen vom Vater, zum anderen von einer modernen Biobewirtschaftung geprägt – wobei beides stark miteinander verwoben ist. Schon Giuseppe verwendete keinerlei Spritzmittel und wusste, dass das was im Boden passiert, elementare Bedeutung für die Vitalität seiner Reben und Trauben hat. Und das wirklich große Weine ihre Basis eben tatsächlich im Weingarten haben.

Anders als man es gemeinhin vermuten könnte, ist die Ernte extrem spät. Vor Mitte Oktober wird normalerweise nur selektiert. Erst dann startet die Familie mit der Hauptlese, zuerst Fiano, im November dann Aglianico.

Produziert werden insgesamt drei Weine, ein (mir leider nicht bekannter) Fiano und zwei brillante Aglianico – der Rasott und der Sant’Eustachio – mit die besten Interpretationen der Rebsorte, die mir je untergekommen sind. Sie werden spontan vergoren, weder geschönt noch gefiltert und über Jahre hinweg zuerst im Holzfass und danach in der Flasche gelagert.

Weine – eine Auswahl

Rasott: 100% Aglianico. Über ein Jahr in Stahl und Holz gereift, danach noch ein weiteres in der Flasche. Der kleine Bruder des Sant’Eustachio, allerdings ist das klein hier relativ zu lesen. Der Körper ist profund und muskulös, die Textur saftig, die Aromen sind vielschichtig. Tannin und Säure lenken und geben dem Weine eine straffe Struktur. Sehr gut.

Sant’Eustachio: 100% Aglianico. Das Flaggschiff. 18 Monate im Holz und weitere 18 Monate in der Flasche. Ein Aglianico wie aus dem Bilderbuch. Kräftig, intensiv und gehaltvoll und dabei doch strukturiert, lebendig und einladend. Lang und eindrücklich. Exzellent. 

Kontakt

Raffaele Boccella
Adresse: Via Sant’Eustachio 16, Castelfranci
Telefon: 39 338 4979168
E-mail: boccellavini@gmail.com


Rebsorten: Fiano, Aglianico
Rebfläche: 9 Hektar, davor 4 Hektar Reben
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: ghilardiselezioni.com

AT/DE/CH: –