Vitale Girardi stammt aus einer alteingessenen Bauernfamilie des Prosecco. In der Hoffnung auf einen gut bezahlten Job bei einem der Big Player der Region ermöglichten ihm seine Eltern ein Önologiestudium. Nachdem das absolviert war, beschloss Vitale jedoch gegenzusteuern. Er zog sich mit ein paar Kühen in ein Bauernhaus in Farro di Soligo zurück, widerstand den Wünschen und Warnungen der Verwandtschaft und gründete die Malga Ribelle – die rebellische Alm.

Dazu zählten neben den Kühen und ein paar Parzellen Mais auch die oben erwähnten anderthalb Hektar Weingärten. Die begann er statt mit Kunstdünger mit Kuhdung vollzupumpen, sie anstelle von Pestiziden mit natürlichen Präparaten vor potenziellen Krankheiten zu schützen und Biodiversität den Vorzug vor Monokultur zu geben (sein mit den Kräutern des Weingartens dekoriertes Etikett legt davon Zeugnis ab). Anfangs verkaufte er die Trauben, doch nachdem er die nötigen Mittel zusammen hatte, startete er 2016 mit seinem ersten flaschenvergorenen Prosecco selbst durch.

Mehr ist es seither meines Wissens nicht geworden. Jedes Jahr aufs Neue entsteht ein einziger Wein, der weit davon entfernt rebellisch zu sein, aufzeigt, wie guter Prosecco schmecken soll: staubtrocken, mehr kräuterig als fruchtig, ein wenig floral, leichtfüßig und animierend. Dafür braucht es allerdings einwandfreies Traubengut, bei der man ohne schlechtes Gewissen auf Schönungen verzichten kann, eine spontane Vergärung, einen vernünftigen, eher niedrigen Sulfiteinsatz und eine langsame Zweitgärung in der Flasche.

ps: Was wäre eine Alm ohne Käse? Vitale macht folglich auch Rohmilch-Caciotta, -Robiola und -Stracchino.

Vitale Prosecco DOCG: Glera, Verdiso und Perera. Spontan vergoren, ungeschönt und ungefiltert. Start der Zweitgärung mittels Süßmost. Degorgiert. Undosiert. Minze, Salbei, ein wenig Pfirsich, weiße Blüten. Direkt, kühl, lebendig. Spielerische Textur. Filigran-eleganter Körper. Staubtrocken. Hat Trinkfluss und macht Spaß.