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Sizilien

Sizilien ist anders. Es unterscheidet sich nicht nur historisch von den übrigen Weinbaugebieten Italiens, es ist auch in sich selbst so divers, dass es wenig Sinn macht, sich auf die Suche nach einer einzigen sizilianischer Weinidentität zu machen. Dafür birgt Sizilien zu viele topographische, geologische, klimatische aber auch vitikulturelle, ampelographische und önologische Differenzen. Abseits einer, die ganzen 118000 Hektar Weinbau der Insel umfassenden Appellation, gibt es weitere 23 DOCs, 7 IGTs, allerdings nur eine einzige DOCG, was, angesichts der nunmehr zwanzigjährigen Aufbruchsstimmung in allen Regionen Siziliens absurd scheint (DOCG-Status genießt übrigens nicht, wie man annehmen könnte, die Region um den Ätna, Marsala oder Pantelleria, sondern der Cerasuolo di Vittoria).

Sehr grob kann man Weinbau in Sizilien in vier unterschiedliche Zonen aufteilen (den Nordosten inkl. Ätna, den Südosten, den Westen und die Inseln rund um die Insel), wobei in allen Teilen des Landes zurzeit ordentlich Bewegung herrscht. Zwar fokussiert man sich – nicht ganz zu Unrecht – im deutschsprachigen Raum vor allem auf die Zone rund um den Ätna und hat – Zeitschrift um Zeitschrift – die Weine von Arianna Occhipinti in Vittoria entdeckt, es wäre allerdings kurzsichtig, die qualitative Revolution auf der Insel auf die beiden Regionen zu beschränken. Gute und bisweilen brillante Winzer gibt es fast überall und selbst in Marsala, Italiens fast vergessener Hochburg für aufgespritete Weine, finden sich wieder Winzer, die man besuchen und Weine, die man probieren sollte.

EIN ERSTER ÜBERBLICK

Prägende Figur im äußersten Westen Siziliens war der 2012 verstorbene Marco de Bartoli, der quasi im Alleingang dem Marsala zu einer unverhofften Renaissance verhalf, nebenbei allerdings auch klassische Weine kelterte, die das ganze Potenzial einer Region ausloteten, die davor auf die Produktion von Industrie- und Supermarktweine beschränkt war. Grillo und Zibibbo sind seither Rebsorten, mit denen auch andere Winzer zunehmend punkten, allen voran Nino Barraco, der die qualitative Revolution rund um Marsala im Sinne de Bartalis weitertreibt. Ein wenig weiter in Richtung Osten finden sich zudem immer mehr Winzer, die konsequent auf autochthone Sorten, biologische oder biodynamische Bewirtschaftung, geringe Erträge und bisweilen experimentelle Vinifizierungen setzen und dabei Weine keltern, die sowohl die Geschichte ihrer Herkunft wie auch die ihrer Sorte zunehmend auf den Punkt bringen. Francesco Guccione und Aldo Viola sind nur zwei Namen, die den Westen und seine Vielfalt zunehmend und auf beeindruckende Weise auf der vitikulturellen Landkarte Siziliens positionieren.

Fährt man die Küste entlang in Richtung Südosten, kommt man kurz nach Agrigento in die Terre di Cerasuolo und damit in eine Gegend, die ein wenig schizophren, sowohl Siziliens Reputation als Produzent erschlagender Alkoholmonster gerecht wird, wo aber auch die mitunter strukturiertesten und bekömmlichsten Weine der Insel produziert werden. So entscheidend dabei wiederum die natürlichen Voraussetzungen sein mögen, so wichtig sind auch Intention und Talent der Winzer. Dass es auch anders geht, bewiesen als erste Giambattista Cilia und Giusto Occhipinti, die rund um Acate in ihrem Weingut COS, kompromisslos eigene Wege verfolgten. Biodynamische Bewirtschaftung, der Ausbau in Amphoren (seit 2000) und ein ausgeprägtes Wissen um die Besonderheiten ihrer Umgebung prägen ihre Herangehensweise und waren wiederum Initial für eine neue Winzergeneration (Arianna Occhipinti, Gianfranco Daino, Do Zenner). Sie alle demonstrieren, dass man der notorisch marmeladigen Nero d’Avola auch subtile Seiten abgewinnen kann und dass es Sinn macht, auch anderen Rebsorten der Region, allen voran Frappato, entsprechende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Die vielleicht spannendste Region Siziliens (wobei die anderen Regionen, allen voran der Westen, meiner Ansicht nach grob unterschätzt werden) befindet sich an den Hängen des Ätna, wo in den letzten 15 Jahren unzählige neue, fast immer kleine und ambitionierte Weingüter entstanden sind, die alte Weingärten wieder Instand setzen und aus Nerello mascalese, Nerello capuccio und Carricante Weine keltern, die in kürzester Zeit nicht nur überregional sondern auch international für Furore sorgten. Die Gründe sind zahlreich: steinalte, noch im alberello erzogene Rebstöcke, die mitunter in Zeiten gepflanzt wurden als der Leopard, der Fürst von Salina noch vor Garibaldi warnte, vulkanischer Untergrund, extrem hohe Stockdichten (10000 Reben am Hektar) und – angesichts von Weingärten auf über 1000 Metern – einzigartige klimatische Voraussetzungen. Die besten Exemplare – und davon gibt es in der Zwischenzeit eine ganze Menge – sind geradlinig, elegant, subtil, stoffig und langlebig, wobei oft schon die Basisversionen – in Weiß, vor allem aber in Rot –  alle Wünsche erfüllen. Faro, rund um Messina gelegen, ist eine Appellation, die im Schatten des Ätna oft völlig untergeht, jedoch auf ähnlichen Fundamenten (gleiche Rebsorte, alte Rebstöcke, alberello…) beruht und ähnliche beeindruckende Weine hervorbringt.

Bleiben die Inseln rund um die Insel: Lipari und Pantelleria haben sich in den letzten Jahren als Zentren sizilianischer Süßweinproduktion etabliert, wobei man sich speziell, sofern man denn Süßweine mag, ein paar Passiti aus Pantelleria (Ferrandes!) in den Keller legen sollte.