Cirelli
„Während ich Wein mache, stelle ich mir vor, ich würde einen Zaubertrank herstellen. Ein Mittel gegen die Traurigkeit, einen Balsam für alte Wunden, ein Getränk, das zwar nicht vergessen aber vergeben lässt. Eine existenzielle Äußerung. Meine persönliche Botschaft einer unumschränkten Liebe.“ Die durchaus ambitionierte Ansage stammt von Francesco Cirelli.
Die Azienda Cirelli ist ein Lebensprojekt. Hier fließt die ganze Energie von zwei Personen ein, die zeigen, dass Landwirtschaft auch Leidenschaft bedeutet. Neben Francesco ist das seine Frau Michela und was die beiden seit der Gründung 2004 auf die Beine gestellt haben, nötigt Respekt ab. Auf 22 Hektar wachsen Oliven- und Feigenbäume, alte Getreidesorten, eine Glamping-Struktur beherbergt Touristen, Enten watscheln durch die Gegend und Trebbiano und Montepulciano sorgen für die Basis von einem halben Dutzend Weinen, deren in Amphoren ausgebaute Varianten zum Besten gehören, was die Abruzzen zu bieten haben. Das hat gleich mehrere Gründe.
Im Schlagschatten des Gran Sasso, Zentralitaliens höchstem Berg und doch nur ein paar Kilometer vom Meer entfernt gelegen, verfügt man über ein Makroklima, das mit seinen Tag-Nacht-Unterschieden tendenziell weiße Rebsorten privilegiert, gleichzeitig aber auch den Montepulciano, die elementare rote Sorte der Region perfekt ausreifen lässt, seiner Wucht und Opulenz jedoch auch Strenge und Straffheit entgegensetzt. Zudem wird die Geradlinigkeit der Weine durch eine geologische Basis forciert, die sich aus Ton, vor allem aber aus Kalk zusammensetzt. Die Bewirtschaftung ist naturgemäß biologisch.
Das alles manifestiert sich in Weinen, die ihren letzten Schliff im Keller bekommen. Entscheidendes Instrumentarien sind dabei ein paar Dutzend toskanischer 800 Liter Amphoren (aus der Terracottahochburg Impruneta), die zum Ausbau seiner Top-Linie verwendet werden.
Weine – eine Auswahl
Francesco hat eine Basislinie, die ich nicht kenne und eine in Amphoren gekelterte Serie, die hier besprochen ist.
Francescos Vinifikationsmethode unterscheidet sich entscheidend von allen anderen, die ich bezüglich Amphoren kenne.
Den Trebbiano maischt er zwar für einen Tag ein, danach wird der Most jedoch abgepresst und ohne Schalen für 9 Monate in die Amphore platziert. Das führt letztlich zu einem Wein, der sich subtil aber bestimmt und mit der Zeit immer deutlicher Blütennoten und Gewürzaromen öffnet, die sich zumindest in meiner Wahrnehmung als Anis herausgestellt haben. Gelbe Frucht gesellt sich im Hintergrund dazu. Säure, Gleichgewicht, Textur und Trinkfluss passen – reifen, das ist sicher, wird dieser Wein bestens. (ca. € 26)
Ähnlich spannend steht es um den Cerasuolo, die rosa Version des Montepulciano, der ebenfalls nach einem Tag abgepresst und zum Reifen in Amphoren verfrachtet wird. Geradlinigkeit und Trinkfluss kombinieren sich auch hier mit Saftigkeit und einer gewissen Dichte, die aber nie in die Breite geht. (ca. € 26)
Beeindruckend und erstaunlich anders ist der rote Montepulciano, dem es zwar nicht an Kraft und Materie fehlt, aber eben auch nicht an Säure, Tannin und Lebendigkeit. Das relativiert dann auch die Üppigkeit der Aromen, die aber ohnehin ausnahmsweise in eine rote und frische (und nicht dunkle und reife) Fruchtrichtung tendieren. (ca. € 26)
Abschließend sei ganz kurz gesagt, dass alle drei Weine in ihren Stilistiken zum Besten gehören, was die Abruzzen zu bieten haben.
ps: Alle Weine unterliegen dem Prinzip, „Meno si fa, meglio è – je weniger man macht, desto besser ist es“. Wenn die Weine also erstmal in der Amphore sind, passiert nichts mehr. Es wird weder geklärt, gefiltert oder geschwefelt.
Kontakt
Francesco Cirelli
Contrada via Colle San Giovanni 1, 64032 – Atri (Teramo)
Tel.: +39 085 8700106
Email: hospitality@agricolacirelli.com
www.agricolacirelli.com
Rebsorten: Trebbiano; Montepulciano
Rebfläche: 6 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: ja
Bezugsquellen:
Ab Hof: ja, nach Voranmeldung
Aus Italien online: callmewine
AT/DE/CH: –