Garlider

Christian Kerschbaumer kratzt an Extremen. Hoch über dem Eisacktal bewirtschaftet er Rebflächen, die in Winkeln abfallen, die einer Schipiste würdig wären. Zwar sind lediglich 4 Hektar bestockt, trotzdem ziehen sich die Weingärten über satte 350 Höhenmeter.

Ganz oben sind es dann 850 Meter und dort wurzeln dann neben Müller-Thurgau auch Veltlinerstöcke, die mitunter höchstgelegenen Europas. Wein war dort oben nicht immer tonangebend. Früher blühten in den Hängen Apfelbäume, doch Christian pflanzte sukzessive um und diese Restrukturierung wurde auch gleich biologisch vollzogen (seit 2009 zertifiziert).

Kerschbaumer setzt auf fünf verschiedene weiße Sorten und eine rote Ergänzung: Silvaner ist die Nummer eins. Der schon erwähnten Grüner Veltliner und Müller-Thurgau ergänzen und Grauburgunder und Gewürztraminer komplettieren die weiße Linie. Pinot Noir gibt die rote Alternative. Sie stehen allesamt auf Quarzphyllit und werden ausnahmslos im Guyot erzogen. Die Reifezeiten ziehen sich aufgrund der Randlagen bis in den späten Herbst. Die Weine werden dadurch strukturierter und aromareicher. Christian Kerschbaumer regelt den Wuchs möglichst komplett durch den Rebschnitt. Grünlese macht er selten, und ab Juni mäht er auch nicht mehr, sodass sich die Weingarten durchaus als vitaler Mikrokosmos präsentieren.

Die Kellerarbeit ist auf das notwendigste beschränkt. Er vergärt spontan und kontrolliert die Temperatur, wobei 19°C das absolute Minimum darstellen. Die Schwefelmengen sind niedrig. Der Ausbau findet ausnahmslos in großen Holzfässern und Stahltanks statt.

Christian Kerschbaumers Weine spiegeln die Bedingungen wider, die das Eisacktal vorgibt. Sie sind kühl, geradlinig, klar, haben ein präzises Aromaprofil, sind strukturiert, von einer feinen Säure und filigranen Textur geprägt. Würde man Beispiele für traditionelle und typische Repräsentationen Eisacktaler Weine nominieren wollen, käme man an seinen Interpretationen kaum vorbei.

Weine – eine Auswahl

Müller Thurgau: Christian Garliders Müller-Thurgau Reben befinden sich auf 800 Metern Höhe auf Quarzphyllit und atmen dort oben zum einen viel frische Luft, zum anderen versuchen sie aus ihrer Nähe zur Sonne das Beste zu machen. Er vergärt den Most spontan und nicht zu kühl und gibt dem Wein ausreichend Zeit auf der Feinhefe. Der Wein ist saftig, präzis und lebendig, fruchtbetont und feinstrukturiert und zeigt, dass auch hinter vermeintlicher Leichtigkeit Tiefe und Substanz stecken kann.

Sylvaner: Spontan vergoren und danach für knapp zwei Jahre in Fass und Flasche gereift, was letztlich zu einem kompakten und dynamischen Wein führt. Christian selbst ortet darin frisch geschnittenes Gras, Frische und Frucht. Wobei er sich da dezidiert auf das Frühstadium bezieht. Im Laufe der Jahre legt der Wein mächtig zu, die Textur wird dichter, die Struktur fokussierter und harmonischer und auch die Bandbreite an Aromen wird umfangreicher und ausdrucksstärker.

Grüner Veltliner: Stammt von hochgelegenen Weingärten. Das Klima dort oben ist frisch und luftig, doch mangelt es auch nicht an Sonne und Licht. Die Trauben akkumulieren folglich nicht zu wenig Zucker, die in ein recht lebhaftes Säuregerüst eingebunden ist. Vergoren wird spontan, ausgebaut über gut zwei Jahre in großen Holzfässern und in der Flasche. Der Wein ist saftig, temperamentvoll, fokussiert und präzis. Würzig, griffig und gelbfruchtig. Dicht, substantiell und mit ordentlich Power am Gaumen.

Gewürztraminer: Es gibt zwei Möglichkeiten, um Gewürztraminer zu mehr Trinkfluss und Harmonie zu verhelfen. Entweder man lässt den Wein ein paar Tage auf der Maische und die Tannine den Part der Säure übernehmen. Oder aber man geht in die Höhe und holt sich in frischer Bergluft ein paar Gramm Säure mehr. Christian Kerschbaumer hat sich für letzteren Weg entschieden. Sein Traminer ist glasklar, dicht, intensiv und doch fokussiert. Die dem Traminer immanente üppige Aromatik ist durch die Kühle der Eisacktaler Bergwelt leicht gebrochen. Eine feiner Säurebogen durchzieht den Körper und gibt dem Wein, die Spannung, die er braucht. Der Alkohol ist nicht zu hoch und gut eingebunden, der Abgang würzig, saftig und nachhaltig.

Blauburgunder: Ein Kind seines kühlen Terroirs. Saftige Frucht gibt aromatisch den Ton an. Im Hintergrund tun sich mineralische Noten auf. Säure und Tannine bündeln einen kraftvollen Körper, strukturieren ihn und sorgen für Spannung. Hat Tiefe und Konzentration.

Kontakt

Christian Kerschbaumer
Adresse: Untrum 20, I-39040 Feldthurns (BZ)
Telefon: +39 0472 847 296
Webseite: www.garlider.it
Email: info@garlider.it


Rebsorten: Müller-Thurgau, Grüner Veltliner, Sylvaner, Gewürztraminer, Grauburgunder
Rebfläche: 4 Hektar
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: –

AT/DE/CH: –