Barbera
Barbera findet sich quasi überall in Italien. Ihr Kerngebiet hat sie allerdings im Piemont, in der Südlombardei und in der Gegend rund um Piacenza in der Emilia. Insgesamt sind 20500 Hektar mit ihr bepflanzt, die Tendenz ist fallend. 1990 waren es noch fast 50000 Hektar. Grundsätzlich würde ich sagen, dass es um die 30000 verloren gegangenen Hektar nicht allzu schade ist. Viel zu oft wurde aus Barbera völlig belangloser Wein fabriziert, der von kaum jemandem vermisst werden dürfte. Andererseits hat Barbera aber auch alle Attribute, um aus ihr außergewöhnliche Weine zu keltern. Was auch immer wieder passiert und dazu führt, dass man liebgewonnene Vorurteile einer Revision unterziehen muss… weiterlesen
Grignolino
Hätte man Robert Parker 1982 Grignolino statt Chateau Latour eingeschenkt, wäre die Weinwelt heute eine andere. Er wäre Jurist geblieben und hätte als letzte vinophile Handlung beim Konsumentenschutzverband des Alto Monferrato eine Petition mit der Aufforderung eingereicht, die Sorte entweder ausreißen zu lassen oder zumindest zweimal durch eine Osmosemaschine durchzujagen. Man mag sich gar nicht vorstellen, was die wenigen Produzenten, die auch in den alkohol- und holzschwangeren Zeiten der 1990er und frühen 2000er Jahre stur auf die Sorte setzten, an Schmähungen durchmachen mussten. Grignolino personifiziert exakt das Gegenteil von dem, was damals als elementar für große Rotweine erachtet wurde… weiterlesen
Vespolina
Vespolina, meint Ian d’Agata, dessen Buch über italienische Rebsorten jedem Weinliebhaber ans Herz gelegt sei, „is a thing of beauty“. Das sind schöne Worte für eine Rebsorte, die kaum jemand kennt. Vespolina stammt aus dem Norden des Piemonts und wurde und wird quasi ausschließlich dort angebaut. Die Gegend im Schlagschatten der Alpen zeigt mittlerweile zwar immer öfter, was in ihr steckt, hatte allerdings nach den Vernichtungsfeldzügen der Reblaus eine schwere Identitätskrise zu durchleben. Weinbau, und mit ihr Vespolina, war nicht mehr Zugpferd unter den Wirtschaftszweigen, sondern die Nebenbeschäftigung von Menschen, die tagsüber in den Industrien piemontesischer Großstädte oder in den Reisfeldern der Ebene um Vercelli arbeiteten… weiterlesen
Croatina
Croatina ist eine Rebsorte, aus der exzellente Weine gekeltert werden. Oft unter ihrem herkömmlichen Namen, noch öfter allerdings unter dem Namen Bonarda, unter dem die Sorte im Oltrepo Pavese in der Lombardei und in den Colli Piacentini in der Emilia Romagna bekannt ist. Unglücklicherweise gibt es im Piemont gleichfalls eine Sorte namens Bonarda, die wiederum nichts mit Croatina und folglich auch nichts mit den Bonardas aus der Emilia und der Lombardei zu tun hat. Für Verwirrung ist also gesorgt. Croatina/Bonarda ist in den beiden Regionen weit verbreitet und findet sich zudem seit jeher auch in den südpiemontesichen Colli Tortonesi, wo auch einige ihrer besten Versionen in die Flasche kommen…. weiterlesen
Nebbiolo
Nebbiolo ist nicht nur edel sondern auch alt. Plinius der Ältere nannte sie nubbiola, ein lateinischer Verweis auf den Nebel, der sich im Allgemeinen über die Weingärten des Piemonts legt, wenn man, spät im Herbst, die Sorte liest. Seit damals findet sie immer wieder Erwähnung, unter anderem in einem 1402 in La Morra erlassenem Dekret, das die Beschädigung von Nebbioloreben unter schwere Strafe stellt. Was den simplen Schluss nahelegt, dass man auch schon vor 600 Jahren wusste, dass man es bei Nebbiolo mit DER exemplarischen Qualitätssorte der Region zu tun hatte (was nicht selbstverständlich war, da man aus Freisa, Grignolino, Vespolina, Ruchè auch aus anderen Sorten exzellente Weine kelterte)… weiterlesen
Weitere Rebsorten
Moscato bianco
Dolcetto
Cortese
Bracchetto
Arneis
Erbaluce
Favorita
Neretta Cuneese
Chardonnay
Freisa
Freisa ist eine Sorte, die robuste, aromatische, kraftvolle, kompromisslose, ungestüme und bisweilen auch hochklassige Weine ergibt. Sie gehört zu der Handvoll (Grignolino, Ruchè, Brachetto, Vespolina…) autochthoner piemontesischer Rebsorten, die zwar im Idealfall exzellente Weine und im Normalfall immer noch sehr gute Weine ergeben, im Schatten von Nebbiolo aber kaum wahrgenommen und in den letzten Jahrzehnten auch nur noch verhältnismäßig selten angepflanzt wurden. Erste dokumentarische Erwähnungen finden sich aus dem frühen 16. Jahrhundert in Zollpapieren. Dabei fällt auf, dass die dafür eingehobenen Tarife doppelt so hoch waren wie die anderer Rebsorten… weiterlesen
Timorasso
Timorasso ist eine alte Sorte und dabei doch ein neues Phänomen. Bevor die Reblaus ihr Unwesen in den Weinbergen Italiens trieb, war sie vor allem im Südpiemont, in der Südlombardei und selbst in der Region um Genua weit verbreitet. Weggefressen von dem mikroskopischen Insekt, war ihr danach eine Auferstehung fürs Erste nicht gegönnt. Ein Grund dafür wird wohl der gewesen sein, dass sie im Weingarten nicht besonders pflegeleicht war: Im Frühjahr verrieselte sie gerne und im Herbst wuchsen in ihren Trauben nicht nur unterschiedlich große Beeren, sie reiften auch oft noch zu unterschiedlichen Zeiten. Die Reblaus war folglich ein willkommener Anlass, sie einfach zu vergessen… weiterlesen