EUGENIO ROSI: POEIMA MARZEMINO 2015
Marzeminos exotischem Namen verdanken sich viele schöne, wenn auch nicht immer der Realität standhaltende Geschichten. Lange vermutete man den Ursprung der Sorte im Nahen Osten. Über Zypern, das griechischen Festland, Korfu und Dalmatien landete sie angeblich in Italien. Von dort wurde sie von den allgegenwärtigen und fortwährend Handel treibenden Venezianern in die Lombardei und ins Trentino gebracht, wo sie schließlich Wurzeln schlug. Überall erfand man neue Namen für sie und lobte ihre besonderen Eigenschaften – doch dann kamen die Genetiker des 21. Jahrhunderts. Sie stellten kurz, knapp und völlig unromantisch fest, dass Marzemino ein naher Verwandter des Lagrein sei. Beide teilen sich Teroldego als Elternteil. Marzemino war also schon immer im Trentino zu Hause. Und all die Geschichten? Fantastische Schimären, die dazu einladen neue zu erfinden.
Eugenio Rosis Marzemino-Geschichte ist jung und von großer Leidenschaft geprägt. Im Jahr 2000 übernahm er die damit bestockten Familienweingärten in der von Sand und Kalk durchsetzten Lage Ziresi. Über einer rechtwinkeligen Krümmung der Etsch gelegen, fangen die dort stehenden Reben nicht nur die direkt einfallenden Sonnenstrahlen ein, sondern akkumulieren auch die Reflektionen aus dem Fluss. Eugenio kann also früh und vor potenziellen Herbstregen lesen, auf die Marzemino noch sensibler reagiert als andere Sorten.
Um ihm trotzdem zusätzlich Substanz zu geben und seine Aromen zu intensivieren, trocknet er 30-40% der Trauben, so wie es weiter unten am Südostufer des Gardasees die Winzer des Valpolicellas mit Amarone tun. Danach vergärt er spontan und baut den Wein mit der bereits fertigen, nicht getrockneten Charge in Holzfässern aus Kirsche, Eiche und Kastanie aus.
Stil
Vielschichtig, delikat und druckvoll. Eugenios Marzemino offeriert ein immenses Aromaspektrum. Die Textur ist saftig, kompakt und dynamisch, die Säure pulsiert und das Tannin ist präsent und fordernd – allesamt Faktoren, die den Poiema zu einem großartigen Begleiter für Sguazet, Strangolapreti oder einfach nur Speck und Salamimachen, ihn aber vor allem für eine große Zukunft wappnen.
Datenblatt
Rebsorte: Marzemino
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Ziresi (Sand/Kalk)
Lese: Per Hand
Vinfikation: spontan | wilde Hefen; 30% der Trauben werden getrocknet (appassimento) bevor sie vergoren werden
Ausbau: 12 Monate in Holzfässern aus Kirsche, Kastanie und Eiche
Filtration: nein
SO₂:< 50mg/l
Alkoholgehalt: 13 % vol.
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 16-18 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2030
Bezugsquelle
Den Wein gibt es bei vinonudo in Wien