Aldo Viola

Enthusiastisch, leidenschaftlich, extrovertiert: Aldo Viola gehört zu den charismatischen Erscheinungen der italienischen Winzerszene. Sieht und hört man ihn bei Verkostungen, kann man ihn sich nur schwer ruhig und für sich allein zwischen den Rebstöcken im sizilianischen Alcamo vorstellen, wo seine Familie seit vier Generationen Weingärten besitzt.

Tatsächlich durchstreifte Aldo auch über einige Jahre diverse Winkel der Welt, lernte Tango tanzen, mehrere Sprachen und viele unterschiedliche Weinstile kennen, ehe er sich im Jahr 2000 endgültig im Nordwesten der Insel niederließ – einer in unseren Breiten kaum bekannten Gegend, laut Aldo jedoch eine der Wiegen des italienischen Weinbaus und heute die Ecke Europas mit der größten Dichte an Weingärten.

ALDO VIOLA IN ROT

Er selbst bewirtschaftet dort im Alleingang insgesamt 9 Hektar Rebfläche, die sich auf viele kleine Parzellen in verschiedenen, teils ziemlich weit voneinander entfernten Dörfern rund um Alcamo verteilen. Die größte davon befindet sich in Feudo Guarini, satte 30 Kilometer vom Weingut entfernt, wo er vor einigen Jahren in ein bis dahin größtenteils brachliegendes Gelände auf 350 Metern Höhe Syrah und Nero d’Avola setzte. Während letztere Sorte auf der Hand lag, war die Idee Syrah zu pflanzen seiner Leidenschaft dafür, seinen teils französischen Wurzeln und der Überzeugung geschuldet, dass sie in diesem Umfeld (Kalk-Ton-Böden, bisweilen nach Norden exponierte Lagen, warmes und trockenes Klima, viel Wind) bestens wachsen und gedeihen würde. Er sollte Recht behalten, seine beiden reinsortigen Interpretationen, der Coccinella, vor allem aber der Guarini Plus legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab.

ALDO VIOLA IN WEISS

Auch wenn es mit dem Moretto noch einen dritten, auf Perricone, Syrah und Nerello mascalese basierenden Rotwein gibt, befinden sich Aldos Rebflächen eigentlich in einem Territorium mit vorwiegend weißen Sorten: im äußersten Westen, rund um Trapani und Marsala, spielt Grillo die erste Geige und auch Aldo Viola widmet der Sorte mit dem Egesta eine ziemlich spektakuläre Interpretation. Die absolute Nummer eins im Nordwesten und mit gut 30000 Hektar in ganz Sizilien ist allerdings der Catarratto. Ihm versucht er im immer wieder aufs Neue spannenden Krimiso, die Aromen vergangener Zeiten zu entlocken.

Damit ihm das gelingt, bewirtschaftet er seine Weingärten mittlerweile auch offiziell biologisch und bedient sich nebenbei auch noch diverser biodynamischer Methoden. Zwei Spritztouren im Jahr reichen seinen Reben für gewöhnlich. Kupfer wird dabei nur in Ausnahmejahren verwendet, sodass er seine Reben lediglich mit ein wenig Schwefel zu behandeln hat. Das ist aufgrund der trockenen Witterungsbedingen zugebenermaßen einfacher als in den meisten anderen Weinbaugebieten Italiens, wird aber trotzdem nicht von allen so gemacht.

Im Keller schwört Aldo Viola auf die wilden Hefepopulationen seiner Weingärten, auch deswegen, weil er – wie auch wir – felsenfest davon überzeugt ist, dass sie elementarer Bestandteil seines Terroirs sind und sich folglich auch sensorisch in seinen Weinen manifestieren. Bei seinen Weißweinen setzt er auf lange Mazerationszeiten, die er allerdings so subtil zu steuern weiß, dass man sie kaum merkt, bei den Rotweinen ist der Schalenkontakt dagegen verhältnismäßig kurz und ganz darauf ausgerichtet, deren elegante Eigenschaften zu betonen. Ausgebaut wird zum größten Teil in Stahltanks, nur für seine Rotweine verwendet er bisweilen Holz. Aldo setzt nichts zu und nimmt nichts weg, schönt und filtert nicht und verzichtet dann, wenn es ihm sinnvoll erscheint, auch auf den Einsatz von Schwefel.

