I Chicchi
Der Agro Pontino ist der berühmte, einst von Sümpfen durchzogene Landstrich südlich von Rom, den Mussolini nach Plänen des einstigen Preussengenerals Fedor Maria von Donat trockenlegen ließ. In der Folge entstanden dort die bis heute von faschistischer Architektur geprägten Städte Latina und Sabaudia, Dörfer, Obstplantagen und Getreidefelder und auch ein paar Weingüter, die jedoch nie mit besonderen Weinen auffielen.
Umso erstaunlicher also, dass Enrico Rosati und Federica Marelli ihr kleines Weingut I Chicchi im Jahr 2011 genau dort gründeten. Damals kauften die beiden 2,5 Hektar Weingärten in Ardea an der südwestlichen Peripherie von Rom, denen sie 2013 noch einen weiteren Hektar hinzufügten. Vom Meer sind die beiden keine 10 Kilometer entfernt und das macht sich in den Böden (marine Ablagerungen in einem ansonsten vulkanisch geprägten Terrain), dem milden Klima und letztlich natürlich auch in den Weinen bemerkbar.
Die Bewirtschaftung der Weingärten ist biodynamisch, wobei man sich dabei vor allem auf das profunde Wissen der beiden wichtigsten biodynamischen Konsulenten der Gegend Michele Lorenzetti und Carlo Noro verlässt, die unweit von ihnen gleichfalls exzellente Weine in die Flasche bringen.
Anders als diese und nahezu alle anderen Winzer der Region setzen Enrico und Federica auf größtenteils internationale Rebsorten: Ganz bewusst und vor allem persönlichen Leidenschaften geschuldet, haben sie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und – sehr interessant – Grenache in ihren Weingarten gesetzt und keltern daraus zwei Rotweine (CS/CF) und einen Rosato (GR). Komplettiert werden sie von einem Weißwein aus Malvasia di Candia und Trebbiano Toscano, den zwei klassischen weißen Sorten der Region. Die Weinwerdung ist im besten Sinne traditionell. Die Trauben werden ohne Firlefanz oder irgendwelche önologischen Geheimwaffen in Wein verwandelt und danach in gebrauchten Holzfässern ausgebaut.
Weine – eine Auswahl
Dima: Malvasia di Candia und Trebbiano Toscano. Über einen Tag mazeriert und danach spontan in Zementbottichen vergoren. Gelbfruchtig und kräuterunterlegt. Agil und animierend. Der kurze Maischekontakt verleiht Rückgrat.
L’Incastro: Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. In Zement vergoren. Suggeriert in der Nase mediterrane Kräuter, Tabak, Kirschen. Hat einen eleganten und saftigen Körper, Energie und Trinkfluss.
Torrebruna: Der große Bruder, abermals aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Sauvignon, im Tonneaux ausgebaut. Wirkt intensiver, vielschichtiger und substantieller als der L’Incastro. Hat Tiefe und Kraft, Länge und Komplexität. Ist ausgewogen, samtig und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit der beste Wein, den man an der Küste zwischen Ostia und Terracina auftreiben kann.
Kontakt
Enrico Rosati & Federica Marelli
Adresse: Via dell‘ Incastrino 11, Ardea
Telefon: + 39 333 6002439
E-mail: info@ichicchi.it
Webseite: ichicchi.it
Rebsorten: Malvasia di Candia, Trebbiano Toscano; Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Grenache
Rebfläche: 3,5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biodynamisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein
Bezugsquellen:
Ab Hof: ja, nach Voranmeldung
Aus Italien online: –
AT/DE/CH: –

