Daniele Ricci
Daniele Ricci ist einer der besten Weißweinwinzer Norditaliens. Er wohnt und arbeitet in Costa Vescovedo, in den nördlichen Colli Tortonesi und pflegt dort Weingärten, die seine Großeltern größtenteils bereits 1929 angelegt haben. Viel ist seither nicht dazugekommen. Das liegt vor allem daran, dass Daniele an allen Arbeitsschritten mitwirken will, was sich mit sieben Hektar recht gut, mit 25 Hektar allerdings nicht mehr wirklich bewerkstelligen lässt. Seit Ende der 90er Jahre arbeitet er zertifiziert biologisch.
Zwar sind von der Mischwirtschaft seiner Großeltern nur die Rebstöcke geblieben, am Sortenspiegel hat sich allerdings seit damals nichts geändert. Die klare Nummer eins ist Timorasso, die mit Abstand interessante weiße Sorte aus dem Piemont, die von den richtige Händen gekeltert, tatsächlich richtig große Weine ergeben kann. Daneben wurzeln in seinen teils extrem steil abfallenden Hängen auch noch Croatina und Barbera, aus denen er zwei exzellente reinsortige Rotweine vinifiziert, die völlig unverdient ein wenig im Schatten seiner brillanten Timorassoversionen stehen. Dass er auch noch einen Nebbioloweingarten hat, weiß ich zumindest aus seinen Erzählungen – die daraus gekelterten Weine liegen seit Jahren in Holzfässern und Daniele wirkt nicht so, als hätte er Lust sie in den nächsten Jahren abzufüllen.
Wie überhaupt Ruhe und Zeit zwei Attribute zu sein scheinen, die Daniele und seine Reben vereint. Er vermittelt sie in jeder seiner Handlungen und gönnt sie seinen Weinen, wann immer sie danach verlangen. Er lässt sie und gelegentlich lange auf der Maische (bis zu 100 Tagen), noch länger auf der Hefe (zwei Jahre sind das absolute Minimum) und danach auf unbestimmte Zeit in der Flasche.
Sein Sortiment basiert vor allem auf seinen unterschiedlichen Timorassoversionen, wobei man davon ausgehen kann, dass kein Wein wie der andere schmeckt. Daniele vinifiziert jeden Jahrgang so, wie er es gerade für richtig hält, spielt mit Lesezeitpunkten, Maischestand- und Ausbauzeiten, Gebinden (Holz & Zement) und demonstriert so zum einen sein tiefes Verständnis für seine Reben und sein Terroir und zum anderen die immense Bandbreite des Timorasso. In Danieles Fall bedeutet das, dass meist nicht zu knapp Säure auf eine oft weiche Textur prallt, die zwar gelegentlich von Gerbstoffen unterlegt aber eben nicht damit überladen ist.
Weine – eine Auswahl
Derthona: Timorasso. Danieles Basisversion stammt von einem 1995 gepflanzten, 1,5 Hektar großen Weingarten, den er für gewöhnlich Mitte September liest und spontan in einem Edelstahltank vergärt und lagert. Die Mazerationszeit beträgt drei Tage, wobei die Traubenhäute des Timorasso sehr dünn sind und folglich nur marginale und sehr feine Gerbstoffe in den Wein abgeben. Der Ausbau dauert, je nach Jahrgang, 12-22 Monate. Hat eine pulsierende aber aufgrund des langen Hefekontakts auch fein-cremige Textur, in die sich erfrischende Zitrusnoten betten, die von kräuterigen und steinigen Aromen begleitet werden. Der Körper ist elegant. Der Gerbstoff zeichnet für die lineare Ausrichtung zum Gaumen hin verantwortlich. Das Finish ist kühl, lebhaft und animierend. (ca. € 15)
Io Cammino Da Solo: Timorasso, in der Amphore und Kastanienfässer vinifiziert. Ein klares, kühl-präzises Zusammenspiel aus Kräutern, Frucht, Säure und Gerbstoff treibt den Wein an, gibt ihm feine Konturen, ein paar Ecken und Kanten und jede Menge Charakter. (ca. € 32)
Giallo della Costa: Mit dem Giallo di Costa lotet Daniele Ricci aus, was mit Timorasso alles möglich ist. Drei Monate lang mazeriert er den Wein und holt dabei alles an Gerbstoffen, Säuren, Extrakten und Aromen aus den Schalen, was sich das Jahr über darin eingelagert hat. Grapefruit und Kamille beispielsweise, aber auch Salz, mediterrane Kräuter, Nüsse. Eingebettet ist das alles in einen dynamischen und kompakten Körper, dessen Rückgrat eine lebhafte Säure und feine Tanninstruktur bildet. Hat Potenzial für die nächsten 10-15 Jahre. (ca. € 24)
El Matt: Croatina. Der El Matt gehört zu den Weinen, die man ohne Rücksicht auf Verluste literweise dahintrinken könnte. Er hat eine nicht zu unterschätzende Menge an Tannin, die allerdings von reifer Frucht gepuffert wird, eine vitale und dynamische Struktur und eine saftige und kompakte Konsistenz – all das macht sich ganz für sich bestens, liefert aber auch eine Vielzahl an kulinarischen Kombinationsmöglichkeiten. (ca. € 14)
Kontakt
Daniele Ricci
Adresse: Via Montale Celli, 9, Costa Vescovato (AL)
Telefon: +39 0131 838115
Email: cascinasanleto@libero.it
Rebsorten: Timorasso, Barbera, Croatina, Nebbiolo
Rebfläche: 7 ha
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja (BIOS)
Wohnmöglichkeit: nein – dafür lässt sich bei ihm bestens Essen
Bezugsquellen:
Ab Hof-Verkauf: ja, nach Voranmeldung
Aus Italien online: decanto.it
Im deutschsprachigen Raum: vinonudo.at