VERDICCHIO
Verdicchio ist eine im deutschsprachigen Raum erstaunlicherweise wenig bekannte Rebsorte und das obwohl sie – zumindest meiner Ansicht nach – zu den spannendste autochthone Weißweinsorten Italiens zählt.
Spekulationen sind erlaubt und ich vermute, dass sowohl ihre Herkunft aus den touristisch etwas vernachlässigten Marken (über die wahren Ursprünge gleich mehr) und ihre oft unsägliche Aufmachung in amphorenähnlichen Flaschen nicht wirklich zu ihrer Popularität beigetragen haben. Würde man Verdicchio in der Toskana finden und sie in Burgunderflaschen abfüllen, wäre ihr Status vermutlich irgendwo zwischen Chardonnay und Veltliner (denen sie sensorisch beiden ähnelt) einzuordnen.
Alles Spekulation, wie gesagt. Die gibt es auch über ihren Ursprung. Der liegt diversen Recherchen zur Folge nicht, wie man vermuten könnte, rund um Cupramontana und Matelica, den heutigen Hochburgen der Sorte, sondern im Veneto.
Dort peppt sie bis heute unter den Namen Turbiana und Trebbiano di Soave einige der besten Soaves auf. Vom Veneto wurde sie angeblich im 15. Jahrhundert in die Marken gebracht. Die hatte nach diversen Pestkatastrophen Zuzug dringend nötig. Mit im Gepäck hatten die Neuankömmlinge Verdicchioreben, die sie in meist kalkhaltige Böden setzten, den idealen Untergrund für die Sorte. Verdicchio reift generell spät, was die langsame Akkumulation von delikaten Aromen erlaubt, ohne dabei an Säure einzubüßen. An Körper mangelt es ebenfalls nicht, vor allem dann, wenn man ertragsmäßig keine Rekorde aufstellen will. Insgesamt ergibt das generell florale, saftige und elegante Weine, die im Idealfall die Fähigkeit haben 1. ihre Umgebung adäquat wiederzugeben und 2. fantastisch zu reifen.
Eine Auswahl
Cupramontana ist meine persönliche Hauptstadt des Verdicchio. Dort bekommt man:
La Distesa: Gli Eremi (einer der besten Weißweine Italiens)
La Distesa: Terre Silvate
La Marca di San Michele: Capovolto
La Marca di San Michele: Passolento
Ca Liptra: Kypra
Di Giulia: Il Grottesco
Jenseits von Cupramontana aber noch in den Marken
Fattoria San Lorenzo: Campo delle Oche
Pievalta: Verdicchio San Paolo
darüber hinaus
Filippi: Turbiana