Das Weingut Clara Marcelli befindet sich in Castorano, unweit von Ascoli Piceno, in der weinmäßig recht lebhaften Region zwischen der Adria und den Monte Sibellini.

Betrieben wird es heute von Daniele und Emanuele Colletta und, ganz entscheidend, von Marco Casolanetti, dem Kopf hinter Oasi degli Angeli, dem – exzellenten aber sündteure Weine produzierenden – Kultweingut der Südmarken.

Bei Clara Marcelli geht man mit einer Ausnahme (dem reinsortigen Grenache Ruggine) die Dinge preislich ein wenig bescheidener, qualitativ aber nicht minder ambitioniert an. Die auf ca. 300 Metern Höhe gelegenen Weingärten und Olivenhaine werden biologisch bewirtschaftet, die Rebsorten sind – mit Ausnahme von ein paar Reihen Cabernet Sauvignon und Grenache – die für die Gegend typischen: Montepulciano und Sangiovese (rot) und Passerina und Pecorino (weiß). 

Auf mittlerweile 14 Hektar wachsen die Trauben für ein halbes Dutzend Weine, die allesamt spontan vergoren und danach über mindestens ein Jahr, meist aber wesentlich länger in Holz (Rotweine) oder Stahl und Zement (weiß) ausgebaut werden und generell nicht zu wenig Substanz, gleichzeitig aber aufgrund der Spezifika der Rebsorten und des Terroirs auch Struktur haben.

Passerina: Über 10 Monate im Stahltank gereift. Straff, lebendig, sympathisch. Zitrusaromen, Blüten, ein bisschen Salz und Tonic. Linear und druckvoll. Guter Essensbegleiter zu Grünzeug und Fisch.

Corbu: Aus der seltenen Kombination Montepulciano/Cabernet Sauvignon gekeltert. 10 Monate im Barrique, sechs weitere im Stahltank ausgebaut. Korpulent, kräuterig, ein wenig kantig. Dunkelfruchtig, Pfeffer. Etwas sperrige Textur. Braucht Zeit.

K’Un: Reinsortig Montepulciano. 18 Monate im Barrique und danach noch 12 Monate in der Flasche gereift. Würzig, dunkle reife Fruchtaromen, Schoko. Intensiv und konzentriert. Hat einen stoffig-kraftvollen Körper, dem es weder an Tannin noch Säure mangelt. Endet lang und vertikal. Sehr gut.