PIWI
Seit dem 19. Jahrhundert werden Versuche unternommen, den eingeschleppten Mehltauerkrankungen, denen die klassischen Rebsorten (vitis vinifera) als Organismus schutzlos ausgeliefert sind, mit interspezifischen Kreuzungen Herr zu werden. Nach anfangs nur mäßigen Erfolgen, was das Geschmacksbild anbelangt, hat die Diskussion um Piwis nun wieder an Fahrt aufgenommen.
Wesentlich dafür verantwortlich sind einige grundlegende Faktoren. So ist das Thema des Pflanzenschutzes in Zeiten eines zunehmend ökologisch orientierten Weinbaus nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn nicht jede Neuzüchtung auf Dauer einen hundertprozentigen Schutz vor Pilzerkrankungen bietet, so lassen sich Spritzungen doch stark reduzieren. Damit einher gehen niedrigere Kupfer-Akkumulationen im Boden und in der Regel auch weniger CO2-Emissionen. Die Auspflanzung von Piwis trägt außerdem dazu bei, Kulturlandschaften wie Steilterrassen zu erhalten, in denen Pflanzenschutz nur aufwändig zu betreiben ist.
Noch wichtiger ist allerdings die Tatsache, dass durch die beharrliche Arbeit von Züchtern und Winzern eine Reihe an Piwis entstanden ist, deren sensorische Eigenschaften hohe Qualitäten ermöglichen und sich eine zwar kleine aber immerhin wachsende Zahl an Winzern gefunden hat, diese offenzulegen.
Alles entscheidend ist dabei, dass sich Letztere mit ihren Neuzüchtungen genauso intensiv auseinandersetzen wie mit ihren traditionellen Rebsorten: Sie also die unzähligen Bedürfnisse und Eigenschaften ihrer Piwis im Weingarten wie im Keller ausmachen, die für wirklich große Weine verantwortlich sind – seien es nun deren bevorzugte Böden, Expositionen, Klimata, ihre Hitzeverträglichkeit und Frostresistenz oder ihre bevorzugten Gärtemperaturen, Maischestandzeiten oder Ausbaugebinde (um nur ein paar wenige aber wichtige Elemente zu nennen).
Die einzelnen PIWI-Sorten sind zwar naturgemäß noch wenig bekannt, doch wird sich das in den nächsten Jahren mit Sicherheit ändern. Sorten wie Bronner, Solaris, Regent, Johanniter und vor allem Souvignier Gris zeigen schon heute, dass sie sich nicht hinter traditionellen Rebsorten verstecken müssen. Im Gegenteil: Ihre besten Interpretation sind brillante, eigenständige und terroirgeprägte Weine, die man unbedingt probieren sollte.
Eine Auswahl
Thomas Niedermayr: Souvignier Gris
Thomas Niedermayr: Solaris
Grawü: Ambra
Villa Persani: L’Aromatta
Francesco Poli: Naranis