Zidarich
Als Benjamin Zidarich 1988 das Weingut von seinem Vater übernahm, blickte er zwar auch schon hinunter in den Golf von Triest (und allein des Blickes wegen sollte man den Weg hinauf nach Prepotto nicht scheuen) allerdings nur auf einen halben Hektar Weingärten. Im Laufe der Jahre kamen weitere acht hinzu, genug um sich als eminente Stimme und herausragender Winzer des Karsts zu etablieren.
Der Weg dorthin war steinig – galt es doch die karge, rote Erde des Karsts sukzessive zu bepflanzen. Er tat dies mit der ganzen Leidenschaft und Überzeugung eines Karstwinzers und so wurzeln im kalkigen roten Fels vor allem lokale Rebsorten: die großartige Vitovska gibt den Takt vor, dazu gesellen sich Malvasia Istriana, Terrano und Merlot – auch letzterer hat im Friaul eine lange Tradition.
Zwanzig kleine Parzellen bewirtschaftet Zidarich in der Zwischenzeit, quasi alle Reben darin wurden von ihm gesetzt. Das bedeutet zwar, dass nicht allzu viele alte Rebstöcke zu finden sind, dafür konnte Zidarich von Anfang sein eigenes Konzept fahren: das heißt,
a. extrem hohe Rebstockdichte (zwischen 7000 und 10000 Stöcke am Hektar)
b. eine südöstliche Exposition
c. lokale Rebsorten auf dafür geeignetem Terrain und
d. spezielle Reberziehungssysteme (neben Guyot vor allem Alberello).
Die Arbeit im Weingarten ist von biologischen Prinzipien getragen, auch wenn Zidarich nicht zertifiziert ist. Kupfer und Schwefel sind die beiden einzigen Schädlingsbekämpfungsmittel, Kuhdung belebt die karge Karsterde. Die Arbeit erfolgt fast zur Gänze manuell, die Erträge liegen je nach Weingarten bei 40-50 hl.
Beeindruckend ist der Keller. Fünf Stockwerke wurden dafür in die Erde gegraben. Jahr um Jahr eine Schicht, bis man nach neun Jahren endlich fertig war. Im Stein stapeln sich nun Holzfässer, große und kleine, ein paar wenige Stahltanks sind einzig für die Assemblagen notwendig. Die Gärung erfolgt spontan, auf Temperaturkontrolle wird dabei kein Wert gelegt. Sämtliche Weine – auch die Weißen – werden auf den Schalen vergoren.
Das potenzielle Arsenal an Manipulationsmöglichkeiten interessiert ihn nicht, er filtert nicht, schönt nicht, gibt seinen Weinen Zeit, schwefelt wenig und erst am Ende. All diese Maßnahmen führen zu komplexen und doch bekömmlichen, lebendigen und im Alkohol meist dezenten Weinen, die wie wenig andere den Karst und sein Terroir auf den Punkt bringen.
Weine – eine Auswahl
Benjamin Zidarich keltert mittlerweile ein Dutzend Weine und eigentlich lohnen sich alle. Seine Weine sind durch die Bank spontan vergoren, maischevergoren, ungeschönt und ungefiltert.
Zelen Vitovska: Von jungen Reben. Die Pflanzdichte liegt bei stolzen 8000 Stöcken am Hektar. Der Untergrund ist Kalk und Terra rossa. Gereift wird der Zelen Vitovska über 13 Monate in slawonischem Holz. Saftige grüne Frucht, Blüten. Mineralisch. Offen und zugänglich. Weiche Textur, druckvoller Abgang (ca. € 15)
Zi-da: Frizzante (rifermentato) aus Teran. Wird über ein Jahr in Holzfässern gereift und danach in der Flasche vergoren. Dunkle Beeren, Unterholz, Erde, extrem vital, dynamisch und temperamentvoll. Passt bestens zur Küche des Karsts. (ca. € 17)
Malvasia: In offenen Holzbottichen auf der Maische vergoren. In großen Holzfässern ausgebaut. Mediterrane Kräuter und Gewürze. Tiefe, gelbfruchtige Aromen. Konzentriert und dicht. Hat trotz seiner Kraft ausreichend Struktur. Lang und eindringlich. Top. (ca. € 25)
Vitovska: Im Kalk des Karsts gewachsen und das spürt man. Salzig-mineralisch. Straff, engmaschig und fokussiert. Hat Spannung und Intensität, verströmt aber auch eine angenehme Wärme. Offeriert Kräuter und reife Fruchtaromen. (ca. € 25)
Prulke: Klassiker des Hauses. Aus jeweils 20% Vitovska und Malvasia und 60% Sauvignon Blanc gekeltert. Auf der Maische vergoren. In kleinen und mittelgroßen Holzfässern gereift. Lavendel und reife Zitrusaromen. Hat Energie, Kraft und enormen Trinkfluss. Anspruchsvoll und gleichzeitig einladend. Lang und nachhaltig. Sehr gut. (ca. € 25)
Vitovska Kamen: Ein Tribut an den Karst. Der Kamen ist ein im Steinfass (Marmor) vinifizierter Vitovska. Der Wein reift darin bei stets konstanter Temperatur. Kraftvoll, intensiv und einnehmend. Weiche, ausgewogene Textur. Gelbfruchtig. Saftig. Lang. Beeindruckend. (ca. € 40)
Terrano: 24 Monate im Holz gereift. Brombeeren, Leder, Erde und Fleisch eingebettet in eine kompromisslos straffe und dynamische Textur. (ca. € 20)
Kontakt
Benjamin Zidarich
Adresse: Loc. Prepotto, 23, Duino Aurisina (TS)
Telefon:+39 (0) 40 201223
Email: info@zidarich.it
Webseite: www.zidarich.it
Rebsorten: Vitovska, Malvasia, Sauvignan Blanc; Terrano, Merlot
Rebfläche: 8 Hektar
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch: nicht zertifiziert
Wohnmöglichkeit: nein
Essmöglichkeit: ja
Bezugsquellen:
Ab Hof: ja, nach Voranmeldung
Aus Italien online: decanto.it, winepoint.it, rollingwine.com, callmewine.com
AT/DE/CH: weinhalle.de, vignavitevino.ch