Wer Chianti in bester toskanischer Tradition probieren will, sollte sich die Weine der Podere Luisa einschenken.

Romina Erbosi, die treibende Kraft am Weingut und ihr Mann Sauro keltern sie größtenteils aus Sangiovese, doch cuvetieren sie diesen danach nicht wie so oft mit Merlot und – definitiv die schlechtere Idee – Cabernet Sauvignon, sondern mit Canaiolo und – jetzt wird es ungewöhnlich – mit der weißen Trebbiano Toscano, die früher im Chianti verpflichtend beigemischt wurde. Dass weiße Rebsorten Rotweine ergänzen, um sie ein wenig frischer zu machen, ist gerade wieder (2022) ein bisschen en vogue, geht aber zumindest meiner Ansicht nach meistens in die Hosen. Bei der Podere Luisa wird es seit dem Jahr 2010 gemacht, als Romina und Saura beschlossen, ihre Trauben nicht mehr an andere Weingüter zu verkaufen, sondern selbst zu vinifizieren – man bewegt sich also jenseits von Moden, verfügt dafür aber über ausreichend Erfahrung. Die beiden wissen folglich, wieviele weiße Trauben dem Wein eine zusätzliche Dimension zu geben und wann es – was anderswo gerne passiert – zu viel ist. 

Beheimatet ist das fünf Hektar große Weingut, in dem man auch übernachten kann, in Rendola, einer Ansammlung von wenigen Häusern in der Nähe von Montevarchi. 10000 Flaschen Wein produziert man jedes Jahr, allesamt Resultate biologisch kultivierter Trauben und einer der Naturweinbewegungen (sie selbst sind im Konsortium von ViniVeri) verpflichteten Vinifikation.

Neben Chianti bringen Romina und Sauro auch noch reinsortigen Sangiovese und Cabernet Sauvignon in die Flasche, machen mit dem Ombra di Rosa einen der besseren Rosati der Gegend und mit dem Amnesya eine recht gelungene orange Version aus Trebbiano Toscano und Malvasia del Chianti. 

Chianti: Sangiovese, Canaiolo und ein kleiner Anteil Trebbiano Toscano. In Zement vinifiziert. Riecht und schmeckt nach Kirschen, Blutorangen und Leder. Tannin und Säure sind ausgewogen und sanft, die Textur ist saftig und elegant.

Chianti Riserva Giunò: Gleichfalls Sangiovese, Canaiolo und ein wenig Trebbiano Toscano. Vielschichtig. Dunkelfruchtig. Mediterrane Noten. Lorbeer und Rosmarin. Wirkt trotz seiner Kraft und Muskeln agil und lebendig. Sehr gut.

Castelperso: 100 Prozent Sangiovese. In Zement vinifiziert. Rote Fruchtaromen kombinieren sich mit floralen Noten. Vereint wie auch die Chianti Riserva Tiefe und Substanz mit einer Menge Energie.

Amnesya: Maischevergorener Malvasia del Chianti & Trebbiano Toscano. Riecht nach Orangen, Wachs und kandierten Früchten. Hat spürbaren Gerbstoff und eine belebende Frische.