CILENTO – altes Weinland im Süden Kampaniens

Das Cilento ist in jeglicher Hinsicht eine Empfehlung. Es ist die Wiege der dieta mediterranea, was es über jeden kulinarischen Verdacht erhaben macht. In punkto Natur hat es gleichfalls einiges zu bieten: Wer das Blau des Meeres mag, wird hier fündig, wer das Grün des Waldes vorzieht, kann sich damit beschäftigen. Für Braun- und Grauschattierungen sorgen bergige Hochebenen, die sich auf bis zu 1500 Metern hochziehen. Antike Spuren von Griechen, Lukaniern und Römern finden sich unter anderem in den bestens erhaltenen Tempeln in Paestum. Dass diese sich bereits damals lokalen Wein einschenkten, kann als sicher gelten. 

Reben fühlen sich in dem gleichsam maritimen wie kontinentalen Klima naturgemäß wohl. Hinzu kommen geologische und topographischen Bedingungen, die eine Vielzahl an Optionen ermöglichen: Die tieferen Erdschichten des Cilento sind größtenteils von Dolomitenkalk geprägt, über die sich in den Küstenweingärten eine Schicht aus Mergel und Sand gelegt hat. Im Landesinneren wechseln tonbasierte Böden mit Kies, Kalk und Mergel ab. 

All das ergibt im Verbund mit den individuellen Herangehensweisen und Konzepten der Winzer recht heterogene Grundvoraussetzungen für eine erstaunliche breite Anzahl an Rebsorten, unter denen Aglianico eindeutig die Protagonistenrolle einnimmt. Hinzu kommen Anpflanzungen weiterer kampanischer Sorten – allen voran der weißen Fiano –, wie auch nationaler Varietäten (Barbera, Sangiovese, Freisa), die lokalen Weinbauern von der Genossenschaft der Region und ihren Weinberatern aufgeschwatzt wurden, die sich aber immerhin erstaunlich gut machen. 

Zu guter Letzt haben einige Winzer in den vergangenen Jahren damit begonnen, tatsächlich historisch im Cilento verankerte Rebsorten zu rekultivieren. Die wichtigste davon ist Aglianicone, die anders als man annehmen sollte, in keinem Verwandtschaftsverhältnis zum Aglianico steht. Hinzu kommen quasi verschollene Raritäten wie Rodiana nera, Vesparedda, Rubinella, Armonera oder Neralasca, die von einzelnen Winzern auf experimenteller Basis ausgepflanzt wurden.

Der Vollständigkeit halber sei hier noch angeführt, dass es im Cilento zwei DOCs gibt: die Castel San Lorenzo DOC und die Cilento DOC. Die besten Weine werden allerdings, wie so oft in Italien, außerhalb der DOC-Regularien gekeltert.