Eugenio Pastoris ist jung, sympathisch und mit einer Menge Weinwissen ausgestattet. Zu Hause ist er am Lago di Viverone, einem See im nördlichen Piemont. Er betreibt dort ein Weingut, das noch immer nach seinem Vater Massimo benannt ist. Seit 2013 ist es biologisch zertifiziert. Im Mittelpunkt stehen zwei Rebsorten: die weiße Erbaluce und Nebbiolo (mit Freisa wird experimentiert). 

Während man über Nebbiolo keine Worte verlieren muss, lohnt es sich die Erbaluce ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Erbaluce gilt, auch wenn sie heute nur vereinzelt in den Weingärten des Piemonts zu finden ist, als eine der besten weißen Rebsorten Norditaliens. Sie hat eine zupackende Säure und delikate Aromen, die sich – trocken vinifiziert – oft mineralisch, weißfruchtig und zart floral bemerkbar machen. Sie stellt Ansprüche an Boden und Klima und funktioniert gerade deshalb auf den sandig-kalkigen Möranenböden im Schnittpunkt zwischen alpinem und kontinentalem Klima bestens. 

Im Weingarten macht sie nicht immer Freude. Sie reagiert auf alle möglichen Pilzkrankheiten sensibel, ist frostempfindlich, ergibt grundsätzlich magere Erträge und leidet bisweilen unter Magnesiummangel. Eugenio weiß mit ihr umzugehen und keltert aus ihr drei unterschiedliche Stilistiken: einen Passito, einen flaschenvergorene Schaumwein und eine trockene stille Version, wobei eigentlich Süßwein und Spumante für die Region typisch sind.

Dem Nebbiolo wiederum widmet er eine recht traditionelle Interpretation, bei der die Trauben über zwei Monate in Kontakt mit den Schalen bleiben und der fertige Wein danach über mehrere Jahre in Zement und Holz reift. Eugenios Weine werden ohne Zusatzstoffe vinifiziert, wirken jedoch – vom Etikett bis zum Gaumen – sehr klassisch und alles andere als funky (was definitiv nicht negativ gemeint ist). 

Canavese Nebbiolo „La Cucca“ DOC: Zwei Monate auf den Schalen. Robust, gute Struktur, bündelnde Tannine, fordernd, besitzt trotz seiner Kraft eine gewisse Leichtigkeit, floral, rotfruchtig. (ca. € 12)

Erbaluce di Caluso La Norezza” DOCG: Auf Sand und Kalk gewachsen. In Stahl vinifiziert. Einfach gestrickt, einladend, Kräuter, mineralisch, saftig. Macht Spaß. (ca. € 10)

Erbaluce di Caluso Passito “Luver” DOCG: Erbaluce ist die große Süßweinsorte des nördlichen Piemonts. Eugenio trocknet seine besten Erbalucebeeren über 4 Monate in Holzkassetten, presst sie danach sanft ab und baut den Wein über 4 Jahre in gebrauchten Barriques aus. Die Aromen erinnern an Honig, Mandeln, Pfirsich, Safran und getrocknete Feigen. Die Säure ist zupackend und macht massiv Druck bis zum Gaumen. Top. (ca. € 20)