Casè

Die Idee Winzer zu werden, kam Alberto Anguissola im Jahr 1992. Sechs Jahre später setzte er sie in die Tat um, als er hoch oben im Val Trebbia 3200 qm Pinot Nero aussetzte.

Ein erstes Experiment, dem im Jahr 2000 weitere 7500 qm mit der gleichen Rebsorte folgen sollten. Deren Wahl war dabei genauso ungewöhnlich wie der Ort, den er sich für sein Projekt ausgesucht hatte. Das Val Trebbia liegt im nördlichen Apennin. Es beginnt bei Piacenza und endet ziemlich genau dort, wo sich die Emilia mit Ligurien trifft. Alberto wählte für seine Rebflächen brachliegendes Territorium auf fast 600 Metern Höhe, das zum einen von Ton, viel mehr allerdings von Kalk geprägt ist.

Neben Pinot Nero, der in der Emilia zwar keine Tradition hat, allerdings bestens in diese Ecke passt, setzte er ein paar Jahre später mit Malvasia di Candia Aromatica und Ortrugo auch noch zwei weiße Sorten; vor kurzem kamen auch noch Bonarda und Barbera hinzu, die beiden Traditionssorten der Colli Piacentini.

Er bewirtschaftet seine Weingärten biologisch und fördert die Biodiversität. So ist im Laufe der Jahre eine Umgebung entstanden, in der sich Kräuter und Gräser, Insekten, Vögel und anderes Kleingetier neben seinen Rebstöcken wohlfühlen.

Gelesen wird per Hand und in kleinen Kassetten, um die Trauben nicht zu beschädigen. Die Gärung startet bei all seinen Weinen spontan.  Während der Gärung bleibt der Most/Wein ausnahmslos in ständigem Kontakt mit den Schalen – beim Pinot Nero sind das bis zu 40 Tage, bei den weißen Sorten 8-10, wobei es dafür traditionelle und praktische Gründe gibt. Zum einen, meint Alberto, seien die weißen Trauben der Region früher immer mit den Schalen vergoren worden, zum anderen bildet Gerbstoff einen natürlichen Oxidationsschutz, was angesichts der Tatsache, dass Alberto entweder gar nicht oder nur marginal schwefelt, elementare Bedeutung hat. Zu guter Letzt ist vor allem Malvasia di Candia Aromatica maischevergoren auch qualitativ interessanter als sofort abgepresst.

Die beiden wichtigsten Weine von Alberto sind allerdings seine beiden Pinots, der Riva del Ciliegio und der Casè, die, erst einmal fertigvergoren, für 18 Monate in 500 Liter Tonneaux oder gebrauchte Barriques wandern und sukzessive Aromen und Strukturen entwickeln, die alle Attribute großer cool-climate Pinots in sich tragen.

Die Weine

Casè harusame: Blanc de Noirs aus Pinot Noir. Vinifiziert nach der Methode champenoise. Die Zweitgärung wird statt mit Zucker mit eigenem Süßmost eingeleitet. Subtil, präzis, kühl, filigrane Beerennoten unterlegt von Kräutern und feinen Hefenoten. Lebhaft und anregend.

Casè: Alberto Anguissolas einfache Pinot Variante, wobei das „einfach“ von ihm stammt und nicht von mir. Die Reben für den Wein wachsen auf fast 600 Metern Höhe in tiefem Kalk und werden in mehreren Durchgängen gelesen. Danach wird der Casè spontan vergoren und in 500 Liter Fässern und Edelstahltanks gelagert. Fruchtbetonter als sein großer Bruder. Subtil  und feingestrickt. Rote Beeren. Leicht salzige Noten am Gaumen, frisch, schlank ohne banal zu sein, leicht und doch mit Substanz.

Riva del Ciliegio: 6000 Pflanzen am Hektar mit durchschnittlich  einem halben Kilo Trauben darauf. Nach einer bis zu 40-tägigen Maischestandzeit  wandert der Wein für ein Jahr in kleine Holzfässer.Er hat ein beeindruckendes Aromaprofil und einen profunden Säurekern, ist rotfruchtig, pfeffrig, saftig, lebendig und eindrücklich.

Calcarot: Cuvée aus Bonarda und Barbera. Ein Wein, der der Geschichte Tribut zollt. Wird über 20-25 Tage auf den Schalen vergoren. Rustikal, kraftvoll, dunkel, fleischig. Unterholz, Erde, Brombeeren. Saftig und massiv. Mit festem Tannin und einer signifikanten Säure. Ein bisschen wild aber sehr gut.

Bianco Bianco: Der Name führt ein wenig in die Irre. Die Assemblage aus Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Sauvignon Blanc und Marsanne besticht mit einer Farbe, die mehr an herbstliches Laub erinnert. Sie ist ungeschönt, ungefiltert und ungeschwefelt. Die Aromen erinnern an reifes gelbes Obst, Erde und welke Blüten. Die Textur ist straff, frisch, direkt und leichtfüßig.

Kontakt

Alberto Anguissola
Casal Pozzino, Travo (Piacenza)
http://www.naturallywine.com/


Rebsorten: Barbera, Bonarda, Pinot nero, Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo
Rebfläche: 5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer, Schwefel
Biologisch: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen

Ab Hof Verkauf: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: decanto.it

AT/DE/CH: –