Podere Pradarolo
Alberto Carretti und Claudia Ianelli betreiben im Val Ceno, eine halbe Stunde südlich von Parma, eines der spannendsten Projekte im emilianischen Weinbau. Alberto kaufte Pradarolo, eine historische Villa, 1971 und verwandelte sie 1989 in ein Weingut, das sich dem Anbau einheimischer Sorten widmet.
Die sukzessive erschlossenen Weingärten liegen zwischen 250 und 500 Meter in einer Gegend, die geologisch wie klimatisch vom Apennin geprägt ist – wobei durch verschiedene Täler und wie durch ein Kanalsystem auch Meerwinde in die Weingärten blasen.
Insgesamt umfasst Pradarolo 60 Hektar Land, wobei nur fünf davon dem Weinbau gewidmet sind. Der Rest besteht größtenteils aus Wald, in dem in den vergangenen Jahrhunderten der parmensische Adel auf die Jagd ging. Die fünf kultivierten Hektar sind vor allem mit Malvasia di Candia Aromatica bestockt, einer der interessantesten weißen Sorten, wenn es um die Produktion mazerierter Weine geht. Ergänzt wird der Rebsortenspiegel von Trebbiano, Barbera, Croatina und Termarina Nera.
Im Weingarten wird seit jeher biologisch gearbeitet, wobei vor allem versucht wird, die Diversität im und über dem Boden so vielfältig wie möglich zu gestalten. Handarbeit und individuelle Rebstockpflege haben oberste Priorität. Das Resultat sind perfekte Trauben für eine Batterie an Weinen, die quer durch die Stile die Messlatte hoch legen.
Bei der Vinifikation wird den Weinen absolut nichts hinzugefügt und auch nichts weggenommen. Sie sind ungeschönt, ungefiltert und ungeschwefelt. Und doch hinterlassen Alberto und Claudio ganz deutlich ihre Handschrift in den Weinen. Mit der Ausnahme des Rosé bleiben alle Weine (auch die aus weißen Trauben) sehr lange in Kontakt mit ihren Schalen, was allen eine mehr oder weniger fordernde Gerbstoffstruktur verleiht. Um diese nicht zu aggressiv erscheinen zu lassen, reifen die beiden ihre Weine über oft sehr lange Zeit bei sich im Keller.
Die Weine
Der Vej Metodo classico ist ein Spumante–Monument, ein Ausbund an Aromen, Kraft und Intensität. Die Herstellungsart ist dabei so ungewöhnlich wie wegweisend für die generellen Intentionen von Pradarolo: der Grundwein, ein reinsortiger Malvasia di Candia Aromatica wird über 60 Tage mazeriert und nach einer kurzen Reifezeit in Zement und Stahl ohne Filtration und Schwefel in die Flasche gefüllt, wo er über 24 Monate reift. Danach wird er degorgiert und pas dosé verkorkt. Entkorkt schmeckt und riecht der Vej nach Rosen, Beeren und Zitrusfrüchten, ist druckvoll, hat ordentlich Gerbstoff und Säure und ist dabei so ausgewogen wie man sich das nur wünschen kann. (ca. € 30)
Der stille Vej ist ebenfalls aus Malvasia di Candia Aromatica gekeltert und bleibt je nach Jahrgang zwischen drei und neun Monaten auf der Maische. Der ausgedehnten Zeit auf den Schalen folgen 16 Monate im Fass und danach bis zu 7 Jahre in der Flasche – auch das hängt vom Jahrgang ab. Er hat zupackende Tannine, eine lebhaften Säure und ein Potpourri an balsamischen und fruchtigen Aromen. (ca. € 30)
Der Velius ist eine Cuvée aus Barbera (90, gelegentlich auch 100%) und Bonarda (max. 10%). Der Alkohol ist quer durch die Jahrgänge erstaunlich unterschiedlich (zwischen 12-14%), die Säure fordernd, die Aromen weisen in eine dunkle Richtung und werden von einer intensiven Würze begleitet. (ca. € 12)
Libens: Cuvée aus Bonarda und Termarina Nera. Letztere ist eine alte und extrem rare Rebsorte, die meines Wissens nur von der Podere Pradarolo verarbeitet wird. Die Mazerationszeit beträgt ca. 45 Tage. Der Ausbau findet in gebrauchten Holzfässern statt. Der Libens ist engmaschig, ausgewogen, dunkelfruchtig, floral und hat feine Vanillenoten. (ca. € 20)
Indocilis: Frizzante aus 100% Barbera. Rifermentato. Bleibt für einen Monat in Kontakt mit den Schalen, ehe er für ein halbes Jahr in Zement ausgebaut und danach in der Flasche ein zweites Mal vergoren wird. Offen, direkt, rotfruchtig. Straff, belebend, substantiell. Würziges und nachdrückliches Finale. Sehr gut. (ca. € 10)
Je nach Jahrgang kommen für gewöhnlich noch ein paar Weine dazu, die allesamt den Prinzipien der oben beschriebenen Weine folgen.
Die Weine gibt es in Österreich bei vinifero und in Italien bei decanto.it
Kontakt
Alberto Carretti und Claudia Ianelli
Adresse: Via Serravalle 80, 43040 VARANO DE’ MELEGARI (PR)
tel: 338 61 32 220
tel: 335 23 18 27
Email: info@poderepradarolo.com
www.poderepradarolo.com
Jahresproduktion: ca.20000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di candia aromatica, Barbera, Bonarda, Termarina Nera
Rebfläche: 5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: ja
Pradarolo ist Mitglied bei Emilia sur lì und nimmt alljährlich an der Naturweinmesse in Fornovo (Vini dei Vignaioli) teil