Castagneto Carducci liegt innerhalb der Appellationsgrenzen von Bolgheri und somit in einer eher heiklen Zone, wenn es um Weine aus traditionellen Rebsorten geht.

Aber vermutlich ist es ohnehin falsch, Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Syrah aus dieser Liste* auszuklammern – zu sehr haben sie über die letzten Jahrzehnte die vitikulturelle Ausrichtung der Region bestimmt. Und immerhin gibt es seit einiger Zeit auch eine Handvoll Winzerinnen (allen voran Maria Chiara Perrone von der Azienda Trinci), die daraus auch richtig gute Weine ohne Blockbustercharakter keltern.

Alessandro Scappini produziert ebenfalls ein, zwei Weine aus diesen Sorten. Daneben besitzt er allerdings auch einen 60 Jahre alten, zwischen Wäldern gelegenen Weingarten, in dem Sangiovese, Foglia Tonda, Ciliegiolo und vor allem Pugnitello die Invasion aus Frankreich überlebt haben. Zu verdanken ist das einerseits seinem Großvater Luigi Corradini, der die Reben einst in die leicht abfallende Hügellage gepflanzt hat. Und seinem Vater Roberto, der gegen jede Vernunft und jeden Trend die Rebsorten nie ausgerissen und ersetzt hat.

Für die Podere Il Castelaccio stellen sie heute die Basis von drei Weinen dar, wobei vor allem der Somatico, ein reinsortiger Pugnitello hervorzuheben ist. Die Ursprünge der Rebsorte liegen völlig im Dunkeln. Für die Öffentlichkeit entdeckt wurde sie erst 1981, zu einer Zeit, in der sie bereits seit gut 20 Jahren in Scappinis Weingarten wurzelte. Mittlerweile hat sie einen kleinen Siegeszug durch die Weingärten der Toskana angetreten, wobei die Version der Podere Il Castelaccio mit ihrer kompakten Struktur, Tiefe und aromatischen Klarheit allen anderen als Maßstab dienen sollte. 

* Das DOC-Konsortium der Gegend ist überhaupt der Meinung, dass die tatsächlich traditionellen Sorten der Gegend in einem Bolgheri DOC Rosso nicht mehr verloren haben. Um als solcher deklariert zu werden braucht es CS, Merlot, CF oder Syrah. Als einzige italienische Rebsorte ist Sangiovese bis zu einem Anteil von 50 Prozent zugelassen.

Dinostro: Reinsortiger, über 12 Monate in großen Holzfässern ausgebauter Sangiovese. Riecht nach Veilchen, Pfeffer und Kirschen. Hat einen mediterran-warmen Charakter, allerdings und Säure, Frische und Trinkfluss (ca. € 13)

Valente: Cuvée aus 70 Prozent Sangiovese, sowie Ciliegiolo, Foglia Tonda und Pugnitello. Im Zement spontan vergoren und danach in großen Holzfässern gereift. Profund, intensiv, vielschichtig. Riecht nach reifen roten Beeren und mediterranen Kräutern. Hat Power, Energie und Spannung. Einer der besten, auf Sangiovese basierenden Cuvées der toskanischen Küste.

Somatico: Eine Rarität aus 100 Prozent Pugnitello. In Zement vergoren und in großen Holzfässern gereift. Hat Ecken und Kanten, nicht zu knapp Tannin, eine Menge Charakter und Tiefe und Potenzial für ein gutes Jahrzehnt. Riecht intensiv nach dunklen Früchten und süßen Gewürzen. Das Finish ist frisch und präzis. Sehr gut.