Unter Italienreisenden ist die Isola del Giglio ganz sicher kein Geheimtipp mehr, für Weinliebhaber könnte die Information, dass es sich bei der kleinen Insel westlich des Argentario um eines der spannendsten Weißweinterroirs der Toskana handelt aber neu und interessant sein. 

Verantwortlich dafür sind gleich mehrere Aspekte: Zum einen das Klima, das hier naturgemäß maritim ist und aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Meer fortwährenden Brisen ausgesetzt ist. Zum anderen ein karges, sandiges und von Granit geprägtes Terrain, das zum Meer hinunter oft extrem steil abfällt. In den von Trockensteinmauern gehaltenen Terrassen wurzelt Ansonaco, ein spezieller Biotyp der Rebsorte Ansonica. Im niedriger Alberellosystem erzogen fühlt sie sich in diesen ganz eigenen Verhältnissen überaus wohl und ergibt – für gewöhnlich nach etwas Maischekontakt – warme, mediterrane und profunde gleichsam aber auch strukturierte Weine.

Milena Danei liefert dafür mit ihrem „Strulli“ ein Musterbeispiel. Die junge Winzerin zog 2018 zurück auf ihre Heimatinsel, nachdem sie davor über einige Jahre ihr Können am Festland verfeinert hatte. Auf knapp einem Hektar bewirtschaftet sie zwei kleine Parzellen, eine mit jungen und eine mit 50 Jahre alten Reben. Die Bewirtschaftung ist biologisch und wird aufgrund der Steilheit der Weingärten ausschließlich per Hand erledigt. In den Keller kommen perfekt ausgereifte Trauben, aus dem sie zumindest bisher nur einen Wein – ihren exzellenten Strulli – keltert.

Strulli: 100 Prozent Ansonaco. Wird über fünf Tage mazeriert, nicht zu lang und nicht zu kurz. Gereift wird der Wein im Stahltank, geschönt und gefiltert wird nicht, geschwefelt wenig. Der Strulli ist zutiefst mediterran: warm, salzig, mit Kräuter und Macchianoten, wenig Frucht, Kamille und Melisse. Er ist gehaltvoll, stoffig und harmonisch, dank der Zeit auf den Schalen aber auch strukturiert und einladend. Sehr gut. (ca. € 25)