Claudio Plessi
Claudio Plessi ist eine der großen Figuren im biologischen Weinbau der Emilia. Das wissen selbst in der Emilia die wenigsten, was vor allem daran liegt, dass Claudio zwar seit den späten 70er Jahren immer wieder wichtige Projekte initiiert, sich dabei aber selbst weitgehend zurücknimmt.
Sein Leben als Winzer begann 1958 als Sechsjähriger, als seine Eltern einen ersten Weingarten kauften und er die daraus gelesenen Trauben in der Bütte mit den Füßen einmaischte.
Mit 18 verabschiedete er sich fürs erste vom tagtäglichen Landleben, studierte in Reggio Emilia Landwirtschaft und forschte danach in Parma und Piacenza weiter. Nicht nur über Wein, sondern auch über alte Olivenarten in der Emilia (die ihn bis heute beschäftigen), autochthone Kirschsorten und über Hühnerrassen rund um Modena. Daneben blieb noch ausreichend Zeit, um aktiv in der Studenbewegung mitzuarbeiten und Präsident des Radio Cooperativa Modenese, einem Piratensender zu werden. Bereits als Professor für Landwirtschaft wurde er einer der Vorreiter der biologischen Bewegung der Emilia und 1987 war er einer der Gründerväter von Il Salto, einem Konsortium biologisch und biodynamisch produzierender Landwirte.
1986 übernahm er den 1958 gepflanzten Hektar. 2004 bestockte er dann in die Ebene rund um sein Elternhaus weitere 3,5 Hektar mit jenen Reben, die heute das Fundament für seine einmalige Serie an Schaumweinen bilden. Sämtliche Reben stehen in der Ebene, auf einem Gemisch aus Ton und Kalk, über das sich eine feine Sandschicht gelegt hat. Zwischen den Rebzeilen wächst, was wachsen will, gewipfelt wird grundsätzlich nicht, das gelegentliche Zuviel an Blätter entfernt er manuell.
Im Keller läuft alles nach eingespielten Regeln ab. Die Weine werden, je nach Sorte, gar nicht, kurz oder etwas länger mazeriert, spontan vergoren und ohne Temperaturkontrolle in Stahltanks ausgebaut. Gefiltert wird nicht, geschwefelt schon (ca. 30mg/l). Die Zweitgärung findet in der Flasche statt, degorgiert wird nicht.
Weine – eine Auswahl
Claudio pflegt – wie es sich für die Gegend gehört – die Tradition moussierender Weine, doch belässt er es bei all seinen Weinen bei einem feinen Prickeln, das zwar, ähnlich dezent wie der Winzer, im Hintergrund für Struktur sorgt, anderen Attributen (Aroma, Säure & Textur) allerdings die Bühne überlässt.
Ruznianteina: 100% Ruggine, auf Deutsch „Rost“, eine alte Sorte aus dem Modenese, die ihren Namen ihrer tieforangen Farbe verdankt und in Claudios Version nach Trockenfrüchten, Heu und Hefe schmeckt.
Sparglàta: 100% Spergola. Riecht nach Gerste, Heu und Hefe. Ist anfangs weich und vollmundig, verjüngt sich zum Gaumen hin.
Tarbianein: 100% Trebbiano di Spagna (auch Trebbianino genannt). Kandierte Früchte, Panettone, Orangenschale. Barock, duftig und mundfüllend. Lang und weich. Exzellent.
Tarbian: Trebbiano modenese. Bleibt als einziger seiner Weine aus weißen Trauben für ein paar Tage auf der Maische (Claudio meint, die Sorte verlange danach), was ihm zusätzlich Struktur, Substanz und Aromen gibt. Er ist weich und rund, mit einer feinen Perlage und einem Aromaprofil, das Platz für Blüten, Zitrusfrüchte, Salz und Hefe lässt. Gleichfalls brillant.
Tàsca Rosato: 100% Uva Tosca. Uva Tosca ist eine seit ein paar hundert Jahren im emilianischen Apennin beheimatete Sorte, die sich kälte- und frostresistent bis auf 700 Meter hinaufzieht. Claudios Version ist filigran, unbeschwert und subtile und riecht nach Kirschen und Unterholz.
Tiepido: 100% Lambrusco Grasparossa. Dunkelrot, intensiv und kräftig. Präsentes und forderndes Tannin. Dunkle Beerenaromatik, Erde. Klar und animierend. dunkel (Beeren, Balsam, Erde) und die Struktur ist klar und animierend. Der Tiepido ist übrigens ein kleiner Bach, der an seinem Weingarten in Castelnuovo Rangone vorbeifließt und dafür mitverantwortlich ist, dass Claudio auch in den heißesten Sommer nicht bewässern muss.
Caveriòl: 100% Festasio. Claudio ist wohl der einzige auf der Welt, der die Sorte vinifiziert. Rot und elegant, mit feinen Tanninen, milder Perlage, reifer roter Frucht und, wie so oft bei ihm, einem erdigen Unterton.
Lambruscaun: Lambrusco Fiorano (Fiorano ist der Ort, wo von Zeit zu Zeit Formel I Boliden die Weingärten beschallen). Dunkel und fleischig, ein wenig bitter und vielleicht der einzige unter Claudios Weinen, der in einer Cuvée besser aufgehoben wäre. Doch das widerspräche seiner Idee, die Bandbreite und den Charakter marginalisierter Rebsorten aufzuzeigen – wie eigenwillig sie auch bisweilen sein mögen.
Die Preise der Weine liegen zwischen € 10 und € 20
Kontakt
Claudio Plessi
Adresse: Stradello Monari 11, Castelnuovo R. (MO)
Telefono: +39 366 3955807
E-mail: claudioplessi@gmail.com
Jahresproduktion: ca. 8000 Flaschen
Rebsorten: Trabbiano di Spagna, Trebbiano modenese, Spergola, Ruggine, Lambrusco Grasparossa, Lambrusco di Fiorano, Sgavetta, Festasio, Grappello, Uva Tosca
Rebfläche: 4 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, alle paar Jahre
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja – am Weingut Bortolotti und nach Voranmeldung
Bezugsquellen:
Ab Hof: ja, nach Voranmeldung am Weingut Bortolotti
Aus Italien online: –
AT/DE/CH: –