Cantina del Frignano

Die Cantina del Frignano hat die hässlichsten Etiketten, die mir in der Emilia und wahrscheinlich in ganz Italien bisher untergekommen sind. Eine Flasche Beatrice d’Este (auch über manche Namen kann man diskutieren) zu kaufen, erfordert tatsächlich Mut. Eventuell mag das dann auch der Grund gewesen sein, warum Luigi Boni, der einstige Besitzer des wunderschön gelegenen Anwesens im modenesischen Apennin 2018 seine Pforten schließen und verkaufen musste. Vielleicht waren es aber auch seine 75 Jahre, die ihn dazu bewegten, nicht mehr eigenhändig 5 Hektar Reben zu pflegen.

Sicher ist, dass es nicht an der Qualität seiner Weine lag. Die gehörten, wenn auch wenig bekannt, über Jahrzehnte hinweg zu den besten der Gegend – auch deshalb, weil er recht stur seinen eigenen Weg ging und sich jeder Abzweigung hin zum Kommerz oder zu einem möglichen Trend konsequent verweigerte. 

Der einzige, auf den er in punkto Wein etwas gab, war Beppe Bellei, der legendäre Lambruscospezialist. Letzterer riet ihm erstaunlicherweise dazu, Pinot Nero und Chardonnay auszupflanzen, aus denen er bis vor Kurzem drei exzellente – nach der Champagnermethode vinifizierte – Spumante produzierte. Alle drei sind weiterhin im Verkauf und daran wird sich auch über die nächsten Jahre wenig ändern, da Boni seine Weine über viele Jahre reifen ließ und seine Nachfolgerin daran auch nichts ändern will.

Der Grund, warum es bei der Cantina del Frignano überhaupt weitergeht, heißt Irene Balim. Mit Wein hatte die einstige Autohändlerin bis 2018 wenig zu tun, außer dass sie Luigi Bonis Sprudel gerne trank. Als Boni erklärte, dass er sein Weingut verkaufen würde, sprang sie ins kalte Wasser und beschloss umzusatteln. Ihr zur Seite steht Franco Calini, der die Weine ganz im Sinne von Boni vinifiziert. Neben dem Spumante-Trio auch drei in der Flasche vergorene Frizzante (rifermentati), die er aus klassischen (Malbo Gentile, Lambrusco Grasparossa) bisweilen aber auch aus nahezu vergessenen Rebsorten des emilianischen Apennins keltert (Trebbiano, Uva d’oro, Barbera, Covra und vor allem die Uva Tosca, für den Sgarbato, einen sehr guten Rosato frizzante).

Weine – eine Auswahl

Die Weingärten der Cantina del Frignano liegen zwischen 450-550 Meter Höhe und sind dort nicht selten Wind und Wetter ausgesetzt. Sie bekommen dennoch genug Sonne ab, um daraus ein recht umfassendes Sortiment an Weine zu produzieren. Alle nach der klassischen Champagnermethode vinifizierten Weine stammen noch aus den Jahren von Boni, ebenso die beiden Rotweine aus Malbo Gentile. Die Rifermentati befinden sich derzeit in einer Übergangsphase, wobei Calini und Balim den Intentionen Bonis zu folgen scheinen.

Sgarbato: Rosa Frizzante aus 100% Uva Tosca. Zweitgärung in der Flasche. Wird mindestens zwei Jahre gereift. Das ist kein Nachteil, da die relativ hohe Säure (sgarbato heißt auf Deutsch ruppig) der Rebsorte so Zeit hat, sich gut einzubinden. Ist straff, lebhaft und direkt. Helle rote Fruchtaromen. Kräuter. 

Beatrice d’Este: Rosa Spumante aus Uva Tosca, Pinot Nero und Chardonnay. Zweitgärung in der Flasche. 36 Monate auf der Hefe. Degorgiert. Keine Dosage. Druckvoll, animierend, mit Körper und Substanz. Geradlinig, vielschichtig und lang. Sehr gut.

Scurone Sgrassaporco: Lambrusco. 80% Grasparossa, 20% Malbo Gentile. Zweitgärung in der Flasche. Dunkel, rustikal, intensiv. Waldbeeren. Unterholz. Frisch und vital. Staubtrocken. Lambrusco wie er sein soll. 

Tisbrino: Sprudelnde weiße Cuvée aus sofort gepresstem Pinot Nero und Chardonnay. Dynamisch. Lebhafte Perlage und Säure. Weiße Blüten, mehlige Äpfel.  

Kontakt

Irene Balim
Adresse: Via San Rocco 1185, 41028 Pazzano
Telefon: +39 0536 952338
E-mail: cantinadelfrignano@gmail.com
Webseite: www.cantinadelfrignano.com


Rebsorten: Chardonnay, Trebbiano, Uva Tosca, Pinot Nero, Malbo Gentile, Lambrusco Grasparossa, Merlot
Rebfläche: 5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: –

AT/DE/CH: –