Weine – eine Auswahl

Biancoviola: Die weiße Antwort auf den roten Moretto. Aus Grillo, Grecanico und Catarratto. Aldo Viola vergärt die drei Sorten separat, wobei er den Grillo für drei Wochen mit den Schalen in Kontakt lässt, die später gelesenen Grecanico und Cataratto dagegen sofort abpresst. Ausgebaut werden die drei dann gemeinsam über mehrere Monate in Edelstahltanks. Vital, salzig und fruchtbetont. Reife, gelbe Frucht und viel Macchia. Am Gaumen geht es dynamisch, lebhaft und agil zur Sache, das Finish ist kompakt, erfrischend und saftig.

Krimiso: Aldo Violas Catarratto-Weingarten Montelongo befindet sich in nördlicher Exposition auf über 400 Metern. Das verschiebt den Lesezeitpunkt nach hinten, verlängert die Vegetationszeit und hält die Säure auf einem – für Sizilien – ziemlich hohen Level. Nach einer selektiven Lese werden nur die besten Trauben spontan vergoren und der Wein danach noch fünf Monate in Kontakt mit den Schalen belassen. Mediterran, salzig und gelbfruchtig. Der Krimiso lotet Grenzen aus und zeigt, was mit einer als banal abqualifizierten Rebsorte passiert, wenn man sie an die richtige Stelle setzt und kompromisslos ausbaut. Die Struktur fordert, wobei Säure und Tannin zwar Spuren hinterlassen, sich jedoch bestens integrieren. Das Finish ist lang, kompakt, saftig und salzig.

Egesta: Aus 100 Prozent Grillo. Aldo keltert aus ihr eine Version, die seinesgleichen auf der Insel sucht. Von jungen Reben aus dem sich nahe am Meer befindlichen Weingarten Pietrarinosa Ende August gelesen, selektiert er die besten Trauben und vergärt sie, ohne sie davor gepresst zu haben, spontan in einem Edelstahltank. Dort bleibt der Wein mitsamt Schalen und Kernen für die nächsten sechs Monate. Der Egesta offeriert Wärme und suggeriert Salz, hinzu kommen dann aber auch noch Macchiaaromen und eine alles andere als störende Andeutung von flüchtiger Säure. Der Körper birgt Substanz, ist allerdings nie ausladend oder gar fett.

Guarini Coccinella: Der Guarini Coccinella ist der Einstieg in Aldos Syrahwelten. Die Trauben bei 25-30° spontan vergoren, nach zwei Wochen abgepresst und der Wein danach für 10 Monate im Stahltank belassen. Der Coccinella wird ungeschönt, ungefiltert und ungeschwefelt gefüllt und für weitere drei Monate in der Flasche gereift. Dunkel wie die Nacht über Alcamo. Intensiv, offen und einladend. Oliven, Lorbeer und schwarze Beeren. Samtiger Textur wird von massivem Tannin contra gegeben. Fließt warm und weich in Richtung Gaumen, bleibt dabei aber stets saftig und animierend.

Moretto: Im Moretto werden Perricone, Syrah und Nerello mascalese separat gelesen und vergoren. Während Syrah etwas länger auf der Maische bleibt, werden die beiden anderen Rebsorten frühzeitig abgepresst, um die Frische und Lebendigkeit des Weins zu erhalten. Danach wird cuvetiert und während 50% im Stahltank bleibt, wandert die andere Hälfte für ein halbes Jahr in 600 und 800-Liter-Holzfässer. Wie auch die anderen Weine Aldo Violas, ist auch der Moretto weder geschönt noch gefiltert und geschwefelt. Rote Beeren, Thymian und salzig-mediterran. Unbeschwert, sommerlich und dabei doch tiefgründig und lang.

Kontakt

Aldo Viola
Adresse: Via per Camporeale 18/C, 91011 Alcamo-Trapani
Telefon: 0039 339 6969889
Email: info@viniviola.it
Webseite: www.viniviola.it


Rebsorten: Catarratto, Grillo, Syrah, Nerello mascalese, Perricone
Rebfläche: 8 ha
Pflanzenschutz: Kupfer (nicht jedes Jahr) und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine.com, decanto.it

AT/DE/CH: vinonudo.at