Albarola/Bianchetta genovese
Albarola ist eine weiße Rebsorte aus Ligurien, die man quasi ausschließlich von Genua abwärts findet. Nach langen Jahren der Forschung scheinen Ampelographen mittlerweile darin übereinzustimmen, dass sie mit der Bianchetta genovese identisch ist (wie so oft gibt es diesbezüglich allerdings von Winzerseite andere Meinungen). Sie wird im seltensten Fall ganz für sich alleine ausgebaut, was Gründe hat. Klassisch, das heißt ohne Schalenkontakt, vinifiziert, ist sie nämlich ähnlich belanglos wie beispielsweise Welschriesling. Sie ist aromatisch so neutral, dass es an Langeweile grenzt. Interessant wird es erst, wenn die Schalen ins Spiel kommen. Dann gewinnt sie an Struktur und Intensität und legt eine Vielfalt an Aromen offen, die man ihr kaum zutraut… weiterlesen
Bosco
Die klassische weiße Rebsorte der Cinque Terre. Angeblich sollen mit ihr noch immer gut 200 Hektar Rebland bestockt sein, allerdings ist mir nicht klar, wo die sein sollen. In den Cinque Terre selbst ist der Weinbau mittlerweile auf ca. 80 Hektar geschrumpft und außerhalb der wilden Steilhänge Liguriens ist sie mir noch nie untergekommen. Wie auch immer. Bosco gehört zu den spannendsten Rebsorten der italienischen Westküste. Sie ist in ihren besten Varianten ausdrucksstark und gehaltvoll. In ihrem Aromaprofil finden sich reife Fruchtaromen und mediterrane Kräuter. Sie hat Säure und Körper und eignet sich sowohl für klassisch ausgebaute Weißweine wie auch für Süßweine. Letzteres lässt sich vor allem in den wenigen Flaschen Sciacchetrà nachvollziehen, die heute noch produziert werden. Sowohl in den Süßweinen wie auch in den stillen Version stehen ihr meist Albarola und Vermentino zur Seite – mehr aus traditionellen Gründen, denn aus einer tatsächlichen Notwendigkeit heraus… weiterlesen
Lumassina
Lumassina ist eine Rebsorte, die ausschließlich in der Gegend rund um Savona (Ligurien) ausgepflanzt wird. Sie verdankt ihren Namen dem Umstand, dass die aus ihr gekelterten Weine angeblich ganz exzellent zu Schnecken (Lumache) passen, denen in der Gegend um Savona wiederum eigene Feste gewidmet sind. Sie reift spät, hat eine hohe Grundsäure und ergibt delikate und leichtgewichtige Weine. Im fantastischen Projekt von Sara Polo und Maurizio Migliavacca von den Terrazze Singhie spielt sie die alleinige Protagonistin. Die beiden haben einen steinalten, von Wald umgebenen Weingarten in Orco Feglino (nördlich von Savona) wieder instand gesetzt, wertvollste Kulturarbeit geleistet und einen Lumassina-Version in die Flasche gebracht, die man ganz sicher nicht alle Tage bekommt… weiterlesen
Rossese
Rossese di Dolceacqua ist sensibel, filigran und subtil. Ihre Farbe ist so transparent wie Kontaktlinsen und heller als Blut, nach ein paar Jahren wechselt sie in ein rostfarbenes Orange. Sie altert miserabel, oxidiert viel zu schnell und macht nur Arbeit. Dass es insgesamt also nur knapp 80 ha davon gibt, ist nachvollziehbar. Dass daraus trotzdem ein paar der besten italienischen Rotweine Italiens gekeltert werden, ist zumindest erklärungsbedürftig. Das Terrain, in dem Rossese wächst ist mehr als spektakulär. Die 80 ha Rebfläche, die kurz nach dem Krieg angeblich noch bei 600-700 ha lag, befindet sich ausschließlich in den Steilhängen Westliguriens, nahe der Grenze zu Frankreich. Das Meer ist stets in Sichtweite, doch mag Rossese, wie könnte es anders sein, das Meer und sein Klima nicht. Sie mag es alpin, besser gesagt, subalpin. Alles was über 600 Meter hoch ist, lässt sie schwindeln… weiterlesen
Vermentino/Pigato
Vermentino ist die große weiße Traubensorte der italienischen Westküste. Ihre Ursprünge sind in den ereignisreichen Zeitläuften am Mittelmeer und den stets wechselnden mediterranen Besitz- und Handelsverhältnisse nur schwer zu bestimmen. Manche (die Iberer) vermuten, dass die Sorte ihre eigentlich Heimat in Spanien hat, andere (die Italiener) glauben, dass Vermentino aus der Toskana oder Ligurien stammt. Ähnlich heikel stellt sich die Abgrenzung zu anderen Rebsorten dar. Über Jahrhunderte hinweg ging man davon aus, dass Vermentino, die ligurische Pigato und die piemontesische Favorita drei unterschiedliche Sorten wären. Heute ist man sich diesbezüglich nicht mehr so sicher. Während Ampelographen von der Deckungsgleichheit der drei Sorten ausgehen, widersprechen die oft seit Jahrzehnten mit ihr arbeitenden Winzer… weiterlesen