Radikon
Das entscheidende Jahr war 1995. Damals beschloss der 2016 verstorbene Stanko Radikon einen Teil seiner Friulano-Trauben mit den Schalen zu vergären, um einen Wein in die Flasche zu bekommen, wie er ihn aus seiner Jugend kannte und schätzte: tieforange, aromatisch, fordernd und kraftvoll und zudem ein fantastischer Essensbegleiter.
Dass er damit in den Folgejahren ein Beben innerhalb der Weinwelt auslöste, das zu den eher größeren der letzten Jahrzehnte gehörte, geschah zwar ohne revolutionäre Hintergedanken; als das Feuer allerdings erst einmal entfacht war, schürte er es allerdings in friedfertiger Beharrlichkeit und unterstützte in seiner Heimat eine Menge junger Winzer, die in seinen Weinen genau das erkannten, was sie zu sein beabsichtigten: eine Hommage an die Tradition, die allerdings mit dem Wissen des späten 20. Jahrhunderts neu gedeutet werden konnte.
Radikon war aber (gemeinsam mit Josko Gravner) nicht nur der Erste, der seine Weine konsequent mit den Schalen vergärte. Er war auch einer der Ersten im Friaul, der nach dem Siegeszug der Agrarindustrie seine Weingärten wieder biologisch bewirtschaftete und im Keller auf lange Ausbauzeiten setzte, dabei allerdings komplett auf Sulfite verzichtete.
Von Stanko gekelterte Weine gibt es glücklicherweise weiterhin, da er bei seinen Meisterwerken auf extrem lange Ausbauzeiten setzte. Zudem versucht sich sein Sohn Saša daran, das große Erbe seines Vaters weiterzuführen. Zur Verfügung stehen ihm dafür knapp 15 Hektar Weingärten, in denen Tokaj (heute international als Friulano bekannt), Ribolla Gialla, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Merlot und Pignolo wurzeln. Es werden zwei unterschiedliche Serien gekeltert, wobei die von Stanko initiierte Blaue Linie noch immer das Maß der Dinge darstellt. Deren Weine sind grundsätzlich über mindestens vier Jahre in Holzfässern vinifiziert und werden vor dem Abfüllen nicht geschwefelt. Die etwas einfach gestricktere S-Linie wird weniger lang gereift und vor dem Abfüllen leicht geschwefelt.
Weine – eine Auswahl
Jakot: Radikons Friulano-Reben werden in Stockkultur erzogen und liefern für gewöhnlich ca. 3500 kg am Hektar. Nach der Lese werden die Trauben für den Jakot mit den Schalen vergoren und für mehrere Jahre in gebrauchten Holzfässern gelagert und ungefiltert und ungeschwefelt gefüllt. Kompakt, druckvoll und unglaublich tief und lang. Erdig, stoffig, mit einem Potpourri an Aromen – mediterrane Kräuter, reifes gelbes Obst, Heu… Konzentriert und kraftvoll.
Oslavje: Der Oslavje ist ein Tribut an seine Umgebung und ein Statement, wie großartig sich Weine auch ohne Schwefeleinsatz entwickeln können. Er ist zudem eine Antwort an all jene, die auf der Maische vergorenen Weinen die Fähigkeit absprechen, ihre Herkunft entsprechend in Weine zu übersetzen.
Der Oslavje 2007 ist eine Cuvée aus Chardonnay, Ribolla Gialla und Tokaj Friulano. Er wurde mitsamt seiner Schalen spontan vergoren und reifte danach für 4 Jahre in gebrauchten Eichenholzfässern. Der Wein ist balsamisch, weich und und stoffig und riecht und schmeckt nach Trockenfrüchte und reife Feigen . Er ist ein oranges Monument, ein Wein der fordert und gleichzeitig Spaß macht, der nachdrücklich und kraftvoll ist und doch auch bekömmlich und lebendig.
Ribolla Gialla: Der Großteil der Reben für den Ribolla Gialla ist sehr alt, Stankos Vater sei Dank. Der erlaubte seinem Sohn 1977 zwar, auf den Rebflächen des Weinguts Reben auszureißen, um dort Pinot Grigio und Sauvignon Blanc auszusetzen – allerdings unter der Voraussetzung, dass er seine Finger von den Ribolla Gialla Stöcken ließe.
Stanko hörte auf seinen Vater und entwickelte im Laufe der Jahre den daraus gekelterten Wein zum Flaggschiff des Weinguts. Speziell mit der Einführung langer Mazerationen 1995 wurden die ganzen positiven Eigenschaften der alten Friulaner Sorte offensichtlich. In der äußerst dicken Schale finden sich nämlich neben einer ordentlichen Menge Tannine auch eine Vielzahl an Aromastoffen, die sich erst während der Mazeration langsam in den werdenden Wein integrieren.
Intensiv und duftig. Kräuterige, erdige und exotische Aromen weisen den Weg. Druckvoll und ausladend, dicht und konzentriert. Bündelt sich dank seiner Gerbstoffe und Säure zum Gaumen hin. Klingt lang, tief und fruchtig aus.
Kontakt
Saša Radikon
Adresse: Località Tre Bucchi 4, Gorizia
Telefon: +30 0481 32804
E-mail: info@radikon.it
Webseite: radikon.it
Rebsorten: Friulano, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Ribolla Gialla, Merlot, Pignolo
Rebfläche: 15 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein
Bezugsquellen:
Ab Hof: ja, nach Voranmeldung
Aus Italien online: callmewine.com
AT/DE/CH: –