Ein Grund, warum auf der Maische vergorene Weißweine so spannend sind, ist der, dass sie Rebsorten ins Rampenlicht rücken, die davor ein paar Lichtjahre davon entfernt standen – Friulano beispielsweise.
Friulano, früher auch Tokaj Friulano und heute gelegentlich auch Jakot genannt, ist in seiner weißen Variante in den meisten Fällen ein mittelgewichtiger Langweiler, der allerdings immerhin Kräutern den Vorzug gegenüber allzu viel Frucht gibt. Das passt ganz gut zu Fisch und sitzt man gerade in Grado vor einem Brodetto di pesce, macht man nichts falsch, wenn man sich ein Glas davon bestellt.
Ansonsten aber lohnt es sich, auf Varianten zurückzugreifen, die eine kürzere oder längere Maischestandzeit hinter sich haben, sich über Jahre im Holzfass ausbalanciert und Aromen akkumuliert haben, in denen sich zwar auch ein paar Kräuter aber auch erdige, fruchtige und fleischige Noten finden. Auf den Jakot von Franco Terpin beispielsweise oder auf den von Aleks Klinec. Hat man diese allerdings erst einmal probiert, ist die Idee mit dem Fisch in Grado vermutlich für immer gestorben. Mazerierte Friulano haben nichts mit ihren weißen Brüdern & Schwestern zu tun. Abgesehen von ihrer Farbe setzen sie auch in punkto Gerbstoff, Säure, Aromen, Dichte, Lebendigkeit und Lebensdauer jeweils positive Kontrapunkte zu den klassischen Versionen.