GLERA

Glera ist die klassische Sorte des Prosecco. Bis 2009 hieß sie auch so, ehe sie umbenannt wurde, um – so die offizielle Version – eine klare Trennung zwischen der Region und der Rebsorte herzustellen (was ich bisher nicht rausbekommen habe, ist die Antwort auf die Frage, wer eigentlich das Recht hat, Rebsorten umzubenennen). 

Die Neubenennung hatte den nicht unerheblichen Effekt, dass seit damals nur mehr Winzer in der als Prosecco bekannten Gegend rund um Valdobbiadene und Conegliano das Recht haben, auf die Etiketten ihrer Frizzante auch Prosecco draufzuschreiben – Winzer, die sich außerhalb der Zone befinden, müssen sich mit dem Namen ihrer spezifischen Region oder aber mit Glera zufriedengeben (auch wenn mir die Marketingmaschine des Prosecco zutiefst unsympathisch und suspekt ist, denke ich, dass sie hier tatsächlich einmal das Recht auf ihrer Seite haben – letztlich verbindet man die Rebsorte genau mit ihrer Stilistik und es gibt wenig plausible Gründe, warum andere Regionen und Länder davon profitieren sollten).

Glera stammt vermutlich gar nicht aus ihrer heutigen Kernzone. Manche meinen, dass ihr Ursprungsgebiet die Colli Euganei sind (wo die Rebsorte unter dem Namen Serprina bekannt ist und einige recht ordentliche Versionen gekeltert werden), andere verorten ihre Heimat im friulanisch-istrischen Karst. 

Glera ist eine sehr alte Sorte. Sie hatte folglich ausreichend Zeit unzählige Biotypen auszubilden und unter Ampelographen und Weinhistoriker für ordentlich Verwirrung zu sorgen. Im 1913 publizierten Bollettino dell’Associazione Agraria Friulana finden sich eine kaum nachvollziehbare Liste an Prosecco/Glera-Spielarten: Prosecco Tondo Bianco, Prosecco Tenero Bianco, Prosecco Gentile Bianco, Prosecco Nero, Prosec, Resecco, Glera Secca, Glera Grossa und Glera Rossa, die allesamt auch noch über einen reichen Schatz an Synonymen verfügen. 

Insofern ist es vielleicht gar nicht schlecht, wenn man sich mit der Basisinformation zufrieden gibt, dass Glera heutzutage die elementare Rebsorte des Prosecco ist – früher teilte sie sich diesen Platz mit Verdiso und Bianchetta Trevigiana, die heute im offiziellen Reglement des Konsortium zusammen jedoch nicht mehr als 15 Prozent ausmachen dürfen. Die besten Glera/Prosecco stammen aus höher gelegenen Steillagen mit eher seichter Bodenauflage. Sie sind im besten Falle filigran, leichtfüßig und sehr delikat, was man allerdings nur selten nachvollziehen kann, da der größte Teil von ihnen mit ein wenig Restzucker geschmackskompatibel gemacht wird. 

Immerhin hat sich in den letzten Jahren aber auch eine kleine aber zunehmend erfolgreiche Gruppe an Winzern darangemacht, flaschenvergorene, nicht degorgierte und folglich oft knochentrockene Versionen der Rebsorte in die Flasche zu bringen, die unter dem Namen „Col Fondo“, das Potenzial ihrer Rebsorte neu definieren – wobei sich nicht alle von ihnen im Prosecco, sondern bisweilen auch in angrenzenden oder in der Nähe befindlichen Regionen befinden.

Eine Auswahl

Einige der hier gelisteten Weine entstehen zwar im Prosecco, tragen jedoch aufgrund fehlender Prüfnummer nicht dessen Namen am Etikett.

Costadilà: 450 s.m.l
Ca‘ dei Zago: Frizzante Rifermentato in bottiglia „Col Fondo“
Ca‘ dei Zago: Valdobbiadene DOCG Metodo Classico Dosaggio Zero
Col Tamarie: Col Tamarie
Casa Coste Piane: Prosecco di Valdobbiadene ‚Frizzante … naturalmente
Nicos Brustolin: Nicos Col Fondo
Mongarda: Glera Col Fondo
Mongarda: Metodo Classico
Malga Ribelle: Vitale Prosecco DOCG

Außerhalb des Prosecco 

Casa Belfi: Colfondo Anfora (Piave)
Monteforche: RIF (Colli Euganei)