Bio & Naturweinwinzer aus dem Aostatal
Grosjean
La Cantina di Cunéaz
Les Granges
Maurice Cretaz
Matthieu Betemps
La Vrille
Fabrizio Priod
Giulio Moriondo
Franco Noussan
Le Vieux Joseph
Les Petits Riens
Azienda Vitivinicola Selve
Die Rebsorten des Aostatals
Petite Arvine
Vien de Nus
Vuillermin
Prié Blanc
Fumin
Neyret
Mayolet
Cornalin
Nebbiolo
Freisa
Barbera
Dolcetto
Petit Rouge
Gamaret
Gamay
Chardonnay
Pinot Noir
Das Aostatal
Ein paar erste Daten: Exemplarisch für all die Probleme aber auch für das Potenzial, das man mit Weinbau zwischen Felsen verbindet, steht das Aostatal. Die Anbaufläche von 500 Hektar entspricht der von Wien und ist mit Abstand die kleinste unter den italienischen Regionen. Was sich allerdings zurzeit auf dieser Mikrofläche abspielt, ist mehr als nur eine paar Worte wert.
Eingekesselt von Mont Blanc, dem Monte Rosa & Co und verbunden durch den Dora Baltea, den das Tal auswaschenden Fluss, pflegt man zwischen und gelegentlich auch auf Steinen ein Sammelsurium an autochthonen Rebsorten, das es in dieser Dichte wohl kaum sonstwo in Italien und auf der Welt gibt: Petit Rouge – mit 189 ha ganz klar die Nummer eins im zweisprachigen Tal – Vien de Nus, Prié Blanc, Fumin, Neyret, Mayolet, Vuillermin und Cornalin gibt es einzig und allein zwischen Morgex im Nordwesten und Donnas im Südosten, dazu kommen aber noch überregionale Sorten wie Nebbiolo, Freisa, Barbera und Dolcetto (Piemont) und ein paar internationale Reben wie Petit Arvine, Gamay, Chardonnay, Petit Verdot, Cabernet Franc, Merlot oder Pinot Noir, die sich an den Hängen des Tales derart wohlfühlen als wären sie seit jeher dort zu Hause.
Das Aostatal mag zwar klein sein, einheitlich ist es allerdings keineswegs. Zwar hat man dem ganzen Tal ohne weitere Unterscheidung DOC-Status verliehen, warum das allerdings so ist, wissen selbst die 100 im Tal arbeitenden Winzer nicht. Auch wenn sich die Geologie ausnahmsweise einigermaßen einheitlich präsentiert, ist es, neben den Rebsorten, vor allem das Klima, das eminente Unterschiede in den Weinen deutlich werden lässt.
Prié Blanc statt Phylloxera: Ganz oben im Nordwesten zwischen Gemsen, Wölfen und Bergziegen, im Blanc de Morgex de la Salle, ist die Zone des Prié Blanc. Prié wächst dort auf 22 Hektar zwischen 800 und 1225 Meter, in einer Höhe also, wo ansonsten Kühe weiden. Der Reblaus beispielsweise war und ist es dort oben zu unwirtlich, weshalb Morgex zu den wenigen Zonen der Weinwelt gehört, in denen die kleine Laus nie ihr Unwesen trieb und die Reben ohne Unterlagsreben auskommen. Eine Handvoll Winzer keltert daraus stahlige, salzige, florale und kräuterbetonte Weine, zudem laufen erste Experimente mit sprudelnden Versionen.
Hell: Ein paar Kilometer weiter im Süden liegt Enfer d’Arvier, die Hölle von Arvier, eine der vitikulturellen Kernzonen des Aostatals. Protagonist ist diesmal Petit Rouge, eine der ältesten Sorten des Tales und eine, die ihr Alter auch durch Qualität (mittelgewichtig, feine Tannine, elegant & fruchtbetont) rechtfertigt. In der Hölle wachsen aber auch fast alle anderen wichtigen Sorten des Aostatals, wobei es das Beste ist, sich durch möglichst alle Varietäten durchzuprobieren. Die roten Mayolet, Fumin und Cornalin sind genauso Pflicht wie die weiße Petit Arvine. Und Chardonnay demonstriert, warum sie zu den großen Terroirsorten der Welt gehört.
Rund um Aosta setzt sich das Bild fort. Einzig Vien de Nus, eine kühle, von Kräuternoten geprägte rote Sorte, löst Petit Rouge als Hauptdarstellerin ab. Die Weingärten sind weiterhin steil und steinig und nur im seltensten Fall maschinell bearbeitbar, die Berggipfel im Hintergrund nicht nur ein beeindruckender Anblick, sondern auch eine schützende Wand. Die allesamt nach Süden exponierten Weingärten ziehen sich vor allem im Norden des Dora Baltea dahin und akkumulieren so den ganzen Tag über Sonne. Die meisten Weinbauern liefern an die Genossenschaft, ein paar wenige keltern ihre eigenen, oft beeindruckenden Interpretationen.
Picotondro: Im Süden läuft das Tal langsam in Richtung Piemont aus. Es wird (vor allem nachts) wärmer, piemontesische Rebsorten geben sukzessive den Ton an, wobei es sich lohnt, vor allem Picotondro alias Nebbiolo aus Donnas zu probieren. Der wird, wie auch im quasi benachbarten Carema, in alten Pergolastöcken erzogen und liefert vielschichtige Versionen von einer der besten Rebsorten der Welt.
BIO: Waren es bis vor kurzem lediglich eine Handvoll Winzer, die im Aostatal biologischen Weinbau betrieben, haben sich in den vergangenen Jahren einige weiterer dazugereiht (man pflegte bis vor kurzem in ganzen Tal einen sehr legeren Umgang mit Herbiziden). Den ohnehin oft beeindruckenden Weinen aus dem Aostatal wird so nicht nur eine zusätzliche qualitative Dimension sondern auch eine profunde ökologische Komponente hinzugefügt.