Davide Bentivegna war einer jener Winzer, die schon früh das Potenzial der alten Weingärten am Ätna erkannten und mit seinen Weinen ganz wesentlich zum vitikulturellen Revival des Vulkans beitrugen.

So lange ist das im übrigen noch nicht her. Bentivegna hing seinen Managerposten bei Siemens 2008 an den Nagel, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben. 2010 gab es mit dem Notti Stellate seinen ersten Etna rosso und seit damals ist Davide auch fest in der Weinszene am Ätna verankert.

Heute besitzt er insgesamt 15 Parzellen in sieben unterschiedlichen Ortschaften am Nordosthang des Vulkans und produziert daraus 13 verschiedene Weine – das dürfte vermutlich Rekord sein, doch spiegelt es Davides Intention wieder, seine recht heterogenen natürlichen Voraussetzungen in seinen Weinen so präzis wie möglich nachzuerzählen. Die Weingärten ziehen sich von 500 Metern in Saette bis auf 1000 Meter in Montedolce. Die Rebstöcke sind bisweilen extrem alt und haben mit Ausnahme von ein paar wenigen  Neuauspflanzungen meist zwischen 60 und 80 Jahre am Buckel. Ein paar wenige Exemplare stammen auch noch aus der Prä-Reblaus-Ära, sind also weit über 100 Jahre alt.

Neben den beiden omnipräsenten Ätna-Rebsorten Nerello Mascalese (rot) und Carricante (weiß) finden sich in Davides Weingärten auch noch eine Menge anderer Rebsorten, unter ihnen Grenache (die relativ häufig am Vulkan ausgepflanzt wurde), Syrah, Moscato, Minella und Nerello Cappuccio, den treuen Begleiter des Mascalese.

Erzogen werden die Stöcke größtenteils in der alten, für den Weinbau am Ätna typischen Alberello-Methode. Die Bewirtschaftung ist seit jeher biologisch – aufgrund der trockenen Bedingungen befindet sich auch der Einsatz von Kupfer und Schwefel auf einem Minimum.

Wer sich mit den Weinen des Ätna vertraut machen will, tut gut daran, sich einige von Davides Interpretationen einzuschenken. Sie liefern individuelle und durch die Bank interessante Abbilder dessen, was die jeweiligen Terroirs am Berg ausmacht.

Etnella ist Mitglied bei vinnatur. Das bedeutet unter anderem, dass die Weine allesamt spontan vergoren sind und einen maximalen SO2-Gehalt von 40 mg/l in Weiß und 30 mg/l in Rot aufweisen.

Kaos Rosso: Stammt von 750 Meter hochgelegenen 70-jährigen Nerello Mascalese (85%) und Nerello Cappuccio-Pflanzen von der Nordflanke des Ätna. Wurde über 15 Tage mazeriert und über 18 Monate in großen Kastanienholzfässern ausgebaut. Hat Grip, helle rote Fruchtnoten und einen erdig-ledrigen Unterton. Kann in manchen Jahren ganz ordentlich Alkohol haben.

Petrosa: Reinsortiger Nerello Mascalese von bis zu 120 Jahre alten Reben. Stammt aus der 800 Meter hoch gelegenen Contrada Santo Spirito. Wird gleichfalls über mindestens 10 Monate in alten Barriques gereift. Ist in der Nase für gewöhnlich zurückhaltend. Spielt seine Vorzüge am Gaumen aus. Wirkt mediterran, warm und balsamisch. Ist stoffig und kraftvoll, mit einem dank der Tannine recht strukturierten Körper.

Notti Stellate: Nochmals Nerello Mascalese und Nerello Capuccio, diesmal von 100-jährigen Reben aus zwei Weingärten auf 700 Metern Höhe. Ausgebaut wird der Notti Stellati über 18 Monate in großen Kastanienholzfässern. Von den drei Weinen ist er der eleganteste, gleichsam aber auch der profundeste. Ist kompakt und fokussiert und fleischig. Wirkt tiefgründig und lang nach. Sehr gut.

Attia Bianco: Chasselas ibrido 30%, Carricante 20%, Trebbiano 25%, Moscato 10%, Grecanico 5%. Zweitägige Mazeration. Im Stahltank ausbaut. Der Einstieg in Weiß. Klar, direkt, aromatisch. Mit Zug und Energie. Sympathisch und einladend.