Antolini

Pierpaolo Antolini ist ein großer, herzlicher und energischer Mann, bei dem du die Begeisterung für alles, was mit dem Valpolicella zu tun hat, bei jedem Wort spüren kannst. Sein Weingut liegt kurz vor der Ortseinfahrt von Marano, dort wo das Tal langsam steiler wird und die warme Luft der Ebene sich zunehmend mit den kühlen Luftströmen der Monte Lessini mischt.

Gemeinsam mit seinem Bruder Stefano bewirtschaftet er knapp 10 Hektar Weingärten – teilweise direkt hinter dem Weingut, teils aber auch im Nachbartal in Negrar. Das ist insofern relevant, da sich die Weingärten in Marano auf 350 Metern Seehöhe befinden, während diejenigen in Negrar 200 Meter tiefer liegen. Letztere sind zudem jüngeren Datums und anders als die Weingärten rund ums Haus nicht in der klassischen Veroneser Pergola, sondern im Guyot erzogen, was summa summarum zwei völlig unterschiedliche Amaronestilistiken hervorbringt – wer sich also mit den unterschiedlichen Ausprägungen und den Lagendifferenzen von Amarone beschäftigen will, ist bei Pierpaolo bestens aufgehoben.

Aber auch jenseits der Weine macht es Spaß bei ihm anzuhalten. Pierpaolo ist ein wandelndes Lexikon der Region, spricht recht gut Englisch und tendiert zum kritischen Philosophieren. Er hat das Weingut 1992 übernommen, was einen aufgrund seiner Jugendlichkeit fragen lässt, wie alt er damals wohl war. Er hat nie Insektizide und Herbizide verwendet und vor einigen Jahren begonnen, sämtliche Weingärten biologisch zu bewirtschaften.

Dass er dabei größtenteils auf die Fertigkeiten seiner Hände setzt, siehst du ihnen an. Auch wenn er tief mit Traditionen des Valpolicella verbunden ist, hat er keine Probleme damit, sie zu hinterfragen und da wo er es für richtig hält, vom klassischen Weg abzukehren und Neues auszuprobieren. Weshalb sich in seinem durch die Bank gelungenem und bisweilen exzellentem Sortiment neben den üblichen Verdächtigen – Valpolicella, Ripasso, Amarone und Recioto – mit dem Theobroma auch eine einigermaßen blasphemische Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Croatina befindet.

Weine – eine Auswahl

Pierpaolo verwendet für seine Weine eine Batterie an großen Holzfässern, die nicht ausschließlich aus Eiche, sondern – so wie es seit jeher im Valpolicella gemacht wird – auch aus Kirsche, Maulbeere und Kastanie geküfert sind. Sie tragen vor allem aufgrund ihrer unterschiedliches Porosität aber auch ihrer Aromen nicht unwesentlich zum Charakter der jeweiligen Weine bei. 

Valpolicella Classico und Valpolicella Superiore Ripasso sind beide sympathische, fruchtbetonte, feinwürzige Weine, wobei der Ripasso naturgemäß etwas mehr Muskeln und Power hat. 

Valpolicella Superiore Persegà: Pierpaolos spannendste Valpolicellainterpretation von der Einzellage Persegà. Anfang Oktober gelesen wird sie nach der Gärung über ein Jahr in Eichenfässern ausgebaut. Sie riecht nach Gewürznelken und Kirschen und vereint am Gaumen Kraft, Wärme, Struktur und Eleganz. 

Amarone della Valpolicella Moròpio: In der Lage Moròpio stehen Pierpaolos älteste Reben. Sie wurden 1970 ausgepflanzt, schauen nach Südosten in Richtung Morgensonne und wurzeln in Ton und Tuff. Ihre Trauben werden per Hand gelesen und danach über drei bis vier Monate getrocknet, wobei sie ungefähr 30-40% ihrer Flüssigkeit verlieren. Nach einigen Tagen Kaltmazeration werden sie spontan vergoren, nach 20 Tagen abgepresst und danach über mindestens zwei Jahre in Kastanien- und Maulbeerfässern ausgebaut. Der Wein reicht nach reifen Kirschen, getrockneten Blüten und Honig, ist am Gaumen allerdings straff und trotz seiner Power feingliedrig und elegant.  

Amarone della Valpolicella Ca’Coato: Der Gegenentwurf zum Moròpio. Die Reben wachsen auf 170 Meter und schauen in Richtung Südwesten, also in die Abendsonne, deren Wärme sich in einem vor allem von Ton und Kalk durchsetzten Boden speichert. Während der Trocknungs- und Vinifikationsvorgang mit dem Moròpio identisch ist, unterscheiden sich die Ausbaugebinde – in diesem Fall Eiche, Kastanie und Kirsche. Der Ca’Coato ist opulent und kraftvoll und riecht nach dunklen Beeren, Kaffee, Lakritze und Tabak. Am Gaumen ist er weich, warm und üppig, wobei spürbare Tannine für Richtung sorgen. Beide Amarone verdienen es sich, noch ein wenig weggelegt zu werden.

Kontakt

Pierpaolo Antolini
Adresse: Prognol 22, Marano di Valpolicella
Telefon: +39 333 6546187
E-mail: info@antolinivini.it
Webseite: www.antolinivini.it


Rebsorten: Corvina, Corvinone, Rondinella, Molinara, Cabernet Sauvignon, Croatina
Rebfläche: 9 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: nein
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine

AT/DE/CH: –