Ciavola Nera ist ein Weingut wie man es sich wünscht. Die Weine sind in Weiß, Rosa und Rot durch die Bank exzellent, wobei man vor allem die Weißweine herausstreichen sollte, da diese im Süden Italiens selten in dieser Qualität ausfallen.

Der Ansatz im Weingarten tendiert in Richtung Permakultur, ist folglich biologisch und nachhaltig und in ein profundes ethisches Fundament eingebettet. Der sympathische Kopf hinter alle dem ist Fabio Lento, der 2015 seine ersten Weine abgefüllt hat und seither in jedem Jahr nicht nur an den Qualitätsschrauben dreht, sondern sich auch mit immer neuen Weinen am Potenzial seiner Rebsorten und seines Terroirs probiert.

Zu Hause ist Fabio in San Marco Argentano, im nordkalabresischen Valle dell’Esaro. Das ist auch die Heimat des Guarnaccino, einer völlig marginalisierten aber spannenden roten Rebsorte, die in Fabios Weingärten die Protagonistin gibt. Sie ist eng verwandt mit der Magliocco, einer zumindest innerhalb Kalabriens bekannten Rebsorte, die ebenfalls in seinen Weingärten wurzelt. Die dritte rote Rebsorte ist die fantastische Gaglioppo, gleichfalls ein kalabresisches Gewächs, die er für seine beiden Rosati verwendet. An weißen Sorten hat er Malvasia Bianca und Mantonico, wobei erstere grundsätzlich die Hauptrolle einnimmt.

Hört man Fabio zu, erfährt man zum einen viel über seine Ideen – über die Aufwertung der Region (ein, speziell wenn es um Kalabrien geht, extrem relevanter Gedanke), die Etablierung autochthoner Sorten oder die Kollaboration mit anderen Winzern (der Vereinigung der Vignaioli della Calabria Alta), Bauern (Ciavola Nera ist Teil einer kleinen Kooperative, in der auch weiße Feigen, eine nahezu vergessene Spezialität der Region kultiviert werden) und der Universität von Cosenza. 

Man hört aber auch viel über die Arbeit des Winzers, die Notwendigkeit in vielen Dingen gleichzeitig bewandert zu sein und über den Wunsch seinen Charakter und seine Handschrift in den Weinen wiederzugeben.

ps: Ciavola ist eine Rabenart. Im kalabresischen Dialekt ist es aber auch das Wort für Rausch und ein ciavola nera ist vermutlich ein richtig ordentlicher Rausch.

Fabios Weine sind mit einer Ausnahme allesamt im Stahltank ausgebaut. Er schönt, stabilisiert und filtert nicht und schwefelt sensibel. Obwohl er gerade einmal drei Hektar bewirtschaftet, ist sein Sortiment mittlerweile auf knapp 10 Weine angewachsen.

Dissidente Bianco: Cuvée aus Mantonico und Malvasia. Weiß vinifiziert. Straff, elegant, salzig. Kräuter, gelbfruchtig, kalkig. Hat eine bündelnde Textur, die entweder vom Boden oder von der Säure herrührt.

Grancatella Bianco: Malvasia bianca. Weiß vinifiziert. Neun Monate im Edelstahltank ausgebaut. Vital, direkt, mit feinem Gerbstoff und einem robusten Körper. Wirkt solar und warm, gleichzeitig ist der Wein aber knochentrocken und nie ausladend. Ist lang, mineralisch und hat Trinkfluss. Passt bestens zu einem Fritto. Sehr gut.

´Nchiaritu Rosato: Gaglioppo. Auf dem halben Weg zwischen einem Rosé und einem leichten vino rosso. Wird zwar nicht auf der Maische belassen, jedoch mit relativ hohem Druck abgepresst, um auch ein bisschen Gerbstoff in den Wein zu bekommen. Der steht ihm dann auch sehr gut. Rotfruchtig, würzig, reife Zitrusnoten, Kräuter. Ausgewogen und einladend. Sehr gut. 

Dissidente Rosso: Ausschließlich aus Guarnaccino. Stammt von alten, im Jahr 1974 gepflanzten Reben. Ist dunkel wie die Nacht. Vereint Kraft und Substanz mit  viel Trinkfluss und Geradlinigkeit. Ist sauber und präzis, mit einer klaren roten Frucht und einer feinen aber zurückhaltenden Würze. Wirkt substantiell und strukturiert, ohne anstrengend zu sein. Sehr gut.

Magagna Rosso: Guarnaccino (80 Prozent) + Gaglioppo. Der einzige Wein, der nach 23 Monaten im Stahltank auch noch einen kurzen Abstecher in Holzfässer (Viert- und Fünftbefüllung) macht. Wirkt ein wenig wärmer und weicher als der Dissidente Rosso. Den Holzeinsatz merkt man vor allem an der Textur, die etwas samtiger und weniger direkt ist. Hat wie auch die anderen Weine vielschichtige Aromen, eine ordentliche Länge und viel Klasse.