NEGRETTO

From Hero to Zero und das innerhalb eines Jahrhunderts. Anfang des 20. Jahrhunderts war die rote Negretto die omnipräsente Rebsorte in den Weingärten der damals noch dicht bepflanzten Colli Bolognesi (angeblich waren damals gut 20.000 Hektar der Hügel mit Reben bestockt). Zum Ende des Jahrhunderts waren es ein paar wenige Winzer, allen voran Giorgio Erioli und Antonio Ognibene die sich um den Erhalt der Negretto kümmerten und sie vor dem völligen Verschwinden retteten.

Vor allem Erioli durchforstete die Weingärten nicht kommerziell produzierender Bauern und entdeckte dabei oft steinalte Exemplare, die er bei sich zu Hause  weitervermehrte.

Negretto ist eine alte Sorte und seit jeher in den Hügeln südlich von Bologna beheimatet. Sie mag Hanglagen, ist grundsätzlich resistent und brilliert in den wenigen Interpretationen, die ich kenne mit feinen roten Fruchtnoten, subtiler Säure und bündelnden aber nie aggressiven Tanninen. Sie hat selten mehr als 12 Prozent Alkohol, wirkt dabei aber dennoch profund.

Warum sie dennoch im Laufe des vergangenen Jahrhunderts nahezu völlig von der Bildfläche verschwunden ist, kann ich hier nur mutmaßen (ich habe vergessen, Erioli zu fragen). Ein Grund dürfte der generelle Rückgang der Weinbaufläche in den Hügeln sein, der parallel mit der fortwährenden Abwanderung ihrer Bevölkerung stattfand. Ein anderer, dass die Nachfrage nach leichten und eleganten Rotweinen speziell ab den 1980er Jahren gegen Null hin tendierte und viele Winzer darauf mit Neupflanzungen reagierten (selbst Erioli hat damals einen Weingarten mit Cabernet Sauvignon und Merlot bestockt).

Umso erfreulicher also, dass im Zuge der Rückbesinnung auf autochthone Rebsorten auch Negretto seine kleine aber verdiente Auferstehung feiert.

Eine Auswahl

Erioli: Maiolus
Gradizzolo: Naigarten