Andrea Cervini – Vino de Poggio

Andrea Cervini macht in Statto, am Eingang zum Val Trebbia Wein – einem bemerkenswerten Ort in önologischer wie auch in historischer Hinsicht. Letztere belegt auch der Elefant auf Andreas Flaschenetiketten, ein bildlicher Verweis auf Hannibals Sieg gegen den römischen Konsul Tiberius Sempronius Longus im Jahr 218 v. Chr. an der Trebbia, einem vom Apennin herabströmenden Nebenfluss des Po. Bei dieser Schlacht vernichtete Hannibal zwar die Armee seines Kontrahenden, gleichzeitig verlor er allerdings auch 36 seiner 37 Kampfelefanten – mit dem letzten sollte er dann triumphal in Arezzo einreiten. 

In önologischer Hinsicht bemerkenswert ist die Gegend deswegen, weil hier seit knapp 30 Jahren Giulio Armani seinem Handwerk nachgeht, der – gemeinsam mit Elena Pantaleoni von La Stoppa – die Geschicke der Region fast im Alleingang verändert hat. Armani war es auch, der Cervini dazu animierte, aus den Trauben, die er bis dahin weiterverkaufte, eigene Weine zu keltern, was Andrea seit 2006 auch tut. 

Seine Weine tragen folglich auch ein wenig die Handschrift Armanis und lassen sonst vor allem die Reben und das Terroir des Val Trebbia zu Wort kommen: also Malvasia di Candia Aromatica, aus der er eine recht forsche maischevergorene Version keltert, Barbera, die er zu einem geradlinigen und dynamischen Tischwein und Essensbegleiter verarbeitet und Bonarda, aus der er gemeinsam mit Barbera, eine rustikal-kantige Cuvée fabriziert. Die vier Hektar Weingärten bewirtschaftet er biologisch, die Eingriffe im Keller sind marginal aber nachhaltig: So belässt er Rotweine wie Weißweine für drei bis sechs Monate in Kontakt mit den Schalen, um auch wirklich alles, was sich an Phenolen und Aromen darin findet, in seine Weine zu extrahieren – was man auch spürt.

Die Weine

Vino del Poggio Bianco:  Aus Malvasia di Candia Aromatica gekeltert, spontan vergoren und erst nach sechs Monaten abgepresst bietet Andreas Bianco Grip, Struktur und Profil wie ein Nebbiolo, eine profunde aber doch elegante Textur und zudem ein erstaunliches Potpourri an floralen, kräuterigen und gelbfruchtigen Aromen. Ungeschwefelt.

Vino del Poggio Rosso: 100% Barbera. Spontan im Edelstahl vergoren und danach in großen Holzfässern ausgebaut. Rustikal, mit einer nicht zu unterschätzenden Säure ausgestattet. Fokussiert und puristisch. Rotfruchtig. Pfeffrig.

Vino del Poggio Navel Rosso: Barbera/Bonarda. Kompromisslos fordernd wie auch seine beiden anderen Weine. Kein weichgespültes Allerweltsgetränk, vielmehr ein Beleg dafür, was passiert, wenn man die Inhaltsstoffe einer Traube tatsächlich komplett in den Wein transportiert. Nach dreimonatigem Schalenkontakt und einem einjährigen Ausbau im gebrauchten Barrique bietet der Navel erdige Unterholznoten und dunkle Frucht. Die Struktur ist kantig, wobei es weder an Säure noch an Gerbstoff mangelt. Ungeschwefelt. Wie alle seine Weine sollte man auch den Navel für einige Jahre im Keller vergessen.

Bezugsquellen

Die Weine von Andrea Cervini gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum, während man sie online aus Italien bei allen größeren Naturweinhändlern (callmewine, decanto, rollingwine, wineyou) bestellen kann.

 

Kontakt

Andrea Cervini
Località Poggio Superiore Statto, 6
29020 Travo (PC)

tel. +39.334.1544810
tel. +39.328.3019720
www.poggioagriturismo.com

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 10000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Barbera, Bonarda
Rebfläche: 4 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein
Essmöglichkeit: ja