„Lambrusco ist der Treibstoff der Futuristen.“ (Filippo Tommaso Marinetti)
„Lambrusco ist der rote Champagner.“ (Arrigo Levi)
„Lambrusco ist ideal, um den Durst zu löschen.“ (Mario Soldati)
Treibstoff, roter Champagner oder Durstlöscher – hilft alles nichts. Lambrusco hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten einen Ruf erarbeitet gegen den ein Shitstorm ein warmes Lüfterl ist. Dass man für wenig Geld besser kaum trinken kann, ist in mitteleuropäischen Breiten noch immer ein gut gehütetes Geheimnis.
Nachdem der Decanter, Englands Vorzeigemagazin in Sachen Wein Ende 2016 meinte, dass 2017 das große Jahr roter Schaumweine schlagen wird, hier 10 Beispiele, die nicht nur Tortellini, Culatello und Zampone aufwerten.
- Luciano Saetti keltert in der feuchten Hitze des Tieflands nördlich von Modena einen Lambrusco aus der Rebsorte Salamino, der filigran, aromatisch und subtil seine natürlichen Voraussetzungen völlig auf den Kopf stellt. Biologisch & ungeschwefelt.
- Dass Vittorio Graziano eine Person aus Fleisch und Blut und keine Kreation von Fellini ist, mag man kaum glauben. Sein fulminanter, tiefdunkler, profunder und doch erfrischender Fontana dei Boschi aus dem Lambruscomitglied Grasparossa ist dafür jedoch ultimativer Beweis. Sowieso bio.
- Cà de Noci gehört seit 1993 zur Naturwein-Avantgarde der Emilia. Gegen die Industrie opponiert wird seit 1993, u.a. mit dem Sottobosco, einer Lambruscocuvèe aus Grasparossa, Malbo gentile, Lambrusco di Montericco, & Sgavetta, die unbeschwert und strukturiert mit dunkler Frucht und feiner Würze punktet. Bio & ungeschwefelt
- Marco Rizzoli von Crocizia betreibt hoch oben im parmensischen Apennin Weinbau unter Extrembedingungen (und bisweilen unter Wölfen). Neben exzellenten prickelnden Pinot- und Barberaversionen keltert er auf Kalk aus Maestri, dem dunkelsten Mitglied der Lambruscofamiliy einen saftigen, druckvollen, substantiellen und vitalen Frizzante. Bio.
- Denny Binis Etiketten gehören zu den scheußlichsten der Emilia, seine Weine ganz sicher zu den besten. Der Rosa dei Venti ist eine rosa Variante des Grasparossa. Zwei Stunden Mazeration reichen, um ihm nicht nur ansprechend Farbe, sondern auch ein wenig Tannin, Blüten- und Erdbeeraromen mit auf den Weg zu geben. Bio
- Camillo Donati könnte der Bruder von Vittorio Graziano sein. Südlich von Parma, zwischen roten Kühen und schwarzen Schweinen keltert er eine Batterie an Schaumweinen, darunter auch einen Lambrusco Maestri. Dunkel wie die Nacht, Brombeeren in der Nase, Kirschen am Gaumen, staubtrocken und laut Camillo nach fünf Jahren Lagerung „zum Schreien“. Bio
- Sorbara und Oliva sind zwei weitere Lambruscovarianten und Basis des Stiolorosso von Gabriele Ronzoni. Ergänzt werden die zwei von Ancellotta, einer ebenfalls autochthonen Sorte der Emilia, der den beiden blassen Sorten Farbe einhaucht. Saftig, strukturiert, federleicht und erfrischend. Bio
- La Collina ist eine biodynamische Kooperative am Stadtrand von Reggio Emilia, ziemlich genau dort, wo die Peripherie in den Apennin übergeht. Der Lambrusco Frizzante Fermente baut auf Kalk und das schmeckt man. Elegant, erfrischend, intensiv und aromatisch.
- Vanni Nizzoli von Cinque Campi ist Demokrat. Sein Sortiment ist paritätisch in Rot und Weiß aufgeteilt. Davon ist wiederum eine Hälfte still, während die andere Hälfte sprudelt. Unter seinen 9 Weinen hat auch der Cinquecampi rosso eine gewichtige Stimme. Staubtrocken und in klassischer Champagnertradition vinifiziert, beißt man hier erstmal auf ein paar feine Tannine, ehe dichte rote Frucht, spürbare Mineralität und lebendige Säure übernehmen. Bio und ungeschwefelt
- Man könnte das Ranking natürlich auch umdrehen. Roberto Maestri von Quarticello würde sich auch an ersten Stelle bestens machen. Nicht nur weil sein Name Programm ist (Lambrusco maestri macht 50% der Cuvèe aus) und der Schaum über seinem Lambrusco die schönste Farbe hat, sondern auch weil man hinter konzentrierter aber einladender Frucht und nicht zu knapp Pfeffer auch noch auf einen saftigen, harmonischen, kräftigen und lebendigen Körper trifft. Bio