Le Rocche del Gatto

Fausto de Andreis gehört zur prägenden alten Garde Liguriens (andere Namen sind Antonio Perrino und Luciano Capellini). Er hat ungefähr 65 Weinlesen in den Knochen, seit 1969 ist er hauptverantwortlich auf seinem Weingut tätig. Er gilt als „Anarchist des Pigato“, der großen Rebsorte des ligurischen Ponente, die, laut Fausto, von der Weinindustrie und modernen Vinifizierungsmethoden, vereinheitlicht, banalisiert und ihres Charakters beraubt wurde.

Fausto liefert dazu Antithesen, die Pigato aber auch Vermentino, Rossese und Ormeasco in all ihrer historischen und stilistischen Vielfalt einfangen; wobei er, dort wo es ihm sinnvoll erscheint (bei der Verwendung von Stahltanks beispielsweise), auch der Moderne ein wenig Platz einräumt.

Streitbar ist er auch bei anderen Phänomenen und Begrifflichkeiten, die zunehmend die Weinwelt überschwemmen. Das Wort Typizität kann beispielsweise am Müllplatz des Weinvokabulars abgelegt werden, erst recht seit man dem Pigato Bananenduft als bestimmende Aromakomponente nachsagt. Jungwein ist ein anderes Wort, das ihm den Blutdruck in die Höhe schießen lässt. Seine Weine reifen und das mit gutem Grund. Denn nur durch eine langsame Entwicklung im Tank und in der Flasche schaffen sie es, präzis von ihrem Ort, ihrer Rebsorte und dem Handwerk zu erzählen, das sie formte und zu einem – möglichst singulären – Ereignis werden ließ.

Speziell seine Weißweine behält er für Jahre bei sich im Keller. Seinen berühmtesten, den Spigau Crociata, einen maischevergorenen Pigato, behält er für ca. 10 Jahre unter Verschluss, wobei man bei ihm auch ältere Jahrgänge (zu extrem fairen Preisen) bekommt. Andere rückt er etwas früher heraus, doch nie bevor sie ihre Trinkreife erreicht haben.

Nach all den Worten erübrigt es sich eigentlich zu betonen, dass Faustos Weine seiner Region, dem nahen Meer, den eisenhaltigen Böden, den eher weichen Hügeln und den Traditionen des Ponente den Spiegel vorhalten. Sie sind originell, persönlich, authentisch und vor allem von kräuterig-salzigen Aromen geprägt.

Weine – eine Auswahl

Pigato: Mit den Schalen vergoren. Danach im Stahltank auf der Feinhefe ausgebaut. Dezent aromatisch. Leicht floral, ein wenig Frucht. Zitrusnoten. Eine leichte, nicht unangenehme Bitternote (die mir zumindest bei seinen Pigato typisch erscheint). Trocken, saftig, mit guten Textur. (ca. € 15)

Vermentino: Die Frage, ob Vermentino und Pigato identisch sind, beantwortet Fausto de Andreis ganz eindeutig mit nein. Andere sind anderer Meinung. Bezüglich der Vinifikation macht auch er keine Unterschiede. Drei Wochen auf den Schalen geben dem Wein Grip und Struktur. Florale Noten und Kräuter bestimmen die Aromatik. Auch hier hat man im Finish eine feine, eher ungewöhnliche Bitternote. (ca. € 15)

Spigau Crociata: Pigau ist der dialektale Name für Pigato, das „S“ davor verweist auf eine Negation. Also ein Anti-Pigato, einer der sich Trends und Moden widersetzt. Kraftvoller und intensiver in der Aromatik als der klassische Pigato. Honig, Mandeln, Pfirsich usw. Hat für gewöhnlich nicht zu knapp Alkohol. Dem steht jedoch eine ausgleichende und steuernde säure gegenüber. Sehr gut. (ca. € 18)

Rossese: Fausto de Andreis eher einfache Version der großen roten Rebsorte. Im Stahltank ausgebaut. Rote Früchte und florale Aromen. Subtil und elegant. Mürbes Tannin, zurückhaltende Säure. Ausgewogen. schön. (ca. € 16)

Macajolo: Rote Cuvée aus Ormeasco und Sinceaur, zwei lokalen Sorten. Vor allem letztere ist äußerst rar. Noch nie probiert. (ca. € 15)

Kontakt

Le Rocche del Gatto

Adresse: Regione Ruato 4, Albenga
Telefon: 3482627094
E-mail: info@lerocchedelgatto.it

Rebsorten: Pigato, Vermentino, Rossese
Rebfläche: 5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine; wineyou

AT/DE/CH: –