Il Pratello
Es wäre interessant zu erfahren, was die Nachbarn dachten, als Emilio Placci 1991 auf über 600 Metern Höhe Rebstöcke auspflanzte. Weinbau rund um Modigliana hat zwar eine lange Tradition, so hoch oben hatte es vor Emilio allerdings noch niemand probiert. Aus gutem Grund: Das Klima kann speziell im Frühjahr und Herbst kühl und regnerisch sein und wurde bis dato als zu rau für Weinbau betrachtet.
Emilios pflanzte dennoch. Interessanterweise fast nur rote Sorten. Vor allem den in der Gegend omnipräsenten Sangiovese, der in Galestro, dem gleichen kalkgeprägten Untergrund wie in der Toskana wurzelt; aber auch ein wenig Pinot Nero, Malbo Gentile, Cabernet Sauvignon und Merlot. Zwischen Kastanienbäumen und Weidewiesen war sein großer Vorteil von der ersten Sekunde weg , dass es auf seinen Wiesen jahrzehntelang keinen Ackerbau gegeben hatte, also auch keine Kunstdünger oder Pestizide ausgebracht worden waren. Seine Idee biologischen Weinbau zu betreiben konnte also in völlig unkontaminierter Umgebung starten.
Emilios Philosophie ist geprägt von einem Vertrauen in kleine Strukturen, in Traditionen und dem Bewusstsein, dass eine zügellose Globalisierung der Diversität und Vielfalt der Weinwelt nicht allzu gut tut. Dass er allerdings kein eigenbrötlerischer Passatist ist, beweisen seine stets willkommenen newsletter, die dazu einladen, vielleicht doch mal an die Baumgrenze aufzubrechen, um sich in seinem kleinen, nur an bestimmten Tagen geöffneten Gasthaus Steinpilze, Gnocchi, Würste, Wildschweine, Kastanien und vor allem Sangiovese vorsetzen zu lassen.
Weine – eine Auswahl
Die Hügel um Modigliana scheinen für Sangiovese wie gemacht zu sein. Die Fahrt zu Emilio Placci zieht sich, zwischen Wälder hindurch, über mindestens 20 Serpentinen und die Temperaturen sind um mindestens 3 Grad kälter als unten im Tal, wo ebenfalls Sangiovese produziert wird, aber eben ganz anderer. Die Höhe betont Gerbstoff und Säure, die Frucht ist glasklar und nie welk.
Morana: Der einfachste seiner drei Sangiovese, seine Stärke sind Frische und Frucht und ein feiner Mandelton, der der Wein über den Gaumen trägt.
Badia Raustignola: Emilios ambitioniertester Sangiovese. Der Ertrag ist niedrig, die Lese spät, der Kontakt mit der Maische zieht sich über fast 50 Tage. Danach geht es für drei Jahre ins Barrique und danach nochmals in die Flasche – eine klassische Reserve, die auf Tiefe, Dichte und Intensität beruht und reife Fruchtnoten in den Vordergrund rückt.
Mantignano: Der dritte und meiner Ansicht nach Sangiovese. Er wird ähnlich wie der Badia Raustignola ausgebaut, schmeckt aber doch ganz anders: kühler, straffer, präziser und eleganter – ein Wein, der die Essenz des Ortes wiedergibt. Sehr gut.
Becugiano: Malbo Gentile. Dunkle Herbstaromen. Florale Noten und reife Brombeeren. Kraftvoll, mächtig und nachhaltig.
Castagnara: Pinot Nero. Das Gegenteil vom Becugniano. Filigran und kühl. Rotbeerig. Elegant und am Gaumen erstaunlich samtig. Einer jener gelungenen, immer öfter anzutreffenden Pinot Nero, die ihren Ursprung in hohen Kalklagen des emilianischen, toskanischen und romagnolischen Apennins haben.
Kontakt
Emilio Placci
Adresse: Via Morana 14, Modigliana
Tel: +39 335 1358728
http://www.ilpratello.net
Email: ilpratello@gmail.com
Rebsorten: Sangiovese, Pinot Nero, Malbo Gentile, Merlot, Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Sauvignon Blanc
Rebfläche: 6 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein
Bezugsquellen:
Ab Hof: ja, nach Voranmeldung
Aus Italien online: –
AT/DE/CH: